Ein Freund, ein guter Freund…

TRITTENHEIM. (lm) 1999 wurde an der Mosel eine Gesangsgruppe der besonderen Art gegründet. Elf sangesbegeisterte Männer aus Neumagen-Dhron, Trittenheim und Umgebung demonstrieren seitdem mit stetig wachsendem Erfolg, dass Männergesangsvereine nicht tot sind.

"Versuchen Sie mal einen Teenager in den örtlichen Gesangsverein zu locken." Horst Goerres und Robert Bollig werfen sich viel sagende Blicke zu. Auf der einen Seite scheint das Konkurrenz-Freizeitangebot durch Sportvereine übermäßig, auf der anderen gilt es unter Jungs offensichtlich als wenig männlich die eigene Stimme im Gesang zu üben. Oder liegt es vielleicht am Programm der Gesangsvereine? Welchen Jugendlichen gruselt es in unserer Zeit nicht vor traditionellem Liedgut wie "Sah ein Knab' ein Röslein steh'n"? Goerres und Bollig gestehen, dass auch ein Großteil der Mitglieder Ihrer Riesling Harmonists "Flüchtlinge" seien. Viele wollten endlich einmal etwas Anderes singen: Oldies, Evergreens und eben auch das Repertoire der berühmten Comedian Harmonists aus den mondänen 30er Jahren. Dazu aber genügte es nicht, wie sich bald herausstellte, den Gesang lediglich als ein Wochenendhobby zu betreiben. Für diese anspruchsvolle Art von Gesang waren Talent, Disziplin, Ehrgeiz und Geduld erforderlich. Und nicht zuletzt ein professioneller Trainer, der nicht nur den Taktstock schwingen konnte, sondern auch über die entsprechende Autorität und das theoretische sowie praktische Wissen verfügte. Eine Aufgabe, wie geschaffen für den ehemaligen Musiklehrer Horst Goerres. Dessen Begeisterung und Elan für die Sache hätten den Riesling Harmonists, so die Mitglieder einmütig, erst den entscheidenden Durchbruch gebracht. Goerres selbst wehrt bescheiden ab. Wenn die Chemie unter den Mitgliedern nicht stimme, könne auch ein Trainer nichts ausrichten. Darum erfolgte die Auswahl der Sänger nicht nur unter gesanglichen, sondern auch sozialen Aspekten. "Einer unserer wichtigsten Charakterzüge", betont Robert Bollig, zweiter Tenor und Manager der Truppe, "ist unsere Offenheit". Hier werde nichts hinter dem Rücken von Mitgliedern gemauschelt. Probleme landen offen auf dem Tisch. Wer sich an diese einfache Regel halte, sei willkommen.Gastsolist kommt von der Bayerischen Staatsoper

Das Ergebnis ist eine elfköpfige Gruppe, die das berühmte Lied der Comedian Harmonists vom "guten Freund" nicht nur singt, sondern auch in die Praxis umsetzt und das unabhängig vom Alter. So ist das jüngste Mitglied 30 Jahre alt, das älteste 67. Und auch das unterschiedliche berufliche Umfeld stellt kein Problem dar. Ob Winzer, Lehrer, Ingenieur, Bäcker, Drucker oder Hotelier - die Truppe präsentiert sich als gefestigte Einheit. "Harmonie", behauptet Goerres augenzwinkernd und verweist auf den Namen seines Chors, "das ist für uns Programm". Darum ist es für ihn und seine Mitstreiter auch selbstverständlich, die Ehefrauen und Partnerinnen nicht außen vor zu lassen. Ungleich anderer Vereine und Gruppierungen vermeiden die Riesling Harmonists mit allen Kräften das Image eines männlichen Geheimbundes. "Unsere Frauen sind sogar ein wichtiger Garant für Qualität", weiß Bollig voller Stolz zu berichten. Sie seien oft die Ersten, die in den heimischen vier Wänden neue Gesangsstücke zu hören bekämen. Ihre Kritik sei daher hoch willkommen und Zeuge von sehr viel Objektivität. Die nächste Bewährungsprobe steht für den Chor am 29. März an. Und es ist ein besonderes Ereignis. Denn Klaus Basten von der Bayerischen Staatsoper wird im Trittenheimer Jugendheim als Solist zusammen mit den Riesling Harmonists auftreten. Der gebürtige Trittenheimer freut sich auf diese Art und Weise in seinem Heimatort endlich einmal die Möglichkeit zu einem Auftritt zu haben. Dass der Abend ein Erfolg wird, scheint jetzt schon festzustehen, denn Wochen vor dem Termin ist das Konzert bereits restlos ausverkauft. Die Resonanz ist so groß, dass bereits ein Wiederholungskonzert Ende Mai geplant ist. Infos unter: 06507-6446 oder r.bollig@t-online.de

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