Ein Dorf will sich selbst mit Energie versorgen

Der Hunsrückort Lötzbeuren gehört zu den reichsten Gemeinden im Kreis. 1,05 Millionen Euro Rücklagen hat Lötz beuren auf der hohen Kante. Das macht 2100 Euro pro Einwohner. Die Gemeinde will das Geld unter anderem in eine alternative Energieversorgung stecken. Die Vision: Lötzbeuren strebt an, seine benötigte Energie (Strom und Wärme) selbst zu erzeugen.

Lötzbeuren. Noch ist es eine Wunschvorstellung, die in weiter Ferne liegt. Doch unmöglich erscheint sie nicht. Die 500 Einwohner-Hunsrückgemeinde Lötzbeuren will sich mit Energie selbst versorgen. Ein erster Schritt ist getan. Gemeinderat geht in "Energieklausur"

Auf der jüngsten Gemeinderatssitzung beschloss der Rat, dass die Gemeinde zusammen mit Experten ein Energiekonzept erarbeitet. Außerdem will sich der Gemeinderat in eine "Energieklausur" begeben, um die Möglichkeiten auszuloten. Ein Grobkonzept der Transferstelle für Rationelle und Regnerative Energienutzung Bingen (TSB) liegt bereits auf dem Tisch. Demnach soll zunächst der Energieverbrauch (Strom, Brennstoff) der Gemeinde ermittelt werden, um eine erste Einschätzung zu bekommen. Im nächsten Schritt wird das Energiepotenzial von Lötzbeuren abgeschätzt - das heißt, welche Energieträger genutzt werden können. Infrage kommen unter anderem Biogasanlagen, Photovoltaik und Solarthermie. Der Bau von Windrädern rund um Lötzbeuren ist wegen der Nähe zum Flughafen Frankfurt-Hahn ausgeschlossen. Ein weitere Maßnahme: den Energieverbrauch in den Häusern mittels Wärmedämmung möglichst ohne Komfortverlust reduzieren. Neben den technischen Lösungen sollen auch Fördermöglichkeiten durch Bund und Land aufgezeigt werden. "Das Geld haben wir unseren Vorfahren zu verdanken"

Die Kernfrage lautet aber, ob Lötzbeuren mittel- oder langfristig seinen Bürgern eine gemeinsame, zentrale Wärme- und Stromversorgung anbieten kann. Infrage käme beispielsweise ein Blockheizkraftwerk, das gleichzeitig Wärme und Strom produziert und diese in die Häuser einspeist. Denkbar ist auch eine "Clusterlösung", das heißt, mehrere Häuser werden zusammengefasst und durch kleinere Kraftwerkseinheiten versorgt. Ziel dabei ist es, die "örtlichen und regional verfügbaren Energiepotenziale" zu nutzen. Zu denken ist zum Beispiel an die Verwertung von Biomasse oder Holzresten. Geld hat die Gemeinde, die wegen des Ausbaus des Flughafens Frankfurt-Hahn und die Erweiterung der dortigen Start- und Landebahn große Teile des Gemeindewaldes verkauft hat, genug. Rund eine Million Euro spülte dies in die Gemeindekasse. Ortsbürgermeister Reitz: "Wir haben das Geld unseren Vorfahren zu verdanken, die den Wald angelegt und gepflegt haben. Wir haben nun die Pflicht, dieses Geld in eine nachhaltige Entwicklung des Ortes zu investieren."

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