Ein Erfolg: Pflegereform entlastet Angehörige

Im Juli 2008 ist die Pflegereform in Kraft getreten. Experten und Betroffene informierten am Mittwoch im Wittlicher Krankenhaus über die Neuerungen und zogen nach einem halben Jahr ein zufriedenes Fazit. Allerdings gebe es noch Lücken und viel Unsicherheit gegenüber der Novelle.

Wittlich. Im Vordergrund der Informationsveranstaltung der Regionalen Pflegekonferenz stand die Pflege demenzkranker Menschen, die aufgrund der demographischen Entwicklung verstärkt notwendig sein wird.

Eine Erleichterung für die pflegenden Angehörigen sollen die neuen "Pflegestützpunkte" bringen, die seit dem 1. Januar aufgebaut werden. Sie bieten wohnortnah und kostenlos individuelle Beratung und Hilfe aus einer Hand. Im ersten Schritt analysieren sie den Hilfebedarf und erstellen einen Versorgungsplan, erläuterte Regine Paulus, Pflegedienstleiterin der paritätischen Sozialstation in Thalfang. Darüber hinaus kümmern sich die Pflegeberater darum, dass alle erforderlichen Maßnahmen genehmigt werden. Einen Vorteil gegenüber den bisherigen Beratungs- und Koordinierungsstellen sieht Ute Kettemann vom Medizinischen Dienst darin, dass die Stützpunkte allein auf die Pflege spezialisiert sind und Fallmanager die Betroffenen durch die gesamte Pflege begleiten.

Aus dem Publikum äußerte sich allgemeine Kritik an der Pflegeberatung. Als Antwort lobte Richard Brunner, der seine an Alzheimer erkrankte Frau pflegt, ausdrücklich die Arbeit der Berater. "Der ständige Kontakt zur Beratungsstelle hilft schon sehr", so Brunner. Zumal die meisten Angehörigen mit einer völlig neuen Situation umzugehen lernen müssten und die Leistungsberechnung äußerst kompliziert sei.

Paulus begrüßte die Pflegereform als "sehr gute Verbesserung". Speziell die Tages- und Nachtpflege Demenzkranker in stationären Einrichtungen biete eine große Entlastung für die Angehörigen. Denn im Fall einer Störung des Tages- und Nachtrhythmus litten die betreuenden Angehörigen erheblich, weil sie auch nachts zur Stelle sein müssten.

Wie belastend die häusliche Pflege Demenzkranker ist, machen die Zahlen deutlich: 70 bis 80 Prozent der Heimbewohner leben dort wegen ihrer Demenz. Die Zahlen seien auch nach den Verbesserungen durch die Pflegereform nicht gesunken, resümierte Ute Kettemann.

Kettemann und Paulus wiesen darauf hin, dass nicht nur alte Menschen, sondern auch immer mehr Kinder die Pflegeversicherung in Anspruch nehmen. Dazu merkte ein Kritiker aus dem Publikum an, dass die Reform es verpasst habe, an Kurzzeitpflegeeinrichtungen für junge Menschen zu denken. Falle der pflegende Angehörige kurzzeitig aus, bliebe dem Kind häufig nur die Betreuung im Seniorenheim.

Im Resümee waren sich die Experten einig, dass die Reform zwar noch Lücken habe, aber Verbesserungen eingetreten seien.

Die Beratungs- und Koordinierungsstelle bei der Caritas-Sozialstation in Wittlich bietet drei kreisweite Schulungen für pflegende Angehörige demenzkranker Menschen an. Sie sollen im Frühjahr, Sommer und Herbst stattfinden. Genaue Termine stehen noch nicht fest. Zudem plant die Beratungsstelle eine Qualifizierung für Ehrenamtliche, die Demenzkranke begleiten möchten.

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