Ein Arzt in der Zeit des Nationalsozialismus

Hinzert · Er war Arzt und SS-Obersturmbannführer: Dr. Theophil Hackethal war während des Krieges im Hermeskeiler Krankenhaus tätig und war auch Lagerarzt in Hinzert. Der Historiker Thomas Schnitzler zeichnet sein Leben am Freitag, 8. April, in einem Vortrag nach.

 An der Gedenkstätte KZ Hinzert erinnern die vielen Kreuze an die Opfer der NS-Zeit. TV-Foto: archiv/Manuel Lauterborn

An der Gedenkstätte KZ Hinzert erinnern die vielen Kreuze an die Opfer der NS-Zeit. TV-Foto: archiv/Manuel Lauterborn

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Hinzert. Wie die meisten jungen Menschen, die ihren Berufsweg zwischen den Weltkriegen begannen, blieb auch der Mediziner Dr. Theophil Hackethal nach der Machtergreifung der Nazis in Deutschland - und arrangierte sich mit dem System. Geboren wurde er am 13. Dezember 1883 in Mönchengladbach. Der Trierer Historiker Thomas Schnitzler beschäftigt sich seit mehreren Jahren mit der Geschichte des Mannes, der in Hermeskeil lebte und im SS-Sonderlager Hinzert als Lagerarzt tätig war. Am Freitag, 8. April, 18.30 Uhr, präsentiert Schnitzler in der Gedenkstätte SS-Sonderlager/KZ Hinzert die aktuellen Forschungsergebnisse.
In seinem Vortrag erläutert Schnitzler Hackethals Leben vor allem im politischen Kontext der Wiederaufbaujahre. Ein halbes Jahrhundert nach seiner Anklage und dem folgenden Schuldspruch erhielt die Öffentlichkeit erstmals umfassende Kenntnisse über Theophil Hackethals Vergangenheit als Lagerarzt von Hinzert. Kollektives Verdrängen hätte die Aufarbeitung auch in der Region verhindert, sagt Schnitzler. Der SS-Obersturmbannführer Hackethal war gleichzeitig als Chirurg leitender Arzt des Sankt Josef Krankenhauses von Hermeskeil und der zuständige Arzt für das SS-Sonderlager/KZ Hinzert.
Schnitzler beschrieb die Zeit vor und während des Krieges in einem Aufsatz, der im Jahrbuch des Landkreises Trier-Saarburg 2007 veröffentlicht wurde. Demnach war Hackethal während des Weltkriegs Assistenzarzt in Duisburg und kam 1918 als Oberarzt an das Marinelazarett in Hermeskeil. Dort lebte er mit seiner Frau und acht Kindern. Im Spätherbst 1941 nahm er für eine monatliche Zuzahlung von 150 Reichsmark eine Stelle als Vertragsarzt in Hinzert an.
Aufgrund dieser Tätigkeit wurde er am 28. Oktober 1948 von dem französischen Militärtribunal, das in Rastatt tagte, zu sieben Jahren Zuchthaus, verbunden mit Zwangsarbeit und Einzug des Privatvermögens, verurteilt. Mitte der fünfziger Jahre ließ er sich erneut als Kinderarzt in Hermeskeil nieder, wo er 1959 starb.hpl
Der Vortrag findet am Freitag, 8. April um 18.30 Uhr in der Gedenkstätte SS-Sonderlager/KZ Hinzert statt.
Extra

 An der Gedenkstätte KZ Hinzert erinnern die vielen Kreuze an die Opfer der NS-Zeit. TV-Foto: archiv/Manuel Lauterborn

An der Gedenkstätte KZ Hinzert erinnern die vielen Kreuze an die Opfer der NS-Zeit. TV-Foto: archiv/Manuel Lauterborn

Foto: Manuel Lauterborn (mla) ("TV-Upload Lauterborn"

Dr. Thomas Schnitzler wurde am 25. November 1956 in Trier geboren. Er studierte von 1980 bis 1988 Amerikanistik und Sportwissenschaften an der Karl-Franzens Universität Graz/Österreich und an der Deutschen Sporthochschule Köln. Von 1989 bis 1992 absolvierte er ein Promotionsstudium in Geschichte und Sportwissenschaft an der Universität Trier und der Deutschen Sporthochschule Köln. Er promovierte 1993. 2004 habilitierte er an der Deutschen Sporthochschule Köln. Er ist Initiator des Gedenkprojekts Stolpersteine in Trier (Kooperation Kulturverein Kürenz) und des Gedenkprojekts Stolpersteine für verfolgte NS-Opfer des Sports in Mainz, Berlin und den Niederlanden. 2014 war er Initiator (mit der Georg-Meistermann-Gesellschaft) der Stolpersteinverlegung vor der JVA in Wittlich. hpl

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