Durch Traben-Trarbach geht ein tiefer Riss

Traben-Trarbach · Traben-Trarbach erlebt in diesen Tagen und Wochen ein noch nicht da gewesenes Polit-Drama. Der Streit um den defizitären "Wein-Nachts-Markt" droht die ganze Stadt zu spalten: Der Stadtrat ist beschlussunfähig, die CDU hat ihren Vorstand verloren, Winzer-, Hotel- und Händlervereinigungen stehen kurz davor. Und Friede ist keiner in Sicht.

Traben-Trarbach. Wald und Weinberge schmiegen sich an die Flussbiegung, in der die 5800 Einwohner zählende Stadt Traben-Trarbach liegt. Ein Idyll an der Mittelmosel. Doch so friedlich das von Burgruinen gekrönte Szenario auf Besucher auch wirken mag. Der Schein trügt.
Die Stadt ist tief gespalten. Ganz so, als würde jeden Moment ein gewaltiger Vulkan ausbrechen, haben sich an zahlreichen Stellen Risse aufgetan. Sie haben die Einwohner in zwei Lager geteilt, den Stadtrat zerrissen, die CDU entzweit und machen sich nun daran, lokale Verbände zu spalten. Wo diese Risse verlaufen, flammt heftiger Streit auf, während ringsum ein Nebel aus Vorwürfen, Gerüchten und Verschwörungstheorien die Luft verpestet. Dieser ist so dicht, dass viele gar nicht mehr wissen, was eigentlich los ist. Kurz: Das Ganze ist so emotional wie komplex.
Im Zentrum der Geschichte steht - so weit dies durch den vielen Rauch erkennbar ist - Matthias Holzmann, der Leiter der Tourist-Information. Und mit ihm die Frage, wie sich Traben-Trarbach touristisch weiterentwickeln soll. Traben-Trarbach, das nach Ansicht von Holzmanns Fans viel zu lange im Dornröschenschlaf gelegen hat.
Seit der Touristiker seine Stelle Ende 2010 antrat, wurde die Doppelstadt ordentlich wachgerüttelt. Mit spektakulären Aktionen brachte er sie innerhalb kürzester Zeit bundesweit ins Gespräch: Beim Moselweinfestival Anfang Juli sorgte "Dinner in the Sky" für Aufsehen. Ein Kran zog eine gedeckte Tafel samt 20-köpfiger Tischgesellschaft in 40 Meter Höhe. Die "verrückte" Unterwasser-Weinprobe in der Moseltherme lief sogar bei RTL in den Abendnachrichten. Und der erste Mosel-Wein-Nachts-Markt wurde mit seinen über 100 Veranstaltungen zum Besuchermagneten. Allerdings riss er auch ein Defizit in die Haushaltskasse, das viel größer war als erwartet: Die Verwaltung spricht von 184 000 Euro minus. Holzmann von 115 000 Euro. Wer Recht hat, muss noch geprüft werden. Und so entbrannte ein Streit, der schon länger geschwelt hatte.
Es ist ein Streit zwischen den Anhängern und den vermeintlichen Gegnern der touristischen Revolution, die Holzmann verkörpert. An der Spitze der Befürworter steht Jürgen Römer, ein erfolgreicher Unternehmer, der für die CDU im Stadtrat sitzt. Mit ihm kämpfen einflussreiche Hoteliers, Gastronomen, Gewerbetreibende und Winzer. Auf der anderen Seite steht - so sehen es zumindest Römer & Co. - Ulrich K. Weisgerber (ebenfalls CDU), seit 2001 Bürgermeister der Verbandsgemeinde Traben-Trarbach und die Stadtbürgermeisterin Heide Pönnighaus. Holzmanns Fans werfen der Bürgermeisterin, besonders jedoch Weisgerber und seiner Verwaltung vor, der Tourist-Information Steine in den Weg zu legen und Holzmann nun an den Pranger zu stellen. Holzmann selbst beklagt sich über mangelnde Unterstützung. Weisgerber hingegen sieht sich durch die Kampagnen seiner Gegner zu Unrecht diffamiert. Er wirft Holzmann finanzielle Alleingänge und Gemauschel mit Römer vor, der bei der Unterwasserweinprobe als Sponsor aufgetreten ist.
Alle weisen alles zurück. Alle ärgern sich. Alle wehren sich. Und so jagt in Traben-Trarbach ein Eklat den nächsten. Eine riesige Schlammschlacht, die inzwischen in zahlreichen Eklats gipfelte:

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