Ehrenplaketten in Gold für Wittlicher

Wittlich · Seltene Auszeichnung, nach 20 Jahren erneut vergeben: Für ihre Verdienste zum Wohle der Stadt haben Rudolf Halffmann und Hans Friderichs die Ehrenplakette in Gold der Stadt Wittlich erhalten. 200 Menschen kamen, um die feierliche Übergabe in der Synagoge mitzuerleben.

 Gruppenbild mit Herren: Rudolf Halffmann (links) und Hans Friderichs (rechts) mit der Gratulantenschar in der Synagoge. TV-Foto: Rudolf Höser

Gruppenbild mit Herren: Rudolf Halffmann (links) und Hans Friderichs (rechts) mit der Gratulantenschar in der Synagoge. TV-Foto: Rudolf Höser

Wittlich. Er trägt Baskenmütze, eine dunkle, wattierte Jacke und geht die Himmeroder Straße entlang. Das war auch sein Weg nach Hause, als er noch ein Junge war. Als Mann war er dann in aller Welt unterwegs, auf den sogenannten Straßen des Erfolgs. Am Dienstagabend in Wittlich geht er, jetzt 80 Jahre alt, in die Synagoge, legt Mütze und Jacke ab und wird später auf der Bühne erzählen, was er seinen Kindern rät, und wie er es selbst macht: "Geht mit der Zeit, aber kehrt von Zeit zu Zeit zurück. - Ich bin wieder da." Die Rede ist von Bundeswirtschaftsminister a. D. Hans Friderichs, gebürtiger Wittlicher, der viel für Wittlich da war, immer wieder zu seinen Wurzeln zurückkehrte und sich um die Stadt kümmerte. Deshalb wurde er mit der Ehrenplakette der Stadt in Gold ausgezeichnet.
Auch einen anderen Mann sieht man mit Baskenmütze auf Wittlichs Straßen. Auch er ist an diesem Abend in die Synagoge gekommen. Er ist ein gebürtiger Hunsrücker Jung, und als Mann den Weg gegangen, den Gläubige einen Weg auf Spuren Gottes nennen. Der führte ihn vor 19 Jahren nach Wittlich. Auch er, jetzt 70 Jahre alt, steht nachher auf der Bühne in der Synagoge und sagt: "Als Pastor war ich hier nie Einzelkämpfer. Gerade in Wittlich waren es viele, die mit mir auf dem Weg waren." Die Rede ist von Pfarrer Rudolf Halffmann, kein gebürtiger Wittlicher, aber einer, den fast jeder Wittlicher kennt, und zwar nicht nur die Kirchgänger, denn er ist als Seelsorger vielen nahegekommen. Beide Männer sprechen über Wege, sie haben verschiedene gewählt, aber einer eint sie: Sie waren außerordentlich viel "für Wittlich" unterwegs.
Ihre besonderen Verdienste zum Wohle Wittlichs würdigt jetzt die Stadt: Sie zeichnete Pfarrer Rudolf Halffmann und Bundeswirtschaftsminister a. D. Hans Friderichs am Dienstagabend mit der Ehrenplakette in Gold der Stadt Wittlich aus.
Beide halten den Kopf still gesenkt, als 200 Menschen ihnen nach den Lobreden von Albert Klein, erster Beigeordneter, und Bürgermeister Joachim Rodenkirch langen Beifall spenden. Friderichs Frau Erika drückt kurz ihren Mann. Ihm und Pfarrer Halffmann gratulieren später viele persönlich bei einem Glas Wein, schütteln die Hand.
Bürgermeister Joachim Rodenkirch sagt: "Ehrungen sind wichtig. Damit sagen wir Dank an die Menschen, die etwas Außerordentliches geleistet haben für die Stadt Wittlich und zollen ihnen öffentliche Anerkennung." Der Bürgermeister sagt auch, dass das Vorbild der zu Ehrenden "uns allen Flügel verleihen wird." Die, denen diese schöne Eigenschaft zugesprochen wird, freuen sich über den feierlichen Abend, der ihnen gilt: "Ja, was soll ich sagen: die Ehrenplakette der Stadt Wittlich - und ich", sagt Rudolf Halffmann mit seiner ruhigen Stimme, die viele von seinen Predigten kennen. Viele lachen. Er sagt auch: "Ich verstehe das als Ehrung für alle, unter allen Menschen guten Willens bei uns." Und. "Eigentlich habe ich nur meine Pflicht getan, und ich habe sie gerne getan, weil ich mit Menschen zu tun habe. Ich bin stolz auf diese Ehrung und bedanke mich." Hans Friderichs sagt: "Der Bürgermeister weiß, dass ich zu so formalen Auszeichnungen ein zwiespältiges Verhältnis habe. Über diese freue ich mich. Es ist die meiner Geburtsstadt." Er bedankt sich und erinnert an ein dunkles Kapitel, auch in seiner Geburtsstadt, den 9. November 1938, die Schändung der Synagoge. Er hat später mitgeholfen, dass die Synagoge restauriert worden ist und am Dienstagabend einen schönen Rahmen bildet für eine Ehrung, die ihm selbst gilt. Hans Friderichs sagt auch: "Die Brücke zwischen Menschen zu bauen ist mit das Wichtigste und Schönste, was man haben kann." Nicht nur in ihren Wegen, die sie für Wittlich gegangen sind, scheinen sich die zwei geehrten Männer ähnlich.
Weitere Plakettenträger: Dr. Franz-Karl Ueberholz, Peter Matthias Könen (1973), Matthias Josef Mehs (1974), Wilhelm Schrot, Theo Hettinger (1985) und Hanns Scherl (1990). sos

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