Ehrenämter: Ein zu kleines Dankeschön

Morbach · Die Einheitsgemeinde Morbach will die Ehrenamtskarte. Es gibt allerdings auch Kritik am Konzept.

 Seit 2014 gibt es die Ehrenamtskarte im Land. Der erste Träger hieß Dietmar Thubeauville. Die Einheitsgemeinde Morbach will sie jetzt auch ausstellen. Foto: Archiv/dpa

Seit 2014 gibt es die Ehrenamtskarte im Land. Der erste Träger hieß Dietmar Thubeauville. Die Einheitsgemeinde Morbach will sie jetzt auch ausstellen. Foto: Archiv/dpa

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Morbach In 107 rheinland-pfälzischen Kommunen gibt es sie schon: die Ehrenamtskarte. Das Land hat sie eingeführt, um den Kommunen für ihre zahlreichen ehrenamtlichen Helfer ein kleines Dankeschön für deren Engagement zu ermöglichen. Mit der Ehrenamtskarte erhalten die jeweiligen Inhaber Vergünstigungen bei öffentlichen Einrichtungen aller beteiligten Kommunen, beispielsweise bei Eintrittsgeldern. Dem will sich die Gemeinde Morbach jetzt anschließen. Die Freien Wähler hatten die Einführung der Karte im Juni 2016 beantragt.

Der Sozial- Jugend- und Kulturausschuss hat in seiner jüngsten Sitzung eine Vorlage dazu verabschiedet, die dem Gemeinderat zur Entscheidung vorgelegt werden soll. Sollte sich dieser der Empfehlung des Ausschusses anschließen, können auch Personen aus der Einheitsgemeinde die Ehrenamtskarte beantragen. Bedingung: Sie müssen mindestens 250 Stunden pro Jahr ehrenamtlich tätig sein und dürfen dazu keine Entlohnung jeglicher Art erhalten. Deswegen sieht der Morbacher Bürgermeister Andreas Hackethal das Thema Ehrenamtskarte eher kritisch: "Es gibt viele Bereiche, die von der Ehrenamtskarte ausgeschlossen sind", sagt er. Denn Feuerwehrleute erhalten eine Aufwandsentschädigung, kommunalpolitisch Tätige bekommen Sitzungsgeld. Deshalb sei die Ehrenamtskarte "gut gedacht, aber schlecht gemacht", sagt der Morbacher Wehrleiter Marco Knöppel während einer Sitzungsunterbrechung.

Einige aktive Feuerwehrleute brächten bis zu 800 Stunden pro Jahr und kämen damit erheblich über das vorgegebene Maß der Landesregierung, sagt er. Die Nachbarschaftshilfe, auf die das Ratsmitglied Manuel Blatt hinweist, liegt laut Hackethal ebenfalls in einer Grauzone. "Auch wer für Senioren einkauft ist für das Gemeinwohl tätig", stellt er klar. Die Karte sei nicht ausgereift, um alle Ehrenamtlichen zu erreichen.

Deshalb schlägt die Verwaltung in ihrem Konzept eine Kombination verschiedener Würdigungen vor. Diese besteht aus der Ehrenamtskarte, hinzu soll mit einem Ehrenamtstag eine neue Veranstaltung treten, um jedem gemeinnützig Tätigen "eine Anerkennung zuteil werden zu lassen", sagt Hackethal. Die Inhaber der Ehrenamtskarte profitieren zudem von günstigeren Eintrittsgeldern im Freibad und in den Morbacher Museen. Die Verwaltung könne die Kontrolle der geleisteten ehrenamtlichen Stunden nicht übernehmen, sagt Hackethal. Das müssten die jeweiligen Vereine übernehmen.

Für die Beigeordnete Brigitte Heintel ist die Kombination ein vernünftiger Weg. "Man kann das eine tun und das andere nicht lassen. Ein Ehrenamtstag ist wichtig", sagt sie.
Extra: VIER KARTENINHABER IN THALFANG


Die Verbandsgemeinde Thalfang hat im September 2016 die Ehrenamtskarte eingeführt. Seitdem haben dort sieben Bürger die Karte beantragt, sagt VG-Bürgermeister Marc Hüllenkremer. Vier Personen haben sie erhalten, zwei Anträge seien noch in der Bearbeitung in der Staatskanzlei. Ein Antrag sei abgelehnt worden, da die Voraussetzungen nicht nachgewiesen werden konnten.

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