Ausflugsfahrten einmal anders Im Eisenbahn-Cabrio durch die Heimat

BERNKASTEL-KUES · Gegen Mitte des 20. Jahrhunderts hat die deutsche Staatsbahn planmäßige Ausflugsfahrten mit dem „Gläsernen Zug“ an der Mosel und im Hunsrück  angeboten. Der legendäre Aussichtswagen vom Typ DR 137 (VT 90) war einst in Koblenz und Saarbrücken stationiert.

 Der „Gläserne Zug“ DR 137 240 besucht am 6. Mai 1937 die Stadt Bernkastel-Kues auf den Gleisen der Moselbahn.

Der „Gläserne Zug“ DR 137 240 besucht am 6. Mai 1937 die Stadt Bernkastel-Kues auf den Gleisen der Moselbahn.

Foto: TV/Foto: Archiv Eisenbahnstiftung)

Mit seiner großflächig verglasten Dachkonstruktion stellte der im Jahre 1935 präsentierte Elektrotriebwagen des Typs „elT 1998“ ein besonderes Highlight auf der einstigen Nürnberger Jubiläumsausstellung zur 100-Jahrfeier der Deutschen Eisenbahnen dar. Dieses erste Baumuster des sogenannten „Gläsernen Zuges“ sorgte unmittelbar nach seiner Premiere auch im Planverkehr für eine derart hohe Faszination bei den Fahrgästen, dass die Deutsche Reichsbahn-Gesellschaft (DRG) sofort den Bau eines dieselbetriebenen Pendants für den Einsatz auf nicht elektrifizierten Strecken plante. Da der neuentwickelte Aussichtswagen keine Stromabnehmer benötigte, konnte das Wagendach mit einem riesigen Panorama-Rollverdeck ausgestattet werden (siehe Fotos).

Einige der ersten Fahrten des legendären Dieseltriebwagens der Baureihe DR 137 erfolgten unmittelbar nach dessen Fertigstellung im Mai 1936 auf den landschaftlich reizvollen Bahnstrecken an der Mosel und im Hunsrück, darunter auch auf den Gleisen der ehemaligen Moseltalbahn Trier-Bullay. Bereits im August 1936 wurden weitere Sonderfahrten des neuen Wagens mit der Betriebsnummer DR 137 240 veranstaltet. Diese führten erneut an der Mosel entlang nach Traben-Trarbach sowie in die Region Hunsrück-Hochwald über Deuselbach am Erbeskopf. Der an der Jungfernfahrt des „Gläsernen Zuges“ beteiligte DRG-Generaldirektor Dorpmüller soll von dem Fahrkomfort des offenen Wagens derart begeistert gewesen sein, dass er den Bau zweier weiterer Exemplare in Auftrag gab.

Drei Jahre später verkündete die Bernkasteler Zeitung im Juli 1939, dass der beliebte Ausflugszug den Schienenverkehr in der Heimat von nun an permanent bereichern sollte: „(...) Als ganz besondere Neuigkeit können wir verraten, daß der „Gläserne Zug“, der seit ein paar Tagen im Bezirk der Reichsbahndirektion Saarbrücken Probefahrten macht, ihr zum dauernden Gebrauch überwiesen worden ist. „Wir“ haben also nun selbst solch einen schönen Wagen und brauchen ihn nicht mehr wie früher von der Reichsbahndirektion Köln auszuleihen.

Zudem ist der Wagen ganz neu, sozusagen „aus der Schachtel“.

Und weiter hieß es: „Mit seinen 60 Polstersitzen ist er ja auch besonders geeignet für alle Ausflugsfahrten, also auch für Betriebe und andere Gemeinschaften. Und er wird zweifellos künftig den Wunsch vieler Gemeinschaften nach schönem, sorglosem Reisen in die engere und weitere Heimat erfüllen können.“ Neben dem bei der Reichsbahndirektion Saarbrücken beheimateten DR 137 462 wurde zeitgleich das Schwestermodell DR 137 463 bei der Reichsbahndirektion Dresden in Dienst gestellt.

Jedoch sollte die anfängliche Freude der Bahnreisenden an den „Gläsernen Zügen“ nur kurze Zeit währen. Denn der zeitnahe Kriegsausbruch im September 1939 führte alsbald zur dauerhaften Einstellung sämtlicher Ausflugsfahrten der Reichsbahn. Darüber hinaus wurde der Wagen DR 137 462 bei einem Luftangriff im September 1944 so schwer beschädigt, dass er außer Betrieb gesetzt werden musste.

In der Nachkriegszeit erfolgte ab 1947 eine Reaktivierung der beiden historischen Triebwagen durch die Deutsche Bundesbahn (DB). Außerdem erhielten die mit den neuen Betriebsnummern VT 90 500 (DR 137 240) und VT 90 501 (DR 137 463) versehenen Züge ab 1953/1954 neue Motoren und Bremssysteme. Der in Köln-Nippes beheimatete VT 90 500 kam damals erneut vorwiegend im Raum Mosel-Hunsrück sowie in der Eifel nahe Köln und Aachen zum Einsatz.

Aufgrund hoher Unterhaltungskosten und häufiger technischer Probleme mit dem Rollverdeck entschloss sich die DB zu Beginn der 1960er-Jahre jedoch für eine rasche Ausmusterung der beiden VT 90-Modelle. Im Gegensatz zum weiterhin betriebenen Vorgänger elt 1998 (ET 91) blieb keiner der dieselbetriebenen „Gläsernen Züge“ der Nachwelt erhalten.

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