Ein Ausflug in die Wirtschaftwunderzeit

Traben-Trarbach · Jürgen Lehlbach hat mit seiner Lesung das neue Zeitreise-Museum in Trarbach eröffnet. Der Autor bewegte sich mit seinen Themen mühelos zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.

 Ein Anhänger der Entschleunigung: Der Autor Jürgen Lehlbach aus Traben-Trarbach im neuen Zeitreisemuseum in Traben-Trarbach. TV-Foto: Holger Teusch

Ein Anhänger der Entschleunigung: Der Autor Jürgen Lehlbach aus Traben-Trarbach im neuen Zeitreisemuseum in Traben-Trarbach. TV-Foto: Holger Teusch

Foto: Holger Teusch (m_mo )

Traben-Trarbach Im Hintergrund - im ehemaligen Tanzsaal, jetzt Zeitreise-Museum - sind Puppen, Spielzeug und Alltagsgegenstände aus den 1950er Jahren und die schönsten Exponate des Fahrradmuseums zu sehen. In der Bar des ehemaligen Hotels Brauneberg unter der Spiegeldecke sitzen, entspannt in Sesseln wie zu Deutschlands Wirtschaftswunderzeit, knapp zwei Dutzend Zuhörer. Und dazwischen, oder besser mittendrin: Jürgen Lehlbach.
Man könnte sagen zeitlos, zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. "Ich bin ein Freund der Entschleunigung und durfte mit dem Fahrrad anreisen, was ich am liebsten mache", sagt der Traben-Trarbacher Autor. Sein "Schneckenrennen" ist ein "Lob auf die Langsamkeit" und die erste Lesung im neuen Zeitreise-Museum der Familie Rees.
Die Kriechtiere haben es Lehlbach besonders angetan. Dabei müsste eigentlich das Gegenteil der Fall sein. Denn als die Liebe ihn vor neun Jahren aus dem Rhein-Main-Gebiet an die Mosel verschlug, versprach er seiner Frau Hanna, dass er dafür sorgen würde, dass der Terrassengarten hinter ihrem Haus sie irgendwann einmal ernähren würde.
"Aber nach dem ersten Regen kamen die spanischen Nacktschnecken", erzählt Lehlbach. Und außer Pfefferminze und ähnlichen Pflanzen blieb nichts verschont.
Nichts war es mit Selbstversorgung! Das klingt wie die Inspiration für Lehlbachs Gedicht "Schneckenkrieg" mit seinem Protagonisten Franz Meier: "Denn abgefressen Blatt für Blatt wurden hier die Schnecken satt."
Doch Meier schießt übers Ziel hinaus, beginnt einen (chemischen) Schneckenkrieg, der am Ende sein eigener Schaden ist. Das ist nicht Lehlbachs Ding. Er zieht kritisch in seinen Reimen heiter, aber doch nachdenklich über manche Missstände unserer schnelllebigen Zeit her.
Das Thema seines ersten Buches "Kauft mehr Autos" kann er mühelos und für viele Schmunzler sorgend zum Dieselskandal fortführen.
Vieles erleben die Zuhörer wie spontan improvisiert, wenn der Pädagoge an der Martin-Luther-Schule von seinem Schreibtisch zwischen Zeitreise-Museum und Barraum aufsteht und zwischen den Tischen beispielsweise überlegt, was passieren würde, wenn ein Vogel Strauß in eine Straußwirtschaft gehen würde.
Als Jürgen Lehlbach verrät, dass er seine Lesung mit einem Regisseur eingeübt hat, ist aber klar, dass hinter der mühelos leicht wirkenden Vorführung auch Arbeit steckt.

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