Ein Armutszeugnis für den Landkreis

Wie viele Menschen im Landkreis sind arm, sind von Armut bedroht und was kann dagegen getan werden? Antwort auf diese Fragen soll ein Armutsbericht geben, den die SPD-Kreistagsfraktion einfordert.

Wittlich. (har) Genaue Zahlen über die Situation armer Menschen im Landkreis Bernkastel-Wittlich gibt es bisher nicht. Dass will die SPD im Kreistag ändern. Sie fordert, einen sogenannten Armutsbericht zu erstellen. Ein entsprechender Antrag für solch ein Armutszeugnis wird in der Sitzung am Montag, 14 Uhr, im Kreishaus, verhandelt. "Wer hätte vor einem Jahr gedacht, dass das Angebot der Wittlicher Tafel mehr als 500 Menschen in Anspruch nehmen", fragt SPD-Fraktionschef Günter Rösch. Damit nicht genug. Die Tendenz sei steigend und es wird bereits darüber nachgedacht, auch in Bernkastel-Kues eine Ausgabestelle für Lebensmittel zu eröffnen. Ein weiterer Anhaltspunkt für die Zahl der von Armut bedrohten Menschen ergibt sich aus der Statistik der Arbeitsgemeinschaft von Landkreis Bernkastel-Wittlich und Agentur für Arbeit. "Derzeit gab es im Mai im Rahmen des Arbeitslosengelds 2 2184 Bedarfsgemeinschaften im Landkreis Bernkastel-Wittlich", sagt der Trierer Agentur-Pressesprecher Hartmut Dörfel. Schaut man sich diese Bedarfsgemeinschaften genauer an, so sind es 4455 Menschen, die von Hartz 4 leben. 513 Alleinerziehende beziehen Hartz 4

Die Statistik der Agentur für Arbeitet listet zudem auf, dass nach den aktuellen Zahlen 513 alleinerziehende Mütter oder Väter in der Gesamtzahl enthalten sind. 1317 Kinder und Jugendliche unter 15 Jahren werden dort ebenfalls als Empfänger von Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch 2 genannt. Insgesamt sind 792 Bedarfsgemeinschaften mit mindestens einem Kind im Landkreis Bernkastel-Wittlich auf finanzielle Hilfe von der Arge angewiesen. "Gerade wir in der Kommunalpolitik sollen und dürfen nicht wegschauen", begründet Fraktionschef Rösch den Antrag der SPD. Der Armutsbericht soll eine objektive Bestandsaufnahme der Situation leisten. Dies sei nur mit einer Fülle von Daten und Fakten möglich, um wirksame Mittel gegen die Armut zu finden. "Es gilt, kommunale Konzepte zu erarbeiten", sagt Rösch. Zuvor sollen Fachleute aus Verwaltung, aus der Politik, von den Kirchen und den Hilfsorganisationen befragt werden. Wie der Kreistag Bernkastel-Wittlich mit dem Antrag der Sozialdemokraten umgeht, wird sich in der Sitzung zeigen. Von Seiten der Kreisverwaltung wurde den Mitgliedern des Gremiums entgegen der sonst üblichen Praxis kein Beschlussvorschlag der Verwaltung zu diesem Thema übersandt.

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