Ein Hauch von Andalusien

BERNKASTEL-KUES. (mbl) Minutenlang applaudierte das Publikum dem Gitarristen Aldo Lagrutta, der die Kueser Pfarrkiche mit spanischem Gitarrenklang erfüllte und ein wenig andalusisches Flair an die Mosel brachte.

In Bernkastel-Kues gab Lagrutta eines von 140 Konzerten seiner Deutschland-Tournee - im sanften Licht der Abendsonne, das dem Chorraum der Pfarrkirche den richtigen stimmungsvollen Rahmen gab. Mit dieser "Benefiztour" unterstützt er die Deutsche José Carreras Leukämie-Stiftung. Auf dem Programm des zweistündigen Konzertes "Castillos" stand klassische, drei Jahrhunderte umfassende Musik aus Spanien, dem Heimatland der Gitarre. Perfekte Spieltechnik, hohe Fingerfertigkeit und ebenso feinfühlige, stellenweise zum Träumen inspirierende Musik zeichnen sein Gitarrenspiel aus. Der Sohn italienscher Eltern, der in Venezuela aufgewachsen ist, bekam mit 15 Jahren seine erste Gitarre und wurde nach knapp dreijährigem Studium bereits mit 17 Jahren zum Professor für Gitarre ernannt. Fasziniert lauschten die Besucher diesem Mann, der mühelos den Kirchenraum mit seinem Gitarrenklang erfüllte. Staunend folgten die Augen der Zuhörer den flinken, tanzenden Fingern, die voller Leichtigkeit die Saiten anschlugen. Beeindruckt vom enormen Gedächtnis und seinen differenzierten Interpretationen ließen sie sich entführen in die Welt der spanischen Gitarrenmusik. Mit geschlossenen Augen fiel es nicht schwer, sich die Weite und Schönheit andalusischer Landschaften und Städte, das Temperament spanischer Tänze - mal leise und lyrisch, mal feurig und virtuos gespielt - vorzustellen. Viel ist bereits über Lagrutta geschrieben worden. Kritiker loben ihn in den höchsten Tönen, bezeichnen ihn als virtuoses Genie, als "Paganini der Gitarre". Doch alle Worte sind in ihrer Aussagekraft begrenzt, können nur bedingt das ausdrücken, was die Musikfreunde beim Zuhören empfanden. Lagrutta schien eins zu sein mit seinem Instrument, der sensible Musiker holte alles aus seiner Gitarre heraus.Gefühle drücken sich in der Musik aus

"Unglaublich, welche technischen Möglichkeiten die Gitarre bietet", drückten Besucher ihr Erstaunen aus. Ob ausdrucksstarke Melodien oder leise, beruhigende und verträumte Klänge - Lagrutta beherrschte alle Facetten der Gitarrenmusik mit großer Differenziertheit im Spiel. Dabei beeindruckte er mit Trommelrhythmen auf den Basssaiten oder spielte einhändig auf dem Griffbrett, wie bei Francisco Tárregas "Gran Jota Aragonesa", einem lebhaften Tanz aus der Region Aragon. "Ich drücke das aus, was ich wahrhaft fühle", erklärt der Gitarrist im Gespräch mit dem TV . Sein Spiel sei ein steter Weg zur Vervollkommnung, ein Weg zur inneren Ruhe, "bei dem ich als Spieler ganz zurücktrete und die Musik sprechen lasse". "Wahnsinn", diese Wort war nach dem letzten verklungenen Ton aus dem Publikum zu vernehmen. Schade, dass nur knapp 50 Besucher dem Konzert in der Kirche lauschten, schade aber auch für alle, die sich diesen besonderen musikalischen Genuss entgehen ließen.

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