Dreispitz ab, Schlüssel weg: Bürgermeister ohne Macht

Erst empfing er in Wittlich die Bundeskanzlerin, dann wurde er auf der Kappensitzung zum König gekürt, gestern gab er sich als Kurfürst. Und all das hat nichts genutzt: Nicht einmal Bürgermeister ist Joachim Rodenkirch mehr. Möhnen haben ihn entmachtet.

 Partymeile Karrstraße: Was den einen der Markt, ist der Jugend die Karrstraße. Hunderte haben sich in Schale geworfen und feiern auf Straße und Parkplatz vor St. Markus. Musik kommt dazu aus Autoboxen, Getränke bringt jeder selbst mit. TV-Foto: Sonja Sünnen

Partymeile Karrstraße: Was den einen der Markt, ist der Jugend die Karrstraße. Hunderte haben sich in Schale geworfen und feiern auf Straße und Parkplatz vor St. Markus. Musik kommt dazu aus Autoboxen, Getränke bringt jeder selbst mit. TV-Foto: Sonja Sünnen

 Partymeile Karrstraße: Was den einen der Markt, ist der Jugend die Karrstraße. Hunderte haben sich in Schale geworfen und feiern auf Straße und Parkplatz vor St. Markus. Musik kommt dazu aus Autoboxen, Getränke bringt jeder selbst mit. TV-Foto: Sonja Sünnen

Partymeile Karrstraße: Was den einen der Markt, ist der Jugend die Karrstraße. Hunderte haben sich in Schale geworfen und feiern auf Straße und Parkplatz vor St. Markus. Musik kommt dazu aus Autoboxen, Getränke bringt jeder selbst mit. TV-Foto: Sonja Sünnen

Wittlich. Menschenleer ist der Marktplatz. Nur ein paar gut behütete Damen in Schwarz sammeln sich in Grüppchen. "Hoch hinaus, dadada", ruft ein Mann in ein Mikrofon auf der kleinen Bühne. Vor dem alten Rathaus steht Jutta Weisenfeld. "Obermöhne", steht auf der handteller großen roten Brosche auf ihrer Brust. Sie weiß, was gleich passiert: "Ei wie jed' Jahr!" Eine Stunde später ist der Markt rappelvoll: Nonnen, Mickeymäuse, Hexen, Rindviecher, Clowns haben sich versammelt. Mittendrin eine Hippie-Lady. Ist das nicht? Ja es ist Theresia Rodenkirch, Frau des Bürgermeisters und gar nicht standesgemäß an seiner Seite, sondern unten mit den Aufständischen sympathisierend. Oben, im ersten Stock des Rathauses scharen sich eine leibhaftige Spielkarte, eine Dame im Frack, ein Chinese und weitere Kostümierte um einen Tisch voller Sektgläser und einen Kurfürsten. Ist das nicht? Ja das ist der Bürgermeister. Draußen vor der Tür wird eine Riesenleiter ans Rathausfenster gelehnt. "Wir sind die Tramps von der Pfalz", spielt die Band - ein Ablenkungsmanöver. Denn die Möhnen aus Wittlich rücken zum Angriff. Siegessicher erklimmt die erste die Sprossen zur Macht, Handtäschchen voran, Spitzenhöschen untendrunter. Jemand pfeift, die ersten Bonbons fliegen. Möhne Nummer zwei folgt strahlend der ersten Eroberin. Oben gibt sich der Bürgermeister ganz galant: Er weiß, wann Widerstand zwecklos ist. Brav hält er der Schere der Obermöhne seinen Schlips entgegen, später auf der Marktplatzbühne lüftet er ebenso ergeben den Dreispitz, um den Stadtschlüssel abzugeben. Dann allerdings probiert er es mit einer neuen Strategie: Bestechung. Er überreicht den Möhnen einen Orden. Ob die sich noch nächstes Jahr daran erinnern werden, oder wird es auch 2012 an Weiberdonnerstag sein "wie jed' Jahr? ca/noj

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