Durch alle musikalischen Welten: Jazzpreisträger Simion in Wittlich

Wittlich · Der Jazzclub Wittlich hat schon viele große Jazzmusiker auf der Bühne begrüßt, etwa John Abercrombie, Charlie Mariano oder die Kölner Saxofonmafia. Jetzt konnten die Wittlicher den WDR- Preisträger in der Kategorie Improvisation, Nicolas Simion, fürs Casino verpflichten. 80 Besucher waren begeistert.

 Nicolas Simion (rechts) spielt sein Tenorsaxofon beim Konzert in Wittlich. TV-Foto: Christina Bents

Nicolas Simion (rechts) spielt sein Tenorsaxofon beim Konzert in Wittlich. TV-Foto: Christina Bents

Foto: Christina Bents (chb) ("TV-Upload Bents"

Wittlich. Nicolas Simion ist ein ausgesprochener Jazzer. Er stammt aus Transsilvanien, studierte in Bukarest Musik und verließ Rumänien 1988. In Wittlich hatte er sein Tenor- und das Sopransaxofon dabei sowie die Bassklarinette.
Gleich im ersten Stück zeigten er und seine Musiker, was sie zu leisten imstande sind. Trompeter Matthias Schwengler, der im Mai noch einmal in Wittlich zu Gast sein wird, spielte mit einem durchdringenden festen Ton, Bassist Martin Gjakonowski zog die Besucher mit seinem Groove in den Bann. Nicolas Simion und Matthias Schwengler improvisierten teils gleichzeitig, teils im schnellen Wechsel.
Im nächsten Stück, das Simion als Dudelsackstück ohne Dudelsack, dafür aber mit Sopransaxofon, ankündigte, ging es dann deutlich verträumter zu. Pianist Antonis Anissegos leitete mit einem langen Intro ein, und Schwengler nahm die Melodie auf. Durch die Klangfarbe des Sopransaxofons und die sich in der Schleife wiederholende Melodie bekam das Stück einen meditativen Charakter. Das Publikum reagierte mit langanhaltendem Applaus. In der folgenden Ballade hatten Schlagzeuger Marcus Ried und Norbert Scholly an der Gitarre beeindruckende Soli. Norbert Scholly wird am 9. Januar noch einmal in Wittlich spielen. Bei Nicolas Simion, der mit einem warmen vollen Klang spielt, sind die Solos manchmal explosiv, aber immer ist eine Melodie zu erkennen, die singbar klingt.
Seine rumänischen Wurzeln und seine Verehrung der dortigen Volksmusik scheinen immer wieder in Form von ungewöhnlichen Sieben- oder Neunachtel-Rhythmen durch. Eindrucksvoll ist das problemlose Zusammenaspiel der Musiker, die in dieser Besetzung zum ersten Mal zusammen auf der Bühne stehen. Nicolas Simion gibt ihnen viel Raum zum Improvisieren.
Ein argentinischer Tango mit einer melancholischen Klangfarbe, Tönen, die noch lange nachhallen, und schnellen Phrasen rundet das Programm ab. Es gibt aber auch eine Premiere: "Prinzessin X" mit Bassklarinette, Trompete mit Dämpfer und mit den Händen gespieltem Schlagzeug erzeugt eine ursprüngliche Stimmung wie im australischen Busch. Von den Zuhörern gibt es Bravorufe, die Band geht nicht ohne Zugabe von der Bühne. chb
Das nächste Konzert des Jazzclubs Wittlich gestaltet Chris Adams am Samstag, 12. Dezember, um 20 Uhr im Casino.

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