Ein Denkmal für die Gequälten

Wittlich-Wengerohr · Schnelle Autobahnverbindungen sind für die Menschen heute selbstverständlich. Unter welchen unmenschlichen Bedingungen diese Trassen entstanden sind, wissen dagegen nur wenige. An der Autobahnkirche St. Paul in Wittlich-Wengerohr ist jetzt ein Mahnmal enthüllt worden, das an Zwangsarbeiter beim Straßenbau von 1939 bis 1942 erinnern soll.

 Das Mahnmal von Sebastian Langner erinnert mit Wurzeln wie Stacheldraht und roter Farbe an die Zwangsarbeiter im „Dritten Reich“. TV-Foto: Nora John

Das Mahnmal von Sebastian Langner erinnert mit Wurzeln wie Stacheldraht und roter Farbe an die Zwangsarbeiter im „Dritten Reich“. TV-Foto: Nora John

Wittlich-Wengerohr. Es ist schwer erträglich, was bei der Gedenkstunde zur Enthüllung des Mahnmals für die Zwangsarbeiter beim Autobahnbau im "Dritten Reich" gesagt wird. Dieter Burgard, Vorsitzender der Gedenkstätte KZ Hinzert, erzählt von einem polnischen Zwangsarbeiter, der bei Erdarbeiten seinen eigenen Fuß mit der Hacke schwer verletzt hat und nach einfacher medizinischer Behandlung wieder zurück an seinen Arbeitsplatz geprügelt wird.
Marianne Bühler vom Wittlicher Arbeitskreis "Jüdische Gemeinde" geht bei ihrem Vortrag auf die geschichtlichen Fakten der Zwangsarbeit ein. Sie berichtet, dass die freiwilligen Arbeiter beim Autobahnbau rund um Wittlich in der Minderheit waren.
Bühler nennt Zahlen. 1940 seien 19 000 freiwillige Arbeiter und 28 000 Zwangsarbeiter beim Autobahnbau tätig gewesen. Unter diesen Zwangsarbeitern waren luxemburgische Juden, Akademiker, die sich gegen das Naziregime auflehnten und ostdeutsche Gefangene. Diese wurden, so Bühler, besonders schlecht behandelt, da sie nach Ansicht der Nazis zur minderwertigen slawischen Rasse gehörten.
Unter den Festgästen war ein früherer Zwangsarbeiter aus Luxemburg, mehrere Hinterbliebene sowie Dr. Paul Dostert vom luxemburgischen Centre de Documentation et de Recherche sur la Résistance. Er betonte die Notwendigkeit, das Thema aufzuarbeiten.
Kaum freiwillige Arbeiter


Dass dies noch nicht ausreichend geschehen ist, beklagte Dieter Burgard. So bemängelte er unter anderem, dass auf der Webseite der Stadt Wittlich viele Jahre des "Dritten Reiches" ausgespart sind.
Sebastian Langner, der das Mahnmal im Auftrag des Fördervereins Autobahnkirche St. Paul künstlerisch umgesetzt hat, erklärte die Bedeutung der einzelnen Elemente des Werkes. Die Wurzeln symbolisieren, dass die Autobahnen auf Unrecht wurzeln. Um das zu verdeutlichen, sind die Wurzeln wie Stacheldraht gestaltet.
Die rote Farbe soll das vergossene Blut beim Autobahnbau zeigen. Langner brachte seine Motivation für die Gestaltung auf den Punkt. Beim Befahren einer Autobahn "profitiere ich von Unrecht".

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