Eifel-Kulturtage: Wilsberg-Kommissar spricht darüber, warum ihm die Fettnäpfchen-Rolle gefällt

Klausen · "Wenn Overbeck kommt" heißt es am Freitag, 29. April, um 20 Uhr in der Eberhardsklause in Klausen. Schauspieler Roland Jankowsky, der den chaotischen Kommissar in der Krimi-Serie Wilsberg spielt, liest Kurzgeschichten im Rahmen der Eifel-Kulturtage. Im Interview spricht er über seine Rolle.

 Roland Jankowsky als Kommissar Overbeck (rechts) und seinem Widersacher Privatdetektiv Wilsberg alias Leonard Lansink. Dieser war vor zwei Jahren Gast bei den Eifel-Kulturtagen. Foto: privat

Roland Jankowsky als Kommissar Overbeck (rechts) und seinem Widersacher Privatdetektiv Wilsberg alias Leonard Lansink. Dieser war vor zwei Jahren Gast bei den Eifel-Kulturtagen. Foto: privat

Foto: ZDF/Thomas Kost (m_wil )

Seine bislang bekannteste Rolle ist die des Kommissar Overbeck in der ZDF-Krimi-Serie Wilsberg. Dort trägt er Sonnenbrille, um möglichst cool zu wirken, ist meistens übereifrig, tritt aber in jedes Fettnäpfchen und wird häufig von der Chefin zusammengestaucht. Im Gespräch mit TV-Redakteurin Nora John spricht Jankowsky unter anderem über Overbeck und seinen Spaß an etwas schrägen Rollen.

Herr Jankowsky, Sie sind bekannt durch Ihre Rolle in Wilsberg als Polizist Overbeck, der gerne mal ins Fettnäpfchen tritt, also eher eine komödiantische Rolle. Wenn Sie in Klausen lesen, geht es vermutlich auch mehr humorvoll zu. Um was für Geschichten handelt es sich?
Jankowsky: Ganz unterschiedliche Geschichten. Ein Eifeler Autor ist dabei, den man gut kennt: Ralf Kramp. Dann lese ich etwas von der Kölner Autorin Brigitte Glaser. Und Martina Kempf, die meinem Wissen nach im Bergischen zu Hause ist. Aber es ist eine Geschichte, die zumindest in der Eifel spielt. Und dann gibt es noch eine Geschichte von einer süddeutschen Autorin, Angela Esser.

Der Titel des Abends lautet "Wenn Overbeck kommt". Ist die berühmte Sonnenbrille auch dabei?
Jankowsky: Nein! Ich lese ja als Roland Jankowsky. Es ist ulkig. Egal wo in Deutschland, überall werde ich auf die Brille angesprochen: "Overbeck, wo haben Sie denn die Brille gelassen?" Auch wenn der Abend "Wenn Overbeck kommt" heißt, lese ich ja als Roland Jankowsky. Aber den kennen eben nicht so viele, Overbeck ist bekannter.

Sie sind gerade wieder mit Dreharbeiten beschäftigt. Was spielen Sie derzeit?
Jankowsky: Zur Zeit drehen wir zwei neue Folgen Wilsberg.

Ihr Kollege Leonard Lansink soll mal gesagt haben, dass er es mindestens auf 50 Folgen bringen möchte. Die 50. ist bereits im Fernsehen gelaufen. Wie geht es weiter?
Jankowsky: Man soll ja niemanden darauf festnageln, aber solange das Publikum uns mag, die Bücher gut sind und wir Spaß daran haben, machen wir weiter. Folge 75 zu erreichen wäre schon super. Ob es dann soweit kommt, wird man sehen.

Das ist ein sportliches Ziel: Bleibt das Team in der jetzigen Besetzung bestehen?
Jankowsky: Natürlich, ganz nach dem Motto: "Never change a winning team". Hinter der Kamera gab und gibt es schon immer mal Veränderungen.

Für den Zuschauer ändert sich also erst einmal nichts?
Jankowsky: Sollte es? Wenn etwas Erfolg hat, sollte man es auch nicht verändern.

Was reizt Sie an ihrer Rolle des Overbeck, der ja ständig einen auf die Mütze bekommt?
Jankowsky: Die Rolle eröffnet einige Möglichkeiten. Da ist über die Jahre ja einiges passiert: Ich wurde im Tresor eingeschlossen, ich durfte Radios und Reifen ,erschießen', ich bin vorübergehend bei Wilsberg eingezogen und habe ihm den Haushalt gemacht, ich durfte als Mönch ermitteln, mich unglücklich verlieben. Wenn Ovi von Fettnäpfchen zu Fettnäpfchen stolpert, das mögen die Fans. Es ist eine dankbare Rolle. Je dümmer ich, beziehungsweise Overbeck da steht, umso mehr glänzen die Kollegen. Es muss eben immer einer da sein, der einen auf den Deckel kriegt.

Eine ähnliche Rolle hatten Sie auch schon in der Serie Nikola?
Jankowsky: Stimmt, das war der große Kampf zwischen Schwester Nikola und Dr. Schmidt. Schmidt konnte nur so erhaben wirken, weil wir drei Assis ihn entsprechend hofiert haben. Fast wie im echten Leben. Das haben wir neun Jahre mit großem Spaß gemacht. Ich habe jetzt zufällig gesehen, dass das auf RTL II wiederholt wird, wenn auch zu später Stunde.

Sie haben als Theaterschauspieler angefangen. Wann haben Sie Ihr Talent für die komischen Rollen entdeckt?
Jankowsky: Schon früh in der Schulzeit. Ich war Klassenclown und habe gemerkt, dass die anderen das mögen. Im Theater habe ich aber erst einmal andere Rollen gespielt. Zum Beispiel den Robespierre in "Dantons Tod". Oder verschiedene Rollen in "Schuldig geboren", da ging es um Kinder und Enkel ehemaliger Nazigrößen, wie die mit den Tatten und Untaten der Alten umgegangen sind, teilweise stolz darauf waren, aber auch daran zerbrochen sind. Das war spannend. Ich kann also nicht sagen, dass ich auf der Bühne nur Komödien bedient habe. Aber dass das in mir drin ist mit meinem Spaß am Spielen, das ist klar. Ich habe auch in der vergangenen Zeit immer wieder in Drehpausen zum Beispiel an der Komödie in Düsseldorf Gastspiele gehabt. Da kann man natürlich dem Affen Zucker geben. Zum Beispiel habe ich mal einen besoffenen Russen gespielt, der mit Geld um sich schmeißt und die Gläser immer hinter sich wirft. Das war ein großer Spaß.

Reizt es Sie mal wieder ins ernsthaftere Fach zu wechseln?
Jankowsky: So ein wenig muss man das ja auch nehmen, wie es kommt. An mir würde das jetzt nicht scheitern, wenn ich ein Angebot bekäme, mal einen Mörder oder einen Fiesling oder wen auch immer zu verkörpern. Aber im Augenblick liegt der Schwerpunkt anders. Wenn ich in den Drehpausen Theater spiele, sind das meist Komödien. Und nach eineinhalb Monaten ist dann auch diese vorbei, dann fangen die Dreharbeiten wieder an. Das passt gut dazwischen. Ich hätte auch Lust, mal wieder richtig Theater zu spielen. Dann hat man aber da noch eine Aufführung und dort. Die Intendanten wollen die Priorität haben. Und das dann kombinieren mit Drehen, das ist nicht ganz so einfach.

In Münster gibt es auch noch den Tatort mit Axel Prahl und Jan Josef Liefers, der auch eher witzig ist. Wie erklären Sie sich, dass ausgerechnet in Münster solche Filme entstehen? Die Westfalen gelten ja allgemein nicht unbedingt als Stimmungskanonen.
Jankowsky: Ja, aber vielleicht muss das deshalb aber auch mal sein. Wilsberg gibt es ja schon ein paar Jahre länger als den Münster Tatort. Und dass das ganz gut funktioniert mit Münster und so einem schrägen Humor, das haben die sich vielleicht auch ein Stück weit bei uns abgeguckt. Ich denke, dass das eine ganz gute Kombination ist, gerade mit den Westfalen. Das sieht man ja daran, wie es ankommt.

Sie interpretieren auch Texte von Francois Villon (bedeutender französischer Dichter des französischen Spätmittelalters). Wie kam es dazu?
Jankowsky: Eigentlich fing das schon in der Schulzeit ums Abitur herum an. Da waren wir damals noch zu Mehreren mit Tänzern, Musikern und und andere Schauspieler, das war so ein buntes Allerlei. Wir haben eine Villon-Revue gemacht. So nach und nach sind dann aber alle anderen abgesprungen und haben etwas anderes gemacht. So stand ich irgendwann vor der Entscheidung: Lass ich es jetzt ganz sein oder mache ich da einen Soloabend draus? Die Texte finde ich zeitlos gut.
Ich habe das Programm etwas umgestellt, an der Dramaturgie gefeilt und schließlich mit meinem damaligen Regisseur Peter Labouvie zusammen mein erstes Soloprogramm gestaltet. Das war Mitte der 1990er. In den vergangenen Jahren ist das allerdings etwas weniger geworden, unter anderem, weil mir mein Pianist abhanden gekommen ist.
Aber wer weiß, es könnte ja vielleicht mal eine Folgeveranstaltung "Wenn Overbeck singt" geben, dann komme ich mit Villon-Texten und singe etwas.

Waren Sie schon öfter hier in der Eifel?
Jankowsky: Zum Lesen war ich noch nicht so oft hier, im vergangenen Herbst bin ich in Boxberg aufgetreten. Aber ganz ehrlich, wenn ich dort in der Eifel war, dann um zu wandern, oder auch um leckere Weinproben zu machen, zum Beispiel in Leiwen, Piesport oder wo auch immer. Die Eifel ist sehr schön und vielseitig und ich bin gerne dort.Extra

 Roland Jankowsky liest schräge Kurzgeschichten in Klausen. Foto: privat

Roland Jankowsky liest schräge Kurzgeschichten in Klausen. Foto: privat

Foto: (m_wil )

Roland Jankowsky wurde 1968 in Leverkusen geboren und spielte Ende der Achtziger/Anfang der Neunziger zunächst an verschiedenen Theatern in Köln und Leverkusen. Nach einem Vorsprechen an der Hamburger Hochschule für Musik und Theater erhielt er 1992 ein Empfehlungsschreiben, aus dem sich erste Engagements am Hamburger TiK und am Schauspielhaus Hamburg ergaben, später auch am Grillo-Theater in Essen. In dieser Zeit spielte er auch seine erste Kinorolle in "German Fried Movie". Seit Mitte der Neunziger arbeitet Jankowsky vor allem für das Fernsehen. Neben der Comedy-Serie "Nikola" und der Krimi-Reihe "Wilsberg" auch in "Soko", "Heinz Becker" oder "Die Wache". Für das Radio hat Jankowsky seit 1996 zahlreiche Hörspiele und Features gesprochen. Als Sänger kann man ihn in seinem "Villon"-Soloprogramm erleben. noj

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