Ein Dorf erinnert sich an seinen Sohn

Bitburg · 84 Jahre nach seinem Tod beginnt die Renaissance des Künstlers Mathieu Molitor (1873-1929) aus Pickließem. Zur Einweihung eines Ausstellungsraums zu seinen Ehren kamen am Mittwoch 200 Menschen ins Kreismuseum Bitburg-Prüm. Sie sahen zum ersten Mal einen Dokumentarfilm, der deutlich macht, dass die Region ihren Sohn wieder in Erinnerung rufen will.

 Die Dauerausstellung über den Künstler Mathieu Molitor zeigt Statuetten, Exlibris und Gemälde des Malers, Bildhauers und Grafikers aus Pickließem. TV-Foto: Sybille Schönhofen

Die Dauerausstellung über den Künstler Mathieu Molitor zeigt Statuetten, Exlibris und Gemälde des Malers, Bildhauers und Grafikers aus Pickließem. TV-Foto: Sybille Schönhofen

Bitburg. Großes Interesse bei der Eröffnung des Mathieu-Molitor-Raums im Kreismuseum: Politiker, Kunstfreunde und Einwohner aus Molitors Herkunftsgemeinde Pickließem sind gekommen. 200 Menschen sehen sich den Film von Markus Neubauer an, um den Mann kennenzulernen, der aus ihrem Dorf stammt und von dem doch kaum einer etwas weiß.
Mit dem Film informiert Neubauer, der Lehrer an der Theobald-Simon-Berufsschule in Bitburg ist, über Molitors Leben, vermittelt ein Gefühl für dessen Werk und will vor allem zeigen, dass der Künstler in seinem Dorf Pickließem nicht ganz vergessen ist: Ralph Schmitz kommt zu Wort und erklärt, dass ihn verwandtschaftliche Beziehungen mit Molitors Mutter Maria Bruch verbinden.
Gisela Poltorak hat herausgefunden, dass Molitors Mutter die Schwester ihres Urgroßvaters war. Eine andere Pickließemerin spekuliert über eine Liaison ihrer Großmutter mit dem Künstler. Neubauer stellt daher fest: "Mathieu Molitor ist ein Thema in Pickließem."
Das ist das Verdienst des Netzwerks, das sich um den Kunsthistoriker Richard Hüttel, den Museumsleiter Burkhard Kaufmann und die Volkshochschulleiterin Marlen Meyer gebildet hat. "Bei uns im Ort wusste niemand, dass es einen Mathieu Molitor gegeben hat", sagt Ortsbürgermeister Edgar Comes. Inzwischen will die Gemeinde ihr Bürgerhaus nach ihm benennen.
Zur Einweihung des Museumsraums ist auch eine Nachfahrin des Künstlers angereist, Johanna Skrodzki, die Großnichte aus Wuppertal. Sie ist eine der wenigen, die noch Informationen aus erster Hand besitzen. Ihr Vater zeigte Molitors Tochter, die in Leipzig lebte, nach dem Mauerfall das Geburtshaus des Künstlers in Pickließem. Demnächst wird dort eine Erinnerungstafel angebracht. Comes: "Ich denke, wir haben einen sehr großen Sohn unserer Gemeinde gefunden. Dass man ihn zu einer späten Ehre bringt, ist uns sehr wichtig."
Im Kreismuseum entsteht nunmehr das Zentrum der Molitor-Forschung. Das Wort "Molitorianer" weht durch seine Gänge. Eine neue Interessengemeinschaft festigt ihre Bande. Unterstützung gibt es an diesem Abend von Landrat Joachim Streit und musikalisch von der Feuerwehrkapelle Pickließem.
Extra

Die Ausstellung im Kreismuseum ist dienstags und mittwochs von 11 bis 17 Uhr geöffnet, donnerstags bis sonntags von 14 bis 17 Uhr. Museumsleiter Burkhard Kaufmann bietet am Sonntag, 9. Juni, um 15 Uhr eine Führung durch die Ausstellung an. Der Kunsthistoriker Richard Hüttel bietet im Oktober eine Studienfahrt auf den Spuren Mathieu Molitors an. Sie führt zu seinen Wirkungsstätten nach Jena, Leipzig und Weimar. sys Weitere Informationen und Anmeldung bei der Volkshochschule des Eifelkreises Bitburg-Prüm, Telefon 06561/152020.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort