Ein Betrieb mit historischem Wert

Etgert/Burtscheid/Malborn · Etwa 95 Prozent der deutschen Betriebe sind familiengeführt. Auch die Glockengießerei von Johann Adam Cornely aus Prosterath, die es bis 1832 gab, war ein solches Unternehmen. Cornely hatte die Gießerei 1779 gegründet, seine beiden Söhne sind ihm in seinem Beruf nachgefolgt.

 Die Etgerter Glocke, gegossen von Johann Adam Cornely. Heute befindet sich die durch einen Riss beschädigte Glocke im Gemeindehaus in Etgert. TV-Foto: Lena Mart

Die Etgerter Glocke, gegossen von Johann Adam Cornely. Heute befindet sich die durch einen Riss beschädigte Glocke im Gemeindehaus in Etgert. TV-Foto: Lena Mart

Etgert/Burtscheid/Malborn. Mit einer Lehre Johann Adam Cornelys beim berühmten wallonischen Glockengießer Martin Legros fing alles an. Beim Glockenguss für die Stiftskirche St. Cassius und Florentinus arbeitete Cornely 1756 als Geselle in Bonn.Seine erste Glocke als selbstständiger Glockengießer goss Cornely erst 20 Jahre später. 1776 musste die gesprungene Glocke der evangelischen Kirche in Mülheim umgegossen werden. Kaum hatte Cornely jedoch mit den Formarbeiten begonnen, wurde seine Arbeit auch schon wieder eingestellt. Stadt- Geschichte(n)

Der katholische Amtmann Wunderlich bestand darauf, dass die alte Inschrift in vollem Wortlaut auf der neuen Glocke übernommen werden würde. Die damalige kurfürstliche Regierung beriet über den Fall und entschied, dass die alte Inschrift auch auf der neuen Glocke zu lesen sein sollte. Die Kosten der Umgießung sollten allein von der evangelischen Kirche übernommen werden. Auf der neuen Glocke wollten Pfarrer Hermann und sein Presbyterium einen Zusatz über ihr Eigentumsrecht anbringen lassen. Sie waren jedoch nicht sicher, ob der Amtmann die Genehmigung dafür erteilen würde. Also nahmen sie die gesprungene Glocke und brachten sie nach Prosterath zu Cornely, der sie umgoss. Die neue Inschrift lautete: "Arnold von Covelenz, der goss mich 1460. Ave Maria. In dieser neuen ist sie erneuert nach geschütztem Recht der Lutheraner. Die Glocke ist gegossen worden in Mülheim 1776 durch Adam Cornely aus Prostert auf Kosten der Lutheraner."Seine zweite Glocke goss Cornely für die evangelische Gemeinde Etgert bei Thalfang. Zu dieser Zeit war er als ambulanter Glockengießer in der näheren Umgebung, in der Eifel und an der Mittelmosel tätig. Die ambulante Arbeitsweise war sehr aufwendig, da das gesamte Werkstattinventar zum Ofenbau und Glockenguss mit Pferdegespannen transportiert werden musste. Neben dem ambulanten Gewerbe betrieben die Cornelys aber auch eine ortsfeste Gießstätte in Prosterath.Konkurrenz gab es für die Glockengießerei Cornely nach 1815: Die wandernde Lothringer Gießerfamilie um Joseph Perrin goss an zwei festen Gießstätten in Losheim und in Hollerich/Luxemburg. Zehn bis zwölf Wochen nahm ein einziger Glockenguss im Sommer in Anspruch. Die Wintermonate waren für das Glockengießen ungeeignet, da die Trocknung der Glockenformen durch die nasskalte Witterung zu lange gedauert hätte.Nach wie vor erhaltene Glocken von Johann Adam Cornely gibt es in den evangelischen Gemeinden Burtscheid und Etgert. Die Burtscheider Glocke wurde 1942 beschlagnahmt. Nach dem Krieg wurde die Glocke in Hamburg inventarisiert. Danach kam sie aus dem Hamburger Glockenlager zurück nach Burtscheid, wo sie sich im schwer zugänglichen Gemeindeturm befindet. Auch die Etgerter Glocke wurde inventarisiert. Heute ist die Glocke im Besitz der Gemeinde und befindet sich im Gemeindehaus, leider durch einen Riss beschädigt.Letzte Glocke in Züsch

Seine letzte nachgewiesene Glocke goss Johann Adam Cornely für die evangelische Gemeinde Züsch. Seiner Familie hinterließ er ein üppiges Vermögen. Er starb am 14. März 1806 in Beuren. Im selben Jahre goss sein Sohn Peter für die Pfarrgemeinde Malborn seine erste Glocke. Er war sehr fleißig. Zwei der Werke von Peter Cornely sind erhalten geblieben: die Gemeindeglocke von Rorodt und die Glocke in der Quirinuskapelle in Herl. Die Herler Glocke befindet sich jedoch im unzugänglichen Dachreiter. Man kann sie nur vom Kapellendach aus besichtigen.Mit seinem Bruder Ewerhardus arbeitete Peter Cornely ab 1816 zusammen. Insgesamt sind von der Glockengießerfamilie 40 Glocken nachgewiesen - 17 von Johann Adam, 15 von seinem Sohn Peter und acht von Ewerhardus.

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