Ein Cent wird zum Glücksbringer

LONGKAMP. Das Schicksal eines an Krebs erkrankten Mädchens aus der Nachbarschaft hatte Elfriede Bungert aufgerüttelt. Bei Wind und Wetter machte sie sich auf, um bei den Longkampern Geld für die Kinderkrebs-Station im Trierer Mutterhaus zu sammeln.

 Eine Frau mit großem Herz und viel Engagement: Elfriede Bungert präsentiert die großen und kleinen gespendeten Geldscheine.Foto: Clemens Beckmann

Eine Frau mit großem Herz und viel Engagement: Elfriede Bungert präsentiert die großen und kleinen gespendeten Geldscheine.Foto: Clemens Beckmann

Elfriede Bungert hat zu ihren Nachbarn in der Longkamper Römerstraße ein gutes Verhältnis. "Wir sitzen oft hinterm Haus. Einmal im Jahr feiern wir auch ein Eckenfest", erzählt sie. Die 67-Jährige hat aber in den vergangenen Wochen eine Nachbarschaftshilfe gewährt, die weit darüber hinaus geht und Beispiel gebend ist. Auslöser war, wie so oft im Leben, ein tragischer Moment. Ein zwölfjähriges Mädchen aus der Nachbarschaft ist an Krebs erkrankt und wurde Ende November operiert. Seither wird es in der Kinderkrebs-Station im Trierer Mutterhaus behandelt (Chemotherapie). Die Wahrscheinlichkeit, dass das Mädchen wieder gesund wird, ist groß, weil die Krankheit früh entdeckt wurde.Bei Wind und Wetter von Haus zu Haus

Elfriede Bungert ließ dieses Schicksal aber nicht los. Und als die Rentnerin wusste, wo das Mädchen, die nächsten Monate verbringen muss, fasste sie einen Entschluss: "Ich gehe in Longkamp für die Kinderkrebs-Station sammeln." Sie besorgte sich bei der Kreisverwaltung eine Erlaubnis und zog los: von Straße zu Straße, von Haus zu Haus (541 Haushalte) bei Wind und Wetter. Kaum einer der Leute, die ihr die Tür öffneten, wollte die Sammel-Erlaubnis sehen. Schließlich ist Elfriede Bungert im Ort bekannt. Was aber noch überraschender war: Kaum jemand wies sie ab, ohne den Geldbeutel gezückt zu haben. Und als nach drei Wochen der Tag der großen Zählung gekommen war, staunte Elfriede Bungert nicht schlecht: 2222 Euro und ein Cent lagen vor ihr. "Ich wäre schon froh gewesen, wenn 1000 Euro zusammengekommen wären", gesteht sie. Der eine Cent hat schon eine Abnehmerin gefunden. Bungert: "Den habe ich dem kranken Mädchen geschenkt. Es wird ihn einrahmen." Alle die am Schicksal des Mädchens teilen wünschen sich, dass das Geldstück zum Glücks-Cent wird. An Courage mangelt es Elfriede Bungert nicht. "Ein bisschen komisch war mir am Anfang aber doch", erinnert sie sich an den Beginn ihrer Bittgänge. Das "komische Gefühl" verging schnell. "Viele Leute haben mich reingebeten und mit mir gesprochen", erzählt sie. In manchen Häusern sei sie bis zu einer Stunde gewesen. Zu manchen Häusern ist sie mehrfach gegangen, weil sie niemanden antraf. An ihrem besten Tag sammelte Elfriede Bungert 380 Euro. Und wenn es ein krummer Betrag war, rundete sie ihn aus eigener Tasche auf. "Einige Frauen sind mir um den Hals gefallen", erzählt Bungert. Jugendliche zückten genauso bereitwillig das Portemonnaie wie Frauen, die von einer kleinen Rente leben.Neuauflage im nächsten Jahr

Einige Leute klingelten sogar noch einmal an Elfriede Bungerts Tür und stockten die Spende auf. Sie hatten beim Nachhauskommen von dem Besuch erfahren und waren der Meinung, dass ihr Partner nicht genug gegeben hatte. "Ich kann die Longkamper nur loben. Sie spenden viel und gern. Ich bin stolz auf sie", sagt Elfriede Bungert. Allein zwölf 50- und siebzehn 20-Euro-Scheine kamen zusammen. Aber natürlich war jede Kleingeld-Spende genauso willkommen. Tochter Karina ist stolz auf ihre Mutter. "Ich könnte so etwas nicht", gibt sie zu. Elfriede Bungerts Engagement ist mit der Aktion nicht beendet. "Wenn ich gesund bleibe, gehe ich nächstes Jahr wieder sammeln", verspricht sie.

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