Ein dickes Lob für Deutschland

Wittlich · Geboren in Venezuela, hat Milagros del Carmen Mussler in Deutschland eine zweite Heimat gefunden. Hier schätzt sie soziale Errungenschaften wie das Rentensystem und das Engagement, mit dem die Wittlicher auf die Flüchtlingssituation reagieren.

 Milagros del Carmen Mussler stammt aus Venezuela (Foto). Mit ihrer Familie lebt sie inzwischen in Wittlich. Foto: Inge Schulze

Milagros del Carmen Mussler stammt aus Venezuela (Foto). Mit ihrer Familie lebt sie inzwischen in Wittlich. Foto: Inge Schulze

Foto: (m_wil )

Wittlich. "Deutschland ist so ein tolles Land", sagte die Wittlicherin Milagros del Carmen Mussler im Rahmen ihres Vortrages "Ich bin Wittlicherin und komme aus Venezuela", den sie auf Einladung der Stadtbücherei Wittlich und der Casino-Gesellschaft im ausgebuchten großen Saal des Casinos in Wittlich hielt.
Milagros del Carmen Mussler verließ Venezuela zum Zwecke eines Aufbaustudiums in Deutschland 1991 und immatrikulierte sich an der Universität Trier, wo es "einen jungen Mann" gab, der die Rückkehr nach Venezuela bis heute verhindere. Dieser Mann verfolgte mit den drei gemeinsamen Söhnen aufmerksam den temperamentvoll gehaltenen Vortrag seiner Frau über ihre Ursprungsheimat. Venezuela ist 2,5-mal so groß wie Deutschland, aber nur von 30 Millionen Einwohnern bewohnt, die hauptsächlich in den Großstädten wie Caracas an der karibischen Küste wohnen. Das Land verfügt über alpine Regionen in den Anden mit beinahe 5000 Meter hohen schneebedeckten Bergen ebenso wie über tropische Landstriche mit Traumstränden und Palmenhainen.
Neue Heimat in Lüxem


Venezuela besitzt Bodenschätze wie Erdöl und Gold und ist ein fruchtbares Land, in dem Landwirtschaft (Kaffee, Kakao, Viehzucht, Bananen, Zuckerrohr, Mais, Gemüse und Gewürze) erfolgreich betrieben werden kann.
Aber der Staat wird nach Angaben der Referentin von einem korrupten Staatsapparat ausgebeutet, so dass ein winziger Prozentsatz über quasi das gesamte Vermögen Venezuelas verfüge, während der Rest der Bevölkerung inzwischen wieder hungere. Der Reichtum des Erdölbooms der 1970er und 1980er, der Venezuela zum Vorzeigeland Südamerikas machte, sei in den Taschen weniger versackt, so dass das Land heute zu den ärmsten Staaten Lateinamerikas mit der höchsten Kriminalitätsrate zähle. Mussler erzählte, dass sie ihrer venezuelanischen Familie heute eigentlich Lebensmittel über den Atlantik schicken müsste, da die Versorgungslage so schlecht geworden sei. In Wittlich-Lüxem hat die fünfköpfige Familie nicht nur eine Heimat, sondern auch Leihgroßeltern für die Kinder gefunden.
Die Wahl-Wittlicherin ist stolz auf Deutschland, auf das Rentensystem und andere soziale Einrichtungen, während die Ehepaare in Venezuela immer noch möglichst viele Kinder zur Welt bringen müssen, um im Alter versorgt zu sein. Sie ist nach eigenen Angaben dankbar, sich als Frau beinahe überall alleine im öffentlichen Raum aufhalten zu können und bewundert die Offenheit und Hilfsbereitschaft, mit der Wittlicher auf die aktuelle Flüchtlingssituation reagieren. red
Im Juni wird diese Reihe fortgesetzt mit dem Vortrag "Ich bin Wittlicherin und komme aus Griechenland", den Sindy Ntafopoulos, die Inhaberin eines griechischen Restaurants in Wittlich, halten wird.

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