Ein Abend zum Träumen

BERNKASTEL-KUES. Wandelnder Musikgenuss: Auf abendlichen musikalischen Pfaden wandelten die Besucher auf dem Gelände des St. Nikolaus-Hospitals. Abend- und Nachtmusik erklang im Innenhof und in der Kapelle des Cusanusstiftes, im Gewölbekeller und im Weinmuseum des altehrwürdigen Gemäuers.

 Charmante Begleitung: Die drei Grazien der Ballettschule Ute Lichter führten die Musikfreunde zu den Konzerten an verschiedenen Spielstätten.Foto: Marita Blahak

Charmante Begleitung: Die drei Grazien der Ballettschule Ute Lichter führten die Musikfreunde zu den Konzerten an verschiedenen Spielstätten.Foto: Marita Blahak

Das schon zur Tradition gewordene Wandelkonzert im Rahmen der Mosel Festwochen bot dem Zuhörern wieder ein besonderes Musikerlebnis. Es stimmte einfach alles: der laue Sommerabend, die hervorragenden Orchestermusiker und Solisten und das abwechslungsreiche Programm, das bei den Zuhörern auf offene Ohren stieß. Zur Eröffnung des Abends trafen sich die Gäste im Innenhof, "einem der schönsten Konzertsäle ohne Dach" wie Hermann Lewen bemerkte. Und damit die musikalischen Darbietungen noch genussvoller wurden, gab es für die Abendwandler in den Pausen Weingenuss und frischgebackenes Olivenbrot. Den Auftakt des Konzertes machte die Oboistin Sandra Klein mit dem Konzert C-Dur für Oboe und das Bernkasteler Kammerorchester unter der Leitung von Wolfgang Lichter. Mit viel Gefühl für ihr Instrument meisterte die junge Solistin ihren Part: "Fantastisch" war aus dem Publikum zu hören.Pianist beeindruckt im Festsaal

Passend zur Abendstimmung erklang dann die Sinfonia G-Dur "Le Soir" von Joseph Haydn. Diese viersätzige Sinfonie gehört zum Zyklus "Die Tageszeiten". Heitere Tanztthemen bestimmen zunächst den "Abend", im Menuett erhält der Kontrabass die seltene Gelegenheit einer solistischen Einlage - wie "ein alter Mann, der rumbrummelt, aber gutmütig". Das Finale lässt "den Abend" bei Donner und Blitz ausklingen - jedoch nur musikalisch. Denn der Himmel über dem Stift zeigte sich von seiner besten sternenklaren Seite. Geleitet von drei Grazien der Ballettschule Ute Lichter gelangten die Musikfreunde dann zu den einzelnen Konzerten an wechselnden Spielstätten.Im Festsaal des Weinmuseums beeindruckte der Pianist André Terebesi bei romantischem Kerzenlicht mit Frédéric Chopins Klaviermusik - ausdrucksstark und fast zärtlich, gefühlvoll und energisch zugleich interpretierte er Chopins' Nocturnes. Ganz andere Töne drangen aus dem Gewölbekeller. Hier in kühlen Mauern begeisterte das Quartett Gerda Koppelkamm-Martini und Ivan Kumanov (Querflöten) sowie Heribert Kröger und Michael Klink (Hörner) mit Haydns Notturnos in spannenden Zusammenspiel.Weiter ging's zur Stiftskapelle, wo die Sopranistin Susanna Risch Abendlieder von Georg Philipp Telemann und Wolfgang Amadeus Mozart anstimmte sowie Wolfgang und Thomas Lichter auf Cembalo und Viola da gamba zwei Sätze aus Marin Marais' Suite G-dur zu Gehör brachten. Zum Finale trafen sich alle wieder im mit Fackeln erleuchteten Innenhof. Romantisch spiegelte sich das Feuer in den Fensterscheiben des Gemäuers wider.Das Programm mit Luigi Boccherinis musikalischer Abendstimmung in Madrid, den "Abendschatten" des zeitgenössichen Komponisten Leslie Searle oder der Mondlichtserenade Glenn Millers hätte nicht passender sein können. Bravo-Rufe galten den Kammermusikern für ihre Interpretation der Serenade, die für Bigbandsound komponiert wurde. Viel Beifall erhielt Sopranistin Risch für die Rosen-Arie der Susanna aus Mozarts Oper "Figaros Hochzeit" und ihren "Lobgesang" auf den strahlenden Mond aus Künnekes Operette "Der Vetter aus Dingsda".Wen diese laue Sommernacht zum Träumen anregte, der ließ sich noch bis kurz vor Mitternacht vom Pianisten Terebesi mit Musik am Flügel bezaubern. "Ein wunderschöner Abend bei Musik- und Weingenuss", schwärmten die Besucher.

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