Ein Friedhof auf dem Friedhof

WITTLICH. In den ersten Monaten des letzten Kriegsjahres 1945 wurde auf einem unmittelbar am städtischen Friedhof Burgstraße in Wittlich gelegenen Grundstück ein Soldatenfriedhof angelegt. Die Stadt gestaltete die Anlage in Zusammenarbeit mit dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge in den Jahren 1954 bis 1957. Eine weitere stilvolle Ausgestaltung erfolgte in den folgenden Jahrzehnten.

Wer auf dem städtischen Friedhof an der Burgstraße in Wittlich den Hauptweg entlanggeht, trifft am Ende auf das Ehrenmal der Gefallenen und Kriegstoten der Stadt, das der Bildhauer Hanns Scherl in den Jahren 1956 bis 1959 geschaffen hat. Seitlich hinter dieser Gedenkstätte befindet sich der Zugang zu dem Soldatenfriedhof. Über seine Entstehung und den Ausbau geben die Unterlagen der Aufsichts- und Dienstleistungsbehörde Trier, der Stadtverwaltung Wittlich und des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge Auskunft. Er wurde in den ersten Monaten des Kriegsjahres 1945 angelegt, als die Gegend um Wittlich Kriegsschauplatz wurde und im Wittlicher Krankenhaus, das als Kriegslazarett diente, viele Verwundete ihren schweren Verletzungen erlagen. Das unmittelbar an den städtischen Friedhof angrenzende Grundstück Flur 5, Parzelle Nr. 163/4 erwies sich von der Lage, der Größe und den Besitzverhältnissen her als geeignet und günstig zur Anlage eines Friedhofs für tote Soldaten und sonstige Opfer des Krieges. Es hatte eine Größe von 3255 Quadratmetern und gehörte der jüdischen Familie Ermann, die nach Amerika emigriert war. Gegen Ende des Krieges waren auf diesem Friedhof 362 Kriegstote in Einzelgräbern und in einem Kameradengrab beigesetzt. Um eine gut gestaltete und würdige Anlage des Soldatenfriedhofes zu schaffen, war der Ankauf des Grundstückes erforderlich. Die Stadt erwarb am 2. November 1950 den Grund und Boden von den jüdischen Eigentümern Max Ermann und dessen Geschwister. Die Beratungen über Planung und Finanzierung in Zusammenarbeit mit dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge beanspruchten die folgenden Jahre. Im Frühjahr 1955 wurde die Gestaltung des Friedhofes an den Gartenbauarchitekten Klaus Karnatz aus Trier vergeben. Bei den Umbettungsarbeiten identifizierten die Mitarbeiter des Volksbundes viele unbekannte Tote. Manche Familien konnten durch diese mühevolle und sorgfältige Arbeit Gewissheit über das Schicksal ihrer Angehörigen erlangen. Einige veranlassten die Überführung ihrer Toten in die Heimatgemeinde. 1957 war der Ausbau des Soldatenfriedhofes abgeschlossen. Zur Sicherung des dauerhaften Ruherechtes gab es in den späteren Jahren weitere Umbettungen gefallener Soldaten aus Feldgräbern und von den Gemeindefriedhöfen der umliegenden Dörfer. Heute sind insgesamt 397 Kriegsopfer des Zweiten Weltkrieges auf diesem Friedhof beigesetzt. Neben der Vielzahl deutscher Soldaten sind auch Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter aus Polen, Frankreich, Luxemburg und Angehörige weiterer Nationen hier beigesetzt. Jedes Grab erhielt eine Steinplatte mit Namen und Lebensdaten des hier ruhenden Toten. Vor den einzelnen Grabfeldern sind die Namen der Toten in Steinblöcken eingemeißelt. In einem Verzeichnis, das sich in einer Nische neben dem seitlichen Zugang des Ehrenfriedhofes befindet, können die Namen aller hier ruhenden Toten eingesehen werden. Das mit Rasen begrünte Gräberfeld ist nach der Ost- und Nordseite durch eine Trockenmauer mit lebenden Hecken eingefasst. Als Hauptfriedhofsmal steht ein Hochkreuz auf einem Rasenhügel. An der Bruchsteinmauer, die die Anlage zum städtischen Friedhof hin abschirmt, haben die Truppenteile aus dem ehemaligen Standort Wittlich Gedenktafeln für ihre Gefallenen angebracht. Seitlich des Eingangstores sind die Marmorplatten des ehemaligen Kreis-Kriegerdenkmals befestigt. Sie tragen die Namen der Gefallenen des Kreises Wittlich in den Kriegen von 1866 und 1870/71. In jüngster Vergangenheit ist am Rande des Gräberfeldes ein Mahnmal zur Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus errichtet worden. Es mahnt zum Gedenken "der Verfolgten und Geschundenen des KZ-Außenlagers Wittlich 1940 - 1942 und aller Opfer des Nationalsozialismus 1933 - 1945". Die Freiwillige Feuerwehr stellt die Ehrenwache

Am Volkstrauertag wird um 12 Uhr am Ehrenmal auf dem Friedhof an der Burgstraße in Wittlich der Opfer von Krieg und Gewalt gedacht. Das Blasorchester Wittlich und der Männerchor Wittlich Quartett 06/Männergesangverein 1852 begleiten mit ihren Beiträgen die Veranstaltung. Wie in den vergangenen Jahren stellt die Freiwillige Feuerwehr Wittlich die Ehrenwache. Im Anschluss an den letzten Gesangsvortrag werden die Kränze vor dem Kriegerehrenmal niedergelegt. An der zentralen Feier auf dem Friedhof Burgstraße nehmen neben Landrätin Beate Läsch-Weber und Bürgermeister Ralf Bußmer, Vertreter verschiedener Organisationen teil. Die Bevölkerung ist eingeladen, an der Gedenkfeier teilzunehmen.

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