Ein Dorf heizt sich selbst ein

Die Gemeinde Lötzbeuren hat ehrgeizige Pläne: Sie will langfristig die für die Wärmeversorgung des Ortes benötigte Energie selbst erzeugen. Mehrere Arbeitskreise arbeiten an einem Konzept.

 Holzpellets sind eine umweltfreundliche Alternative zu anderen Brennstoffen. Foto: dpa

Holzpellets sind eine umweltfreundliche Alternative zu anderen Brennstoffen. Foto: dpa

Lötzbeuren. In etwa 200 Häusern leben die 500 Einwohner des Hunsrückorts Lötzbeuren. Wie in fast allen Gemeinden gewinnen die Bürger ihre für die Wärmeerzeugung benötigte Energie über eigene Öl-, Gas- oder Stromheizungen. Einige heizen auch mit Holz und/oder Briketts. Doch in Zeiten hoher Öl- und Gaspreise denken immer mehr Gemeinden über alternative Formen der Energieversorgung für ihre Bürger nach. In Lötzbeuren befasst man sich seit eineinhalb Jahren mit der Thematik. Die Fragen lauten: Ist es möglich, den Ort langfristig autark mit Energie zu versorgen? Welche Techniken stehen zur Verfügung, und wie kann das organisiert werden?

Seit drei Arbeitskreise mit Mitgliedern des Gemeinderats vor mehreren Monaten ihre Arbeit aufgenommen haben, herrsche eine Aufbruchstimmung im Ort, berichtet Ortsbürgermeister Klaus Reitz. 87 Haushalte haben sich im ersten Schritt an einer vom Arbeitskreis "Grundlagen/Bedarfsermittlung" initiierten Befragung beteiligt. So konnte eine Reihe von Energie-Verbrauchsdaten ermittelt werden. Der Arbeitskreis "Thermische Verwertung von Feststoffen" untersucht die unterschiedlichen technischen Möglichkeiten für eine dezentrale und/oder zentrale Wärmeversorgung der Wohnhäuser und kommunalen Gebäude im Dorf auf der Basis Holz.

Holz als Pellets, Schnitze oder Gas



Da Lötzbeuren einen großen Wald besitzt - der jährliche Einschlag beträgt rund 2000 Festmeter -, ist gerade der Energieträger Holz eine interessante Alternative. Der Arbeitskreis prüft derzeit alle bekannten Techniken, von Holzpellets- und Hackschnitzel-Verbrennungsanlagen bis zu Anlagen, die mit Holzgas betrieben werden. Bislang zeichnet sich ab, dass man nicht mit einer einzigen Riesenanlage den ganzen Ort mit Wärme versorgen will, sondern eine "Clusterlösung" favorisiert. Das heißt, mehrere Häuser werden zusammengefasst und durch kleine Kraftwerkseinheiten versorgt.

Bereits im kommenden Jahr will die Gemeinde konkrete Schritte in die Wege leiten. Dann soll feststehen, wer mitmacht und welche Technik angewendet wird. Der Gemeinderat wird noch in diesem Jahr in eine zweitägige Klausur gehen. Danach werden die Ergebnisse externen Fachleuten vorgestellt, die ein fertiges Konzept für eine Pilotanlage vorlegen sollen. Die Planungskosten wird die Gemeinde, die über 1,2 Millionen Euro Rücklagen verfügt, übernehmen. Die Gemeinde wird auch in finanzielle Vorleistung treten, wenn es zum Bau einer ersten Anlage kommt. Der Gemeinderat hat sich auch bereits Gedanken über die Organisation beziehungsweise Rechtsform gemacht. Man hat geprüft, ob eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts, eine GmbH oder eine Genossenschaft gegründet werden soll. Voraussichtlich wird die Gemeinde einen Eigenbetrieb gründen und selbst als Energiedienstleister auftreten.

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