Ein Fonds hilft Bauern und Winzern in Not

Bitburg · Zehn Jahre gibt es einen Hilfsfonds für Bauern in der Region. Seitdem hat er rund 50 000 Euro für Landwirte und Winzer in Not eingesetzt. Initiatorin des Fonds war Gertrud Drautzburg aus Wittlich.

 Bäuerin aus Leidenschaft: Gertrud Drautzburg vom Helenenhof in Wittlich. TV-Foto: Winfried Simon

Bäuerin aus Leidenschaft: Gertrud Drautzburg vom Helenenhof in Wittlich. TV-Foto: Winfried Simon

Bitburg. Die Rinderkrankheit BSE erschütterte vor zwölf Jahren die Landwirtschaft. Die Verbraucher mieden monatelang Rindfleisch, viele Bauern mussten zudem ihren gesamten Viehbestand keulen lassen. Die getöteten Tiere wurden verbrannt.
Bäuerin Gertrud Drautzburg vom Helenenhof in Wittlich erinnert sich mit Schrecken an diese Zeit. Zwar war der Hof von Tochter und Schwiegersohn nicht betroffen, aber die Berichte und Schlagzeilen fand sie beängstigend.
Stille im Stall


In der Eifel musste ein Landwirt sämtliche Rinder töten lassen. "Das ist für jeden Bauern ganz schrecklich, nicht nur wegen des enormen finanziellen Verlustes", sagt sie. Ihr Schwiegersohn Manfred Zelder erinnert sich an ein Gespräch mit einem Berufskollegen, der sagte: "Diese plötzliche Stille im Stall, wenn alle Rinder weg sind, das ist kaum auszuhalten."
Gertrud Drautzburg wollte helfen - am besten möglichst vielen Bauern, die unverschuldet in Not geraten sind. Sie nahm Kontakt mit Bauernpräsident Leo Blum und Verbandsgeschäftsführer Josef Derstappen in Koblenz auf. Die Gremien tagten und kamen schließlich zu dem Schluss, den Vorschlag von Gertrud Drautzburg aufzugreifen und einen bäuerlichen Hilfsfonds zu gründen.
Vorsitzender seit der Gründung im Jahr 2002 ist Bauernpräsident Leo Blum. Gertrud Drautzburg wirkt im Vorstand mit. Jetzt wurde die 77-jährige Wittlicherin aus diesem Amt verabschiedet.
Der Verband stellte seinerzeit 25 000 Euro für den Fonds zur Verfügung, weitere Gelder wurden gespendet. Nach Auskunft von Herbert Netter, Pressesprecher des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Nassau, hat der Hilfsfonds seit der Gründung mit rund 50 000 Euro insgesamt 56 Familien unterstützt. Netter sagt dazu: "Der Hilfsfonds kann aber nicht in ihrer Existenz bedrohte Betriebe finanziell umschulden. Dazu fehlen die finanziellen Mittel. Er unterstützt vielmehr die betroffenen Familien."
Er nennt einige Beispiele: Das Wirtschaftsgebäude eines Landwirts brannte ab. Das Haus war unterversichert, der Schaden wurde daher nur teilweise ersetzt. Die Bauernfamilie war total überschuldet und konnte sich kaum noch etwas leisten. Der Hilfsfonds finanzierte die Kommunionfeier des Sohnes.
Oder der Fall eines hoch verschuldeten, alleinstehenden Landwirts mit drei Kindern: Er konnte den Führerschein für seinen Sohn nicht bezahlen. Der Sohn war im zweiten Ausbildungsjahr als Landmaschinenmechaniker. Der Hilfsfonds finanzierte den Führerschein.
Ein drittes Beispiel: Ein Landwirt erkrankte schwer. Das führte zu finanzieller Not. Die Ehefrau übernahm zusätzlich einen 400-Euro-Job. Das reichte aber nicht, um den Hof zu halten. Der Betrieb musste umstrukturiert werden. Wichtige Investitionen am Wohnhaus konnten nicht bezahlt werden. Der Fonds gab einen vierstelligen Betrag zur dringenden Reparatur der Heizungsanlage.
Vorstand und Beirat entscheiden


Die einzelnen Fälle werden in der Regel von den Kreisgeschäftsstellen nach Koblenz gemeldet. Vorstand und Beirat des Hilfsfonds entscheiden dann, ob und wie man einer in Not geratenen Bauernfamilie helfen kann.
Gertrud Drautzburg freut sich, dass in einigen, zumeist tragischen Fällen geholfen werden konnte. Sie sagt: "Ich bin schon ein bisschen stolz, dass aus der Idee dieser Hilfsfonds entstanden ist."
Extra

Innerhalb von zehn Jahren ist die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe im Eifelkreis Bitburg-Prüm, und in den Kreisen Vulkaneifel und Bernkastel-Wittlich deutlich geschrumpft: Eifelkreis Bitburg-Prüm: Im Jahr 2001 gab es dort 2338 Betriebe, im Jahr 2010 waren es nur noch 1501. Vulkaneifel: 2001 wurden 1058 Betriebe gezählt, im Jahr 2010 nur noch 655. Bernkastel-Wittlich: 2001 gab es 2628 landwirtschaftliche Betriebe (ohne Weinbau) und zehn Jahr später waren es nur noch 1585 Betriebe. sim Angaben: Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz.

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