Dorfmoderation lässt wieder hoffen

Die Ideen der Piesporter Dorfmoderatoren könnten auch Umbaupläne privater Eigentümer endlich voran bringen. Am hochwassergefährdeten Moselufer von Alt-Piesport mit seinen denkmalgeschützten Häusern scheitern diese nicht selten am Veto der Denkmalbehörde.

Piesport. (urs) Die Entscheidung für die Dorfmoderation wird sich in Piesport möglicherweise nicht nur auf das Erscheinungsbild insgesamt auswirken. Die Überlegungen in den Arbeitskreisen, die sich mit Themen wie Ortsdurchfahrt oder Leerständen befasst haben, motivieren auch Privateigentümer. Im Ortsteil Alt-Piesport setzen momentan zwei Hausbesitzer auf die städtebauliche Beratung Privater durch Fachleute des mit der Dorfmoderation beauftragten Büros Stand-Land-plus in Boppard-Buchholz.

Winzer Theo Haart begrüßt die aufgezeigten Alternativen. Dabei hatte er schon im Ortsteil Niederemmel neu bauen wollen. Am hochwassergefährdeten Ausonius ufer sind die Möglichkeiten bescheiden, erklärt Haart, der vor allem ein zweckmäßiges Wirtschaftsgebäude braucht.

Doch bisherige Umbauideen fanden keine Zustimmung. Die Häuserzeile des Ausoniusufers sowie entlang der St. Michaelstraße auf der anderen Seite der Moselbrücke stehen nämlich größtenteils unter Denkmalschutz. Haart fragte sich daher: "Bleibe ich hier - trotz Hochwasser - oder gehe ich auf die grüne Wiese?"

Nach der Beratung des Bopparder Büros hätten er und sein Sohn sich für Alt-Piesport entschieden: "Obwohl es teurer wird, hier umzubauen." Ausschlaggebend war der Vorschlag, ein Nebengebäude so umzufunktionieren, dass auf den Wirtschaftstrakt im Erdgeschoss hochwassersichere Gästezimmer gebaut werden. Das Haus soll sich optisch der Häuserzeilenfront anpassen.

Während Haart noch in der Planungsphase steckt, hat Hugo Schwang in der St. Michaelstraße schon mehrere Umbauanläufe hinter sich. Bisher reichte er an die zehn Pläne, Entwürfe und Skizzen ein, die alle abgelehnt wurden. Knackpunkt bei der Denkmalbehörde in Mainz sei der statt einer Scheune aus den 1940er Jahren geplante moderne Anbau an das einstige Kelterhaus.

Dass die historische Bausubstanz von 1770 bei ihm in guten Händen ist, hat Schwang im behutsam renovierten Trakt bereits bewiesen. Doch wegen der verhärteten Fronten zwischen Eigentümer und diversen Architekten einerseits sowie der Behörde andererseits dachte er schon daran, das vor 15 Jahren gekaufte Anwesen wieder zu verkaufen. Immerhin hatte er auch namhafte und überregional aktive Experten hinzugezogen. Doch nun hat eine Skizze der Dorfmoderatoren wieder die Suche nach Kompromissen angestoßen. Mit der Beratung sei er sehr zufrieden gewesen: "Die sind kompetent und haben den Baukörper sofort verstanden."

Friedrich Hachenberg vom Bopparder Büro weiß, dass es gerade im Vorfeld von Bauanträgen Handlungsspielraum gibt: "Da kann man viel steuern." Den Bauherren spare das unter Umständen viel Geld. Der Vorteil des Büros sei der tägliche Umgang und damit die Erfahrung der Mitarbeiter mit den Kriterien der Dorferneuerung. Allerdings würde auch er sich ab und an größere Spielräume der Denkmalpflege wünschen. Insbesondere zugunsten einer sinnvollen Verbindung von traditioneller und zeitgemäßer Architektur. Denn ein "Zutodeschützen" von Altbausubstanz sei ja in niemandes Interesse.

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