Dorfladen in Haag - die Bürger sagen "jein"

Viele Haager Bürger wollen einen Dorfladen. Das ist das Ergebnis einer Fragebogenaktion, das nun vorgestellt wurde. Bei den künftigen Kunden mangelt es jedoch noch an der Bereitschaft, sich auch an einer Anschubfinanzierung zu beteiligen.

 Bürgermeister Gregor Eibes diskutiert mit den Haagern über den Dorfladen. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Bürgermeister Gregor Eibes diskutiert mit den Haagern über den Dorfladen. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Haag. "Wenn die Haager einen Laden wollen, dann schaffen die das auch", davon ist der Morbacher Bürgermeister Gregor Eibes überzeugt. Vor rund 80 Zuhörern, dreimal mehr als bei der ersten Bürgerversammlung im Mai, wurden die Ergebnisse einer Fragebogenaktion vorgestellt.

Alle 170 Haushalte konnten hierbei ihre Wünsche äußern. 71 schickten ausgefüllte Bögen zurück. "98 Prozent von ihnen sind für den Dorfladen", rechnete Ralf Becker vom Standortmarketing der Verwaltung vor. Doch nur 21 kreuzten an, regelmäßig hier einkaufen zu wollen. Bei der Bereitschaft, auch Anteilsscheine für eine Anschubfinanzierung zu zeichnen, war das Ergebnis noch niederschmetternder. Gerade mal 2500 Euro wären laut Fragebögen zusammengekommen. "Dafür kriegt man aber nicht gerade viele Regale", machte Eibes klar. Bis zu 30 000 Euro koste die Erstausstattung eines solchen Ladens, weiß der Bürgermeister.

Der nötige Umsatz für eine "schwarze Null" bei der Rentabilität wurde mit 142 000 Euro im Jahr beziffert. "Im Klausener Dorfladen sind es bei 1300 Einwohnern 230 000 Euro", verglich Ralf Becker den Betrag.

Verwaltung verschickt erneut Fragebogen



Das seit einem Jahr leerstehende Pfarrhaus brachte die Haager erst auf die Idee zu einem Dorfladen. Ortsvorsteher Norbert Schemer wurde immer öfter auf dieses Thema angesprochen. Sogar Platz für einen Biergarten wäre da. Auch eine Postagentur und eine Reinigungsannahme sähen die Bürger gern. Eibes sprach sich daher für eine Kombination aus Laden und Gaststätte aus: "Alles andere würde wahrscheinlich nicht funktionieren." Optimal wäre ein privater Betreiber, wahrscheinlicher aber ein "wirtschaftlicher Verein" nach Klausener Vorbild, wo das seit drei Jahren funktioniert (Extra). Ein solcher Verein könnte 400-Euro-Kräfte beschäftigen.

Eibes fragte ganz gezielt: "Wer würde denn in den Laden investieren?" Es meldeten sich rund 40 Leute im Saal. Spontan wurde eine weitere Fragebogenaktion beschlossen. Nur noch drei Fragen sollen die Bürger beantworten, bevor die Verwaltung sich mit der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion Trier (ADD) und dem Bistum wegen der Anmietung des Pfarrhauses in Verbindung setzt: Wer ist für den Dorfladen mit Gastronomie? Wer will dem wirtschaftlichen Verein beitreten? Wer will sich mit Anteilsscheinen beteiligen?

Nach den Ferien wird das Ergebnis vorgestellt. In Kürze verschickt die Verwaltung die neuen 170 Fragebogen.

Zwei Meinungen aus dem Publikum: "Die Resonanz bei den Bürgern ist jetzt viel besser. Ich stehe dem Laden positiv gegenüber", freut sich Manfred Schneider. Sie habe sich hier erst einmal informiert, stellte Ute Pöck fest. Sie ist sich aber sicher: "Ich werde dem wirtschaftlichen Verein beitreten."

ExtraDas Konzept: Ein Dorfladen kann von einem Alleininhaber oder einem "wirtschaftlichen Verein" betrieben werden, der von der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion Trier (ADD) genehmigt werden muss. Der Vorteil ist, dass die Vereinsmitglieder nicht für Verluste geradestehen müssen. Das Geld für Anteilsscheine wird jedoch beim Scheitern des Projekts nicht zurückgezahlt. In Klausen läuft das Konzept seit drei Jahren reibungslos. "Wir sind an der Grenze zur Kostendeckung", sagt Ortsbürgermeister Alois Meyer. (doth)

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort