Ein Experiment, das gut tut
NIEDERÖFFLINGEN. (ger) Experimente zeigen mitunter neue Wege. Beim Dekanatssingen in Niederöfflingen wurden Ansätze zur Zukunft des Chorgesangs erkennbar. Ein Probennachmittag für 85 Chormitglieder aus sechs Chören war angesagt.
"Es war ein Experiment", meinte ein Teilnehmer am Dekanatssingen in Niederöfflingen. Aber ein Experiment, das wiederholenswert ist, so eine andere Meinung. Für Dekanatskantor Reinhold Schneck aus Wittlich war es eine schöne Erfahrung, an nur einem Nachmittag mit 85 Sängerinnen und Sängern aus sechs Kirchenchören das Programm für einen kompletten Gottesdienst einzuüben. "Auf dieses Risiko mit gewissen Unsicherheiten haben wir uns eingelassen." Schneck hatte zusammen mit den Chorleitern Peter Klein (Strotzbüsch) und Hans-Peter Weinand (Laufeld) den Probennachmittag für die Chöre des Altdekanates Manderscheid organisiert. Die abendliche Eucharistiefeier in der Pfarrkirche Niederöfflingen wurde von 85 Chormitgliedern aus Großlittgen, Laufeld, Manderscheid, Niederöfflingen, Nieder/Oberscheidweiler und Strotzbüsch gestaltet. Zunächst ungewohnt - der große Chor wirkt aus den Bänken von der Mitte des Kirchenschiffes aus. Platz also für die Gottesdienstbesucher auf der Empore. Der vierjährige Tim Hoffmann ist mit seiner Oma gekommen und will sich das Geschehen von oben anschauen. Denn Mama Sabine singt beim Workshop-Chor mit. Er beginnt mit dem Eröffnungslied "Eine große Stadt ersteht, die vom Himmel niedergeht". Hans-Peter Weinand an der Orgel erhöht das Tempo, will die Sänger mitnehmen, als diese leicht verlangsamen. Volltönend wie zu Zeiten, als die Kirchen Sonntag für Sonntag gefüllt waren, erfüllt kräftiger Gesang den Kirchenraum. Das Kyrie aus der Kanon-Messe von Josef Dalberg (1987) erklingt. Das Credo wird von Chor, Vorsänger und Volk gemeinsam gestaltet. Ebenso das neu einstudierte Lied zur Gabenbereitung "Herr wir bringen in Brot und Wein unsere Welt zu dir". Beim Agnus Dei erklingt das wohlgesetzte und ebenso wohl interpretierte Ave Verum. Den Abschluss bildet das Lied "Du lässt den Tag o Gott nun enden" des englischen Komponisten Scholefield aus dem Jahre 1874. Der kleine Tim ist mittlerweile aufgewacht. Er hat die Darbietungen seiner Mutter und der 85 Chorsänger sanft eingeschlummert in den Armen seines Vaters auf der Empore genossen. Der Zelebrant, Ruhestandspfarrer Paul Klümper aus Lutzerath dankt: "Es war etwas, das uns allen gut getan hat". Kantor Reinhold Schneck spricht mit dem TV über die Zukunftsperspektiven der heimischen Chöre. Die feste Bindung an Vereinsformen nehme ab, die jetzigen Chorstrukturen werden in Zukunft partiell nicht mehr existieren. Aber das Wehklagen darüber bringe wenig. Schneck empfiehlt das Einlassen auf neue Ideen und Experimente.