Forstwesen Er drückt dem Wald seinen Stempel auf

Merscheid · Revierförster Bernhard Haus ist nach fast 50 Jahren Dienst in den Ruhestand verabschiedet worden. Weggefährten loben die erfolgreiche Waldverjüngung des Merscheiders. Doch waren seine Neuerungen in den Hunsrücker Wäldern bei den Einheimischen nicht unumstritten.

 Revierförster Bernhard Haus (links) wird im Beisein seiner Frau Jutta von Forstamtsleiter Gerd Womelsdorf in den Ruhestand verabschiedet. Foto: Christoph Strouvelle

Revierförster Bernhard Haus (links) wird im Beisein seiner Frau Jutta von Forstamtsleiter Gerd Womelsdorf in den Ruhestand verabschiedet. Foto: Christoph Strouvelle

Foto: TV/Christoph Strouvelle

Wer Bernhard Haus an seinem Wohnort Merscheid besucht und ihn nach seiner beruflichen Laufbahn befragt, merkt schnell: Dieser Mann hat viel zu erzählen. Und das ist nicht verwunderlich. Denn Haus kann auf eine lange Karriere als Förster zurückblicken. Nur fünf Monate vor seinem 50. Dienstjubiläum ist dem 66-Jährigen von Forstdirektor Gerd Womelsdorf, Leiter des Forstamtes Idarwald, die Versetzungsurkunde in den Ruhestand überreicht worden.

Im wahrsten Sinne des Wortes ist bei Haus mit dem Försterberuf ein Kindheitstraum in Erfüllung gegangen. „Meine Eltern und Großeltern waren sehr naturbezogen. Jedes Wochenende haben wir im Wald verbracht“, sagt er. Als er zur Kommunion ein Buch geschenkt bekam über Forst, Jagd und Hund stand sein Berufswunsch Förster schon früh fest. Haus ist der deutschen Waldjugend beigetreten und gründete im Alter von 14 Jahren in seinem Heimatort Bad Kreuznach seine eigene Waldjugendgruppe. „Das war möglicherweise der Einstieg in den Forst“, sagt er. Denn 1968 begann er als 16-Jähriger als Forstlehrling im Forstamt Kirn. Lediglich sechs von 132 Bewerbern waren damals im Regierungsforstamt Koblenz eingestellt worden, erinnert er sich. Nach mehreren Stationen in der Eifel und im Westerwald, wo er Erfahrungen sammeln konnte, kam Haus 1977 als 25-Jähriger nach Merscheid. Dort betreute er das Forstrevier erst kommissarisch, nach einem Jahr dann als festangestellter Förster.

Eine spannende Zeit, erinnert er sich. Denn zum einen habe es gegolten, die diversen Forstbezirke in die Struktur der neugegründeten Einheitsgemeinde zu überführen. Des Weiteren hat Haus als junger Mann viele Dinge in den hiesigen Forstbezirken eingeführt, die er aus seinen ersten Tätigkeitsorten kannte und die heute selbstverständlich sind, damals aber für die Hunsrücker und ihre Vertreter in den kommunalen Gremien noch komplett unbekannt waren und deshalb kritisch betrachtet wurden.

Dazu gehörte das Erschließen des Waldes mit Rückegassen und befestigten Wegen. „Die Leute haben damals gesagt, ich mache Löcher in den Wald“, erinnert sich Haus. Als er begann, junge Bäume mit einem Schälschutz vor Rotwild zu schützen, hat ihm das sogar eine Dienstaufsichtsbeschwerde eingebracht. Und auch die Ausweisung von Äsungsflächen für das Wild war damals komplett neu.

Haus war einer der ersten Förster, der seine Reviere durch Unternehmen bearbeiten ließ, die zudem Ausländer beschäftigten. „Da konnte es passieren, dass man türkische Gesänge im Wald gehört hat“, sagt er.

Insgesamt hat er mit Arbeitern aus 28 Nationen zusammengearbeitet, sagt er. Mehrfach änderte Haus seine Reviere, gab beispielsweise die Wälder um Gonzerath und Heinzerath ab und übernahm dafür den Staatswald am Ranzenkopf und den Jungenwald. Später war er auch für das 2000 Hektar große Staatswaldrevier Erbeskopf verantwortlich. „Ich war in den 41 Jahren im Hunsrück für insgesamt fast 5000 Hektar Wald zuständig“, sagt er.

Am Ranzenkopf hat Haus reine Buchen- und Fichtenbestände ohne Verjüngung vorgefunden. „Durch konsequente Beforstung und Bejagung habe ich daraus einen naturnahen Wald mit jungen Pflanzen aufgebaut“, sagt er. Auch mit unvorhersehbaren Naturereignissen hatte Haus zu tun. 1981 kam es Anfang Mai zu einem Wintereinbruch mit 50 Zentimeter Nassschnee, der 10 000 Festmeter Schneebruch verursachte und für den er ein Jahr benötigte, bis er ihn wieder aufgearbeitet hatte. Hinzu kamen ein Windwurf 1983 und die großen Stürme Vivian und Wiebke 1990 mit 100 Hektar Windwurffläche und 40 000 Festmeter umgewehten Holz. Alle diese Ereignisse nutzte Haus, um den Umbau des Waldes zu einem naturnahen Mischwald fortzusetzen.

„Den Revieren, für die der Forstmann Haus verantwortlich war, hat er seinen Stempel aufgedrückt“, sagt Forstamtsleiter Womelsdorf. Sie präsentierten sich heute als gepflegte, hochproduktive und naturnah bewirtschaftete und vor allem verjüngungsreiche Mischwälder, die manches Kleinod wie Waldrefugien, Tot- und Altholz,  Felsgruppen und von Haus selbst angelegten Weiher- und Wasserflächen enthielten, sagt er.

Beschäftigungslos wird Haus im Ruhestand nicht. „Ich will mich künftig mehr im Bereich Jagdorganisation und Jagdhundewesen engagieren“, sagt er.  Zudem hat Haus als Präsident des Internationalen Verbandes für deutsche Jagdterrier, Vorstandsmitglied des deutschen Jagdterrierclubs, Leiter des Hegerings Morbach und als stellvertretender Obmann für das Jagdhundewesen in der Kreisgruppe Bernkastel-Wittlich  viele Ehrenämter.

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