Ein Großgrundbesitzer will aufräumen

WITTLICH. Steinreich ist die Stadt Wittlich, theoretisch, denn sie ist Eigentümer vieler Immobilien. Die kosten naturgemäß auch Geld, denn Besitz belastet, sei es finanziell oder organisatorisch. Wie wäre es, wenn alle unbebauten und bebauten Grundstücke der Stadt in einer Organisation aus einem Guss verwaltet würden? Dieser Vorschlag der Verwaltung war Ratsthema.

Die Stadt ist Immobilienbesitzer, Mieter, Verwalter, Kaufinteressent und Verkäufer in einem, wenn es um Grundstücke und Gebäude geht. Bis jetzt kümmern sich verschiedene Fachbereiche innerhalb der Verwaltung um die unterschiedlichen Aufgaben, die in Sachen Immobilien anfallen. Wirtschaftsprüfer Rainer Krein von der mittelrheinischen Treuhand illustrierte dem Stadtrat den Ist-Zustand mit einer Karikatur, die überschrieben war: "System der organisierten Unverantwortlichkeit. Wer ist denn hier zuständig?" Entscheidungswege verkürzen, flexibler werden, das seien die Vorteile, wenn man umstrukturiere, sagte Rainer Krein, und: "Dadurch erzielt man Rationalisierungseffekte. Das heißt ganz klar: weniger Stellen."Sinnvolle Zentralisierung, Diskussion um Form

Dass die derzeitige Handhabung nicht optimal und daher verbesserungsfähig sei, meint auch die Verwaltung: "Diese historisch gewachsene Organisation hat sich als zeitlich aufwändig erwiesen. Die auf die Fachbereiche verteilten Zuständigkeiten führen zwangsläufig zu organisatorischen und kommunikativen Sollbruchstellen." - So nimmt die Verwaltung in ihrer Beschlussvorlage sozusagen ihre eigene Arbeit kritisch unter die Lupe und schlägt eine Art Bürokratieabbau durch eine Lösung aus einer Hand vor. Derzeit werden 95 Grundstücke mit Gebäuden von der Stadt Wittlich verwaltet. Die Palette reicht vom Alten Rathaus über die zentrale Sportanlage, die Feuerwache bis zur Kapelle und demnächst auch das Haus der Vereine. Gemietet sind das Verwaltungsgebäude und die Kindertagesstätte Bombogen. Außerdem ist der Kreis Hausherr des Gebäudes, in dem die Stadtbücherei Platz gefunden hat. Vom Hochbauingenieur über Verwaltungsfachangestellte bis zu den Kindertagesstättenleiterinnen und Hausmeistern beschäftigen sich derzeit Kräfte mit den Immobilien. Deshalb nun die Idee: "Bei der Stadtverwaltung Wittlich wird ein Gebäude- und Liegenschaftsmanagement (GLM) eingeführt, in dem alle mit den städtischen Liegenschaften, der Verwaltung, dem An- und Verkauf von Grundstücken und Gebäuden, dem Betrieb und der Unterhaltung bestehender Gebäude und dem Neubau von Gebäuden zusammenhängenden Aufgaben zusammengefasst werden." Wunschtermin der Einrichtung der GLM als Eigenbetrieb ist der 1. Januar 2007. Ein Vermögensausgleich ist für die Übertragung an den städtischen Haushalt zu leisten. Das sind die Eckpfeiler der Idee, mit der sich der Stadtrat beschäftigte, der sich allerdings Bedenkzeit erbat und am Donnerstag noch keine Entscheidung traf. Joachim Gerke, SPD, formulierte: "Dass eine Zentralisierung sinnvoll ist, haben alle verstanden. Dann ist eine Aufgabe nur ein Mal zu machen. Das wollen wir. Aber wollen wir die Form des Eigenbetriebs? Gibt es auch Nachteile des Eigenbetriebs?" Rainer Krein sagte: "Der Einfluss der Politik ist nach wie vor da. Richtige Nachteile kann ich Ihnen nur ironisch nennen: Entscheidungen fallen immer noch im Ausschuss. Und der Eigenbetrieb muss geprüft werden. Davon lebe ich." Weitere Vorteile, die der Wirtschaftsprüfer aufführte: "Jetzt sind alle Finanzströme im Gesamthaushalt drin. Damit bleibt die Gestaltungsmöglichkeit des Kämmerers größer. Das geht zu Lasten der Gebäude. Im Eigenbetrieb werden ausschließlich gebäudebezogene Dinge bewegt."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort