Ein Dorf sucht neue Bürger

SCHLADT. Ein kleiner Ort in der Verbandsgemeinde Manderscheid kämpft für seine Zukunft: Schladt sucht Neubürger für sein Neubaugebiet. Bislang mit wenig Erfolg. Die Gemeinde ist kein Einzelfall.

Und noch ein Schneeball! Lachend und tobend ziehen Tabea, Sunnida und Marvin durch die ruhigen Schladter Straßen. Gerade hatten sie einen kleinen Zusammenstoß mit der ältesten Bewohnerin des Ortes, einer 93-Jährigen. Ein ganz normaler kleiner Generationenkonflikt.Im 131-Seelen-Dorf Schladt scheint die Welt noch in Ordnung zu sein. Doch der Schein trügt. "Die jungen Leute wollen hier nicht bleiben", erklärt Ortsbürgermeister Edwin Heck. Entweder sie zögen wegen Arbeit oder Ausbildung weg oder näher an Wittlich ran. Er kennt das Problem hautnah: Seine drei Kinder machten es genauso."Schladt hat eine gewisse Individualität"

Einst lebten 150 Bürger in Schladt. Jetzt werden die Schladter immer weniger und immer älter. Kinder unter drei Jahren gibt es in dem Eifelort zur Zeit überhaupt keine, nur zwei kleine Schladter gehen in den Kindergarten. Dagegen wollen wir was tun, sagte sich die Gemeinde. Und so kaufte sie ab 1999 Flächen für ein Neubaugebiet auf, das jungen Familien die Möglichkeit geben soll, im Ort zu bleiben. "Das hätte schon früher passieren müssen", räumt Heck selbstkritisch ein. Doch zuvor besaß die Landwirtschaft Priorität in dem Ort, in dem es einmal 18 (heute noch zwei) Vollerwerbsbauern gab.Mittlerweile sind in dem teilerschlossenen Neubaugebiet "Auf Hüscheid" zwei der elf Plätze bebaut. Eins der Häuser bewohnt Siegfried Gleiche mit seiner Frau. Angelockt von Freunden zogen die Gleiches auch wegen der besseren Luft von Wittlich nach Schladt. Siegfried Gleiche ist voll des Lobes: "Wir fühlen uns wohl hier. Schladt hat eine gewisse Individualität. Die haben sich schon immer mit irgendwelchen Grafen angelegt, das gefällt uns." Zudem sei das Gelände am Ortsrand hervorragend, flach und preisgünstig. Ganz erschlossen, so schätzt der Bürgermeister, koste es 25 Euro pro Quadratmeter.Dennoch: die restlichen Grundstücke warten auf ihre Bestimmung, obwohl die Gemeinde, die sich für das Baugebiet in Schulden gestürzt hat, bereits an mehreren Stellen dafür geworben hat. Auf der Homepage der Verbandsgemeinde Manderscheid zum Beispiel. Das Baugebiet liege in der "schönen Naturlandschaft Schladter Schweiz", heißt es dort.Schladt ist nicht der einzige Ort, der auf neue Bürger hofft.Auch Eckfeld und Oberscheidweiler (beide VG Manderscheid) suchen Interessenten für ihre Neubaugebiete. Und generell macht man sich in der Kreisverwaltung in Zusammenarbeit mit der Uni Trier schon längere Zeit Gedanken, wie man den bundesweiten Trend von Bevölkerungsschwund und Vergreisung in der Region aufhalten kann. Doch gearbeitet wird an einem übergeordneten Konzept. Einzelnen Gemeinden da einen Rat zu geben, sei schwierig, heißt es. Der Dorferneuerungsbeauftragte des Kreises, Hermann Brück, empfiehlt den Gemeinden, die Dorfstruktur lebendig zu erhalten.Doch das ist so eine Sache. Vor etwa einem Jahrzehnt hat in Schladt der Lebensmittelladen dicht gemacht. Den gleichen Weg gingen die einzige Kneipe und die Bank. Für den kleinen Einkauf kommen jetzt mehrere Bäcker- und ein Lebensmittel-Auto sowie Tiefkühlkost auf Rädern. Die nächsten Läden sind im 4,5 Kilometer entfernten Großlittgen, wohin am Morgen auch ein Bus fährt."Bis nach Wittlich braucht man mit dem Auto gerade mal eine Viertelstunde und die Autobahn ist nur zehn Kilometer entfernt", wirbt der Bürgermeister. Und dann gebe es noch die Feuerwehr, die Freizeit-Fußballmannschaft, einige Kegelclubs, die kunsthistorisch interessante Kapelle und die Mühle, deren Ursprünge bis 1478 zurückverfolgt werden können.Ob das die potentiellen Neubürger überzeugen kann? Tabea, Sunnida und Marvin jedenfalls sind bereits überzeugt. "Ich wohne gern' hier, hier kann man gut spielen", meint Sunnida. Die beiden anderen stimmen zu.

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