Dorfgeschehen 60 Liter Benzin, hundert Teelichter und eine alte Fritteuse

Rivenich · In vielen Orten  gibt es im Frühjahr einen Dreck-Weg-Tag, an dem Ehrenamtliche sich aufmachen, um die Wege, Wiesen und Waldstücke vom Müll zu befreien. Der TV hat sich eine solche Aktion in Rivenich angesehen.

 Lothar Follmann gibt einem der Helfer eine Rolle mit Müllsäcken, dann kann die Dreck-Weg Aktion starten.

Lothar Follmann gibt einem der Helfer eine Rolle mit Müllsäcken, dann kann die Dreck-Weg Aktion starten.

Foto: Christina Bents

Vor dem Feuerwehrhaus in Rivenich herrscht an diesem Morgen um 9 Uhr schon rege Betriebsamkeit. Kinder spielen Fangen auf dem Vorplatz. Vier Traktoren mit kleinen Anhängern stehen bereit. Mitglieder der Feuerwehr und Bürger aus Rivenich haben sich versammelt und unterhalten sich. Insgesamt sind es fast 40 Personen, die sich zusammengefunden haben, um mit anzupacken, den Müll rund ums Dorf einzusammeln.

Lothar Follmann, Mitglied der Feuerwehr und Gemeindearbeiter, ergreift jetzt das Wort und teilt vier Gruppen ein, die vier verschiedene Strecken abgehen. Die Kleinen der Bambinifeuerwehr gehen abseits von vielbefahrenen Straßen, in Begleitung von Erwachsenen, die Älteren wissen nach einigen Stichworten gleich, wo ihre Route ist. Insgesamt legen sie an diesem Tag acht bis zehn Kilometer zurück, um den Abfall anderer aufzusammeln.

Ortsbürgermeister Peter Knops spricht noch einige Dankesworte und freut sich, dass so viele gekommen sind. Dann geht’s los. Die Traktoren werden jetzt angelassen und die Müllsäcke mitgenommen.

Seit es den Dreck-Weg Tag gibt, sind die Rivenicher dabei. Lothar Follmann weiß: „In den ersten Jahren war es deutlich mehr Dreck, aber seit wir es jedes Jahr machen, ist es weniger.“ Die Traktoren fahren neben den Müllsammlern her, und die halten die Augen auf. Was sie finden, ist zum Teil kurios. In diesem Jahr haben die Kids mit Vera Haier und Silke Thiemann in einer Hecke rund 100 Teelichter gefunden, einen Blumentopf und eine Weinflasche. Vera Haier vermutet: „Da haben sich wohl welche einen netten Abend gemacht. Einen Schuh haben wir auch noch gefunden, vielleicht musste es auf einmal schnell gehen“, meint sie nachdenklich lächelnd.

Daneben wurden zwei Auspuffe gefunden, paketeweise Werbeblätter, Töpfe, eine alte Fritteuse, Flaschen, Planen und Verpackungen. Etwas ganz Besonderes haben die Kinder gefunden: eine Kiste mit Süßigkeiten und Getränken. Silke Thiemann sagt dazu: „Die Kleinen brauchen ja auch ein bisschen Motivation, dann macht es noch mehr Spaß.“

Vor zwei Jahren haben die Helfer einen 60-Liter-Kanister mit Benzin entdeckt. „Da haben wir die Polizei angerufen. Die haben gesagt, wir sollen ihn selbst entsorgen. Aber es war uns wichtig, dass die Polizei Bescheid weiß“, berichtet Follmann.

Was den Rivenichern seit Jahren Kopfzerbrechen bereitet, sind die leeren Packungen Schlaftabletten, die sie jedes Jahr an derselben Stelle finden, an der Autobahn entlang Richtung Hetzerath. „Das sind richtig viele. Was dahinter steckt, können wir uns nicht erklären“, sagt der Gemeindearbeiter.

Seltsam finden sie auch, dass sie häufig leere Shampooflaschen finden. „Warum macht man sich die Arbeit und schmeißt die in den Wald statt einfach in den Müll?“, fragen sie sich. Eklig wird es bei Toilettenpapapier und Damenbinden, die ebenfalls unter den Fundstücken sind.

Und schon fast unverschämt finden die Männer, dass sie eine leere Kiste Bier gefunden haben. „Die haben noch nicht mal die Flaschen drin gelassen fürs Pfand, geschweige denn ein paar volle Flaschen“, ärgert sich Marcus Heintel, Mitglied der Feuerwehr und im Hauptberuf VG-Bürgermeister von Traben-Trarbach.

Volle Flaschen brauchen die fleißigen Helfer nicht wirklich, denn am Feuerwehrhaus stehen schon Getränke und Bratwurst für die Helfer bereit. Die Jungen von der Jugendfeuerwehr, die im Grundschulalter sind und neben anderen Dingen Planen sowie eine verrostete Tonne gefunden haben, zeigen kein Verständnis dafür, dass die Menschen Müll in Wiesen und Wald hinterlassen. Sie sagen: „Das ist gefährlich für die Tiere, man wirft keinen Müll in die Natur“, sind sie sich einig.

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