Ehe der Erzbischof zurücktritt, segnet er die Pilger in Klausen

Klausen · Rund 600 Gläubige sind am Sonntagabend zum Gottesdienst in den Wallfahrtsort Klausen gekommen. Dort hat Joachim Kardinal Meisner seine voraussichtlich letzte Messe in der Region als Erzbischof von Köln gefeiert. Meisner hat angekündigt, noch in diesem Jahr von seinem Amt zurücktreten zu wollen.

 Joachim Kardinal Meisner zieht den Segen spendend am Sonntagabend in die Wallfahrtskirche Maria Himmelfahrt in Klausen ein. TV-Foto: Klaus Kimmling

Joachim Kardinal Meisner zieht den Segen spendend am Sonntagabend in die Wallfahrtskirche Maria Himmelfahrt in Klausen ein. TV-Foto: Klaus Kimmling

Klausen. Zum zweiten Mal in 600 Jahren hat ein Kardinal den Wallfahrtsort Klausen im Kreis Bernkastel-Wittlich besucht: Nikolaus von Kues kam vor 565 Jahren, Joachim Kardinal Meisner am Sonntag. Für den 79-Jährigen dürfte es zugleich der letzte Besuch des Bistums Trier als Erzbischof von Köln gewesen sein. Meisner hat angekündigt, dieser Tage sein Rücktrittsgesuch beim Papst einreichen zu wollen. Als möglicher Nachfolger wird immer wieder auch der Trierer Bischof Stephan Ackermann genannt.Gedränge in der Wallfahrtskirche


Entsprechend voll ist die Wallfahrtskirche Maria Heimsuchung in Klausen schon eine Stunde vor Messebeginn um 19 Uhr. Die Bänke sind dicht besetzt; wer zu spät kommt, muss um einen Stehplatz drängeln. Rund 600 Menschen sind gekommen.
Der Gottesdienst am Gedenktag der Schmerzen der Gottesmutter Maria ist groß angelegt und feierlich. Der Kirchenchor singt, die Ministranten schwingen Weihrauchfässer, Dutzende Kerzen spenden ein warmes Licht.
Der Erzbischof fordert die Wallfahrer auf, ihr Leben am Beispiel der Gottesmutter Maria auszurichten, die allen Widrigkeiten zum Trotz stets an ihrem Glauben festgehalten habe. Meisner predigt in einfachen Worten, gestikuliert viel und macht auch ein oder zwei kleine Scherze. Die Botschaft kommt an: Kaum hat er geendet, brandet unter den Pilgern Applaus auf.
Es ist Meisners erster Besuch in der Wallfahrtskirche Maria Heimsuchung in Klausen. Seine Mutter habe ihm erklärt, dass man sich etwas wünschen dürfe, wenn man eine Kirche zum ersten Mal besuche, erzählt er schmunzelnd. So mache er es bis heute. Und verleiht dem Wunsch Ausdruck, dass in den nächsten Jahren einige junge Menschen aus der Region ihre Berufung zu einem geistlichen Leben entdecken mögen. Ein Satz, den die Gemeinde mit erneutem spontanem Beifall bedenkt.
Meisner gilt als einer der konservativsten Vertreter der katholischen Kirche in Deutschland. Der streitbare Kardinal, dessen Ernennung zum Erzbischof von Köln 1989 ein fünfzehnmonatiger Streit zwischen dem Vatikan und dem Kölner Domkapitel vor-angegangen war, sorgte in der Vergangenheit immer wieder mit polemischen Äußerungen für Aufregung - etwa, als er die in Deutschland gängige Abtreibungspraxis mit dem Holocaust verglich.Kein Anlass zu Polemik


Zu Polemik bietet ein Wallfahrtsgottesdienst aber keine Gelegenheit. Auch der schwelende Konflikt um den Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst, in dem Meisner sich erst am vergangenen Freitag zu Wort gemeldet hat (siehe Extra), bleibt außen vor.
Zum Abschluss des Gottesdienstes bittet der Kardinal um Nachsicht, dass er an der anschließenden Lichterprozession durch den 1300-Seelen-Ort wegen eines Knieleidens nicht teilnehmen könne. Er habe sich über die zahlreichen Besucher gefreut und fahre "im Glauben gestärkt" zurück nach Köln, sagt er. Und erteilt einen "kräftigen Segen". Im Anschluss an die Messe zieht die Gemeinde in einer Lichterprozession betend und singend durch das dunkle Dorf. Klausen, der kleine Wallfahrtsort, zu dem Jahr für Jahr Tausende Gläubige aus der ganzen Region pilgern, verzeichnet nicht mehr einen, sondern zwei Kardinalsbesuche.Extra

Kardinal Meisner hat sich am vorigen Freitag in den Konflikt um den Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst eingeschaltet. Tebartz-van Elst steht seit Wochen wegen seiner Amts- und Lebensführung in der Kritik (der TV berichtete). Meisner, zu dessen Erzdiözese auch das Bistum Limburg gehört, warf den Medien vor, einseitig gegen seinen einstigen Schützling Position zu beziehen. Der Bischof von Limburg selbst bat unterdessen die Gläubigen in seinem Bistum während eines Gottesdienstes zum Abschluss des Besuchs des Papst-Gesandten Giovanni Kardinal Lajolo um Verzeihung und Nachsicht für begangene Fehler. red

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