Echte Kerle tanzen Männerballett

Wittlich-Neuerburg · Männer und Tanzen, ein leidiges Thema für Frauen. Vielleicht ist das Männerballett-Festival im Wittlicher Stadtteil Neuerburg deshalb bei den Damen so beliebt. 14 Gruppen von der Mosel, aus Eifel und Hunsrück schwangen das - meist behaarte - Tanzbein.

 Kraft und Akrobatik sind den Männern bei ihrem Ballett, wie hier denen aus Lieser, wichtig. TV-Foto: Holger Teusch

Kraft und Akrobatik sind den Männern bei ihrem Ballett, wie hier denen aus Lieser, wichtig. TV-Foto: Holger Teusch

Wittlich-Neuerburg. Die Plätze vor der Bühne im Neuerburger Bürgerhaus sind schnell belegt. In der Überzahl unter den rund 250 Gästen: Frauen. Vielleicht ist Jean-Paul Kuffel deshalb aufgeregt. "Ich bin das erste Mal dabei", sagt der 20-Jährige fast schon entschuldigend. Im hinteren Teil des viel zu engen Saals wartet er auf den Auftritt mit dem Männerballett Schönecken und darauf, dass die Frauen auch für ihn kreischen.
So wie, als bei den Salmtaler Männern im Dirndl oder den Lokalmatadoren aus Neuerburg im Stil der 1960er Jahre die Röcke fliegen. Karneval ist längst vorbei, aber beim Männerballett-Festival wird noch einmal gefeiert, als gäbe es keinen Aschermittwoch. Vielleicht sogar noch ein bisschen ausgelassener. Denn hier sei der Druck nicht so groß, verraten die Akteure. Ohne den Vergleich mit den Garden lasse sich befreiter das Tanzbein schwingen. "Das Schlimmste sind die Kappensitzungen. Hier sind wir unter uns", sagt Sebastian Griebler aus Lieser.
Das stimmt natürlich nicht ganz. Nicht nur mit Blick aufs Publikum! Die Interessengemeinschaft Wagenbau Neuerburg als Veranstalter des Festivals lässt nach der Pause auch eine heimische Frauen-Tanzgruppe auf die Bühne. Außer Konkurrenz natürlich! Während bei den Männern Klamauk und Akrobatik im Vordergrund stehen, wirkt das, was die fünf Damen vorführen, künstlerisch und professionell.
Frauen als Trainerinnen


Das wollen die meisten Männer aber auch gar nicht. Es macht Spaß, antworten alle ausnahmslos, wenn sie gefragt werden, weshalb sie im Männerballett tanzen. "Das ist eine super Truppe", sagt Rolf Berger. Der 53-Jährige tanzt seit 35 Jahren. Ein Veteran, der weiß, dass der Schweiß fließen muss, bevor es lustig wird. "Wenn man am Anfang steht und ein Stück einübt, denkt man, es gibt kein Ende. Aber irgendwann fällt bei allen der Groschen", erzählt der Bitburger. Choreographien einzuüben scheint nicht so die Sache der Männer zu sein, bestätigt Beate Meurer. "Die Männer sind lustiger, als die Frauen, weil die nicht immer alles behalten", sagt die Trainerin der Lieserer Männer. Eingeübt werden die Stücke übrigens ausnahmslos von Frauen. Die Männer ordnen sich ihnen mehr oder weniger freiwillig unter, wenn sich erst einmal einige für ein Ballett zusammengefunden haben. Das ist oft gar nicht so einfach. Die Wengerohrer putzen regelrecht Klinken, um ihre Truppe zusammenzubekommen.
Und wie ist das Tanzengehen mit Frau oder Freundin? "Echte Männer tanzen nicht", sagt Stefan Pick: "Nur im Männerballett!"
Der erst so nervöse Jean-Paul Kuffel hat seinen Auftritt übrigens gut überstanden. Das Männerballett aus Schönecken überzeugt die Jury und gewinnt den Wanderpokal vor den Gruppen aus Enkirch und Bitburg.teu

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort