Ein End-68er, aber kein Revoluzzer

Rainer Stablo ist Direktkandidat der Partei Die Linken im Wahlkreis 23. Wir haben den 57-Jährigen zu Hause in Morbach-Hundheim besucht.

 Rainer Stablo in der Bibliothek seines umgebauten Wohnhauses in Hundheim. TV-Foto: Klaus Kimmling

Rainer Stablo in der Bibliothek seines umgebauten Wohnhauses in Hundheim. TV-Foto: Klaus Kimmling

Morbach-Hundheim. Rainer Stablo ist kein Mann der großen Worte. Er ist eher ein stiller Zeitgenosse, ein Mann, der viele Stunden mit dem Lesen von Büchern verbringt. Das Wohnzimmer gleicht einer kleinen Bibliothek, ein gemütlicher Raum, der zum Denken und Diskutieren anregt.

"Ich interessiere mich für politische Philosophie, es ist so was wie ein Hobby für mich", sagt der gebürtige Bernkastel-Kueser.

Stablo denkt links. Das war schon zu Schülerzeiten so und während des Studiums der Mathematik und Sozialkunde für das Lehramt an Gymnasien in Darmstadt und in Berlin. Als er politisch zu denken begann, war die "Revolution" der 68-er bereits am Abklingen. Er gehört, wie er sagt, zur Generation der "Nach-68er".

"Wir waren alle politisiert", erinnert er sich. Gesellschafts- und Kapitalismuskritik, Rüstungswettlauf, Atomenergie — das sind Stichworte, über die damals heftigst debattiert wurde. Nicht wenige dieser ehemals "Linken" haben später ihre politische Heimat bei den Grünen oder der SPD gefunden. Stablo war aktiv dabei, als Anfang der 80er Jahre in Berlin der Landesverband der Grünen gegründet wurde.

Und er setzte sein Engagement in Rheinland-Pfalz fort, als er, inzwischen verheiratet mit Ehefrau Birgit, 1981 nach Hundheim in ein gemütliches Haus zog. Raus aus der hektischen Großstadt, zurück in die Provinz, "um näher an der Natur zu sein". Zur Familie gehören heute eine Tochter und zwei Söhne.

Lehrer wollte er werden. Doch zu jener Zeit war es schwierig, eine Anstellung zu bekommen. So studierte er zusätzlich zum Lehramt Informatik und Elektrotechnik. 14 Jahre leitete er die EDV-Abteilung der Winzergenossenschaft Moselland eG in Bernkastel-Kues und bildete dort auch junge Menschen aus. 2002 wurde er endlich Lehrer - an der Berufsbildenden Schule Wirtschaft Idar-Oberstein.

Stablo beschäftigt sich mit den philosophischen Ansichten der "Frankfurter Schule", die mit ihren Hauptvertretern Theodor W. Adorno und Max Horkheimer, wesentlich die politische Linke und die Studentenbewegung beeinflusste. Daneben greift er aber immer wieder zu wissenschaftlichen Veröffentlichungen, die sich mit ökologischen und sozialen Fragen befassen. Die Theorie ist das eine. Stablo will aber auch verändern. Anfang der 90er Jahre gab es Pläne für einen großen Ferienpark nahe der Burgruine Baldenau. Stablo kämpfte als Mitglied einer Bürgerinitiative gegen dieses Projekt. Es wurde nie verwirklicht.

Von den Grünen hat er sich früh wieder verabschiedet. Die "Realos" um Joschka Fischer hatten die Partei "übernommen", die "Ökosozialisten", zu denen er sich zählte, verloren erheblich an Einfluss. Stablo blieb sich treu und wechselte über zur PDS.

Seit 2007 ist er Mitglied der Partei Die Linke. Auch kommunalpolitisch engagiert er sich. Fünf Jahre war er im Ortsbeirat Hundheim der Einheitsgemeinde Morbach, seit 2009 sitzt er im Gemeinderat Morbach und im Kreistag Bernkastel-Wittlich.

Da kommt einiges an Terminen zusammen. Entspannung findet er beim Sport. Der durchtrainierte Endfünfziger fährt leidenschaftlich gerne Mountainbike — und das mehrmals die Woche. 60 Kilometer Berg- und Talfahrt, das gibt Kondition. Die kann er im Wahlkampf gut gebrauchen.

Der Wahlkreis 23 (Bernkastel-Kues/Morbach/Kirchberg) umfasst neben der Einheitsgemeinde Morbach die Verbandsgemeinden Bernkastel-Kues, Neumagen-Dhron, Traben-Trarbach, Thalfang sowie die VG Kirchberg im Rhein-Hunsrück-Kreis.

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