Ein Heim für "abgearbeitete Greise ab 50"

Das St.-Nikolaus-Hospital in Bernkastel-Kues besteht seit 1458. Es ist damit nicht nur das älteste Altenheim im Landkreis, sondern das älteste deutsche Seniorenheim, das ununterbrochen in Betrieb ist.

 Das St.-Nikolaus-Hospital in Bernkastel-Kues dient seit dem 15. Jahrhundert ununterbochen als Altenheim. TV-Foto: Christoph Strouvelle

Das St.-Nikolaus-Hospital in Bernkastel-Kues dient seit dem 15. Jahrhundert ununterbochen als Altenheim. TV-Foto: Christoph Strouvelle

Bernkastel-Kues. (cst) Immer mehr Menschen werden älter, immer mehr Menschen begeben sich im hohen Alter in ein Altenheim. Diese Einrichtung hat in unserer Region eine lange Tradition. Denn bereits 1458 gründete Nikolaus von Kues, auch Cusanus genannt, mit dem Bernkasteler Nikolaushospital oder Cusanusstift das älteste Altenheim im Landkreis Bernkastel-Wittlich.

In dem Stiftungsprotokoll aus dem gleichen Jahr bestimmte er, dass "abgearbeitete Greise von 50 Jahren und darüber" aufgenommen werden - "nur männlichen Geschlechtes, von ehrlichem Rufe, Berufe, Lebenswandel und Namen, niemanden dienst- oder schuldpflichtig, freien Standes, nicht verheiratet, wenn verheiratet, nur für den Fall, dass ihre Frauen ins Kloster gehen, oder für ihren Lebensunterhalt der Hilfe ihrer Männer nicht bedürfen, oder so alt sind, dass nicht der Verdacht aufkommen kann, dass sie sich ihrer Männer entledigen wollen, und für den Fall, dass sie sich besser ohne ihre Männer durchbringen können." 33 Männer durften in dem Hospital untergebracht werden. Sie waren vom Stand unterteilt in sechs Adlige, sechs geistliche und 21 gemeine Männer.

Nach dem Kenntnisstand von Karl-Heinz Seidel, Vorsitzender des Verwaltungsrats der Stiftung, handelt es sich damit um das älteste ununterbrochen betriebene Altenheim in Deutschland. Nikolaus von Kues stattete es materiell so großzügig aus und erließ so vorausschauende Statuten, dass die Stiftung heute noch Bestand hat.

10 000 Gulden Baukosten



Der Fürstbischof von Brixen und Kardinal ließ für das Altenheim in seiner Heimatstadt von 1451 bis 1458 am Moselufer neben der heutigen Brücke einen "köstlichen Bau" errichten. Nach eigenen Angaben hat er dafür eine Summe von 10 000 Goldgulden aufgewendet. Die spätgotische Anlage wurde über die Jahrhunderte nie zerstört.

In der Bibliothek des Cusanusstifts ist auch die Handschriftenbibliothek von Nikolaus von Kues untergebracht mit insgesamt 314 Dokumenten aus dem neunten bis fünfzehnten Jahrhundert, meist in lateinischer Sprache.

Seit Ende der 60er Jahre des vorigen Jahrhunderts nimmt das St.-Nikolaus-Hospital auch Frauen auf. 1989 bis 1994 wurde die mittelalterliche Stiftanlage restauriert und modernisiert und zudem das danebenliegende Moselkrankenhaus in das Altenheim integriert. Heute bietet das Alten- und Pflegeheim Platz für 60 Bewohner.

Extra:Die Kapelle des Cusanusstifts kann von Sonntag bis Freitag von 9 bis 18 Uhr sowie am Samstag von 9 bis 15 Uhr besichtigt werden. Führungen finden statt von April bis Oktober an Dienstagen um 10.30 Uhr sowie an Freitagen um 15 Uhr.

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