Finanzen Drei-Millionen-Projekt in Wittlich platzt

Wittlich · Der Wittlicher Bauausschuss kritisiert den Plan für den Neubau eines viergeschossigen Mehrfamilienhauskomplexes  im Fallerweg. Er verlangt Nachbesserung: Einen zweiten Entwurf wird es aber nicht geben.

 Auf dem Areal (Foto links) in der Weilersiedlung steht noch ein Gebäude (Drosselburg genannt), das dem Mehrfamilienhauskomplex mit zwei Gebäudeflügeln hätte weichen müssen. Die bestehende Bausubstanz in der Weilersiedlung besteht, wie das Bild (Foto rechts) zeigt, ausschließlich aus Satteldächern.

Auf dem Areal (Foto links) in der Weilersiedlung steht noch ein Gebäude (Drosselburg genannt), das dem Mehrfamilienhauskomplex mit zwei Gebäudeflügeln hätte weichen müssen. Die bestehende Bausubstanz in der Weilersiedlung besteht, wie das Bild (Foto rechts) zeigt, ausschließlich aus Satteldächern.

Foto: Christina Moeris/Christian Moeris

„Machen Sie es hier noch etwas schöner und da gibt es auch noch Verbesserungsbedarf. Das können Sie doch!“ Ständig werden im Bauausschuss der Stadt Wittlich geplante Bauvorhaben von Privatleuten, Investoren und Unternehmern diskutiert, genehmigt, oder abgelehnt.

In vielen Fällen verlangt das Gremium von den Planern eine Nachbesserung. Die ersten Skizzen zu geplanten Bauvorhaben größerer Art finden im Ausschuss selten Zustimmung. Meist geschieht das deshalb, weil sie sich nach Einschätzung des Ausschusses wegen ihres Erscheinungsbildes nicht in die umliegende Bebauung einfügen würden.

 Bis die Architekten endlich ins Schwarze treffen und Pläne vorlegen, mit denen die Ausschussmitglieder gut leben können, sind oftmals mehrere Versuche notwendig.

So kann schon mal einige Zeit ins Land ziehen, bis Projekte durchgewunken werden, was aber wirklich keine Seltenheit ist und natürlich auch seinen Sinn hat: Denn sowohl der Investor als auch die umliegenden Bewohner profitieren von einer Harmonie zwischen Bestand und Neubauten. Wildwuchs gefällt letztlich niemandem.

Allerdings beschreiten die Bauausschussmitglieder mit ihrem Abwägungsprozess und den Diskussionen zur Ästhetik geplanter Bauvorhaben oft einen schmalen Grad. Denn Investoren mit wirtschaftlichen Interessen haben nicht unendlich Zeit, Geld und Muße, um zahllose Entwürfe zu erarbeiten.

Der Gemeinnützigen Baugenos­senschaft Wittlich, die im Fallerweg einen Gebäudekomplex mit 18 Wohneinheiten errichten wollte, ist nun schon nach einem ersten Rüffel aus dem Bauausschuss die Geduld ausgegangen – wohl entgegen der Erwartung einiger Ausschussmitglieder.

Diskussion Zunächst hagelte es in der jüngsten Bauausschusssitzung Kritik der Anwohner im Fallerweg, die Parkplätze auf dem Grundstück gemietet hatten, wo der Komplex geplant war. Die Parkplätze wurden ihnen von der Genossenschaft gekündigt,  „aber wo sollen wir künftig parken“, fragte ein Anwohner. Einer seiner Nachbarn meinte gar, die Häuser der Weilersiedlung aus den 1920er-Jahren würden einstürzen oder beschädigt, wenn dort schwere Baumaschinen rollen würden. Die Mitglieder des Ausschusses kritisierten hauptsächlich die Architektur, die sie auf den Entwürfen zu sehen bekamen: „Es fügt sich nicht ein“, sagte Jan Salfer (CDU), „wir müssen da eine andere Lösung finden, aber dürfen das Projekt nicht scheitern lassen.“

Wie man an der Gebäudeskizze sehe, werde das Maß der Nutzung  überschritten, sagte Stephan Lequen (Die Grünen). Zudem greife der Entwurf mit Flachdach die Satteldächer der umliegenden Bebauung nicht auf. Lequen: „Dieser Entwurf geht nicht. Das muss umgeplant werden.“

Joachim Gerke (SPD): „Wir haben auch Nachbarschaftsschutz zu leisten. Was da neu passiert, muss sich einfügen in das, was da steht. Dieser Entwurf schafft das nicht. Da sind wir uns alle einig. Andererseits dürfen die Anlieger nicht erwarten, dass da nur Einfamilienhäuser gebaut werden dürfen. Wir müssen zwischen den Interessen der Nachbarn und des Investors abwägen.“

Beschluss Da sich das geplante zweiflügelige und viergeschossige Mehrfamilienhaus mit Flachdach nicht in die Eigenart der Weilersiedlung mit ihren Satteldächern einfügt, hat der Ausschuss den Bauantrag einstimmig abgelehnt und den Investor um Nachbesserung gebeten.

Investor Doch es werde keinen zweiten Entwurf geben, sagt Hubert Weinand, Geschäftsführer der Gemeinnützigen Baugenossenschaft Wittlich. „Wir lassen das jetzt sein und werden da nicht bauen. Wenn da nur so wenig möglich ist, nehmen wir davon Abstand.“ Die Genossenschaft sei ihren Mitgliedern gegenüber verpflichtet ein bezahlbares Wohnangebot zu schaffen. „Aber dafür brauchen wir eine bestimmte Größe. Mit Bauten im Lebkuchenhaus-Stil und mit Satteldächern wird das nicht gehen.“

 Damit sei das Bauprojekt im Fallerweg, das zweieinhalb bis drei Millionen Euro kosten sollte, abgehakt. Weinand: „Wir hoffen, dass im nächsten Jahr in Wittlich Baugebiete ausgewiesen werden, in denen der Bebauungsplan auch Projekte für Mietwohnungen hergibt.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort