Ein Blick hinter die Klostermauern

Großlittgen · Eine Klostergemeinschaft zu beschreiben ist keine leichte Aufgabe. Da leben Individualisten und jeder hat seinen eigenen Kopf. Der Schriftsteller Rüdiger Heins stellte sich dieser Aufgabe. Sein neuestes Buch "Der Konvent" ist ein Sympathiebeweis, und zwar von beiden Seiten. Eine Rezension von Journalist Edgar Neumann aus Saarbrücken.

 Abt Johannes vom Kloster Himmerod. Foto: Rüdiger Heins

Abt Johannes vom Kloster Himmerod. Foto: Rüdiger Heins

Großlittgen. Der Leiter des Instituts für Kreatives Schreiben (INKAS) hat mit vielen Schreib-Seminaren eine fast schon nicht mehr überschaubare Zahl von Menschen die Gastfreundschaft der Mönche im Kloster Himmerod erfahren lassen. Er selbst genießt diese Gastfreundschaft nicht erst seit Beginn seiner Dozenten-Tätigkeit und bekennt, dass die Zisterzienserabtei Himmerod in der Eifel ihm auch eine Heimat geworden ist.
Bernhard von Clairvaux, der sich persönlich hier umschaute, bevor er 1135 die Abteigründung an der Salm anordnete, habe gut gewählt, denn Himmerod sei wirklich ein Ort der Gottesbegegnung geworden. So steht es in dem Buch, mit dem Rüdiger Heins vor allem die zehn Mönche, die heute hier leben, arbeiten und beten, selbst zu Wort kommen lässt. Dazwischen macht der Autor sich zu den Vigilien-Zeiten, das erste Gebet findet mitten in der Nacht statt, seine Gedanken zu seiner Beziehung zu Kloster, dem hier praktizierten Glauben, dem er sich seit den eigenen Messdiener-Tagen verbunden fühlt, zum Charakter, der in ora et labora aufleuchtet.
Rüdiger Heins` Buch gibt wesentlich mehr preis als nur unterschiedliche Antworten auf die Frage "Wie kam es dazu, dass Sie Mönch wurden?" Das war bei den einen früher, bei den anderen spät. Unter anderem liest man sogar von einem Klosterleben nach einem Familienleben, wobei man erkennen kann, dass da eine Familie durch die andere ersetzt worden ist, wenn man eine solch pauschale Zusammenfassung ausnahmsweise akzeptieren möchte.
Wie in vielen Klostergeschichten immer wieder einmal vom Widerstand gegen Vater oder Mutter die Rede ist, so taucht eine ähnliche Geschichte auch hier auf. Die Statements der Mönche verdeutlichen auf ihre Weise die Offenheit des Hauses, vermitteln auch etwas von dem Glück, das durch Glockenschlag in einem Herzen keimt. Hier kann man "entweder nur ganz oder gar nicht lieben", was ja leben bedeutet. Einer sagt es kompromisslos, während von einem anderen bekennend zu hören ist, wie Zweifel plagen. Kritische Worte gegenüber der Institution Kirche klingen ebenfalls an, und die Erkenntnis, dass es besser sei, sich innerhalb der Institution mit ihr auseinanderzusetzen, während so viele aus ihr fliehen. Da es ein Zisterzienserkloster ist, kann man nicht umhin, zwischen den vielen Zeilen so mancherlei Mut herauszulesen, der aus der Kraft des Schweigens wachsen kann, "weil Reden manchmal in Ablehnung ausartet". Reflexionen vielfältiger Art machen tatsächlich nachdenklich wegen gesellschaftlicher Entwicklungen, die dämonische Verirrungen scheinen, wenn man fast neunhundert Jahre mit ihren Werten überblickt. Aus der Sicht von Menschen, die vielleicht gar nicht Mönch sein wollten, es dann aber doch wurden und es gerne sind.
Rüdiger Heins ` Buch "ist kein Klosterführer sondern ein Blick hinter Klostermauern". Ein gelungener Versuch, Sympathie zu zeigen, ohne sich in phrasenhaften Formulierungen zu verlieren. Der Konvent hat natürlich auch etwas werbenden Charakter, denn dem Autor liegt das Kloster am Herzen. Er wollte unter anderem auf seine Weise einen kleinen Beitrag leisten, der Abtei über derzeit schwierige Zeiten hinweg zu helfen. red
"Der Konvent", Verlag Wiesenburg, ISBN-10: 3956322525, 14.80 Euro
Extra

"Wie schreibe ich (m)ein Buch?", 20. bis 22. Februar, Kloster Himmerod Die Kunst des Erzählens, 17. bis 19. April, Kloster Himmerod. Anmeldung: E-Mail: info@inkas-id.de , Telefon: 06721/921060. red

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