Ein historischer Tag für Kesten

Kesten · Lange Jahre haben die regelmäßig vom Mosel-Hochwasser geplagten Kestener für einen Schutzdamm gekämpft. Mit der Fertigstellung des 1100 Meter langen Bauwerks steigt ihre Lebensqualität.

 Der neue Damm soll Kesten künftig vor dem Hochwasser schützen. TV-Foto: Klaus Kimmling

Der neue Damm soll Kesten künftig vor dem Hochwasser schützen. TV-Foto: Klaus Kimmling

 Blick zurück: Oft herrschte in Kesten Ausnahmezustand. Foto: TV-Archiv/Nora John

Blick zurück: Oft herrschte in Kesten Ausnahmezustand. Foto: TV-Archiv/Nora John

Kesten. Mit Superlativen sollte vorsichtig umgegangen werden. Doch es ist nicht übertrieben zu sagen, dass der 26. August für die Kestener ein historischer Tag wird. Mit der offiziellen Inbetriebnahme des Hochwasserschutzes wird ihr Ort zur angstfreien Zone. Zumindest was das Hochwasser angeht. Ein Ort, der wieder Lebensqualität bietet.

Bisher regierte die Angst, wenn der Himmel seine Schleusen öffnete und es zwei Tage kräftig regnete. "In Zukunft müssen wir bei so einem Wetter nicht gleich nervös werden", sagt Valentin Zimmer, der die Geschicke des Moselortes von 1991 bis 2009 leitete.

In seine Bürgermeisterzeit fielen Ende 1993 und Anfang 1995 zwei Fluten mit katastrophalen Ausmaßen. Kesten hatte es bereits vorher regelmäßig schlimm erwischt. Regelmäßig lief fast der gesamte Ort voll. Doch speziell 1993 waren nicht nur Keller und Erdgeschosse der Häuser betroffen, sondern teilweise auch die erste Etage.

Nach dem Weihnachtshochwasser 1993 begann der Kampf der Kestener für einen Hochwasserschutzdamm. "14 Jahre hat er gedauert", erinnert sich Zimmer. Dann war klar: Der Ort bekommt ein solches Bauwerk. Eine Flut wie 1993 kann er zwar nicht abhalten, aber zumindest einem Hochwasser wie im Mai 1983 (10,80 Meter am Pegel Trier) widersteht er.

Im Januar 2009 erfolgte der offizielle Spatenstich. Am kommenden Donnerstag wird die rheinland-pfälzische Umweltministerin Margit Conrad das 1100 Meter lange Bauwerk, eine Kombination aus Mauer und Damm, offiziell in Betrieb nehmen. Die Kosten belaufen sich auf etwa 17,5 Millionen Euro. 90 Prozent davon trägt das Land, den Rest muss die Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues aufbringen.

"Hätte es zwischen 1925 und 1993 einen solchen Damm gegeben, wäre der Ort durchgehend trocken geblieben", sagt Ortsbürgermeister Michael Beer. So aber mussten die Kestener oft untätig zuschauen, wie die Mosel Besitz von ihrem Ort ergriff. Darunter litt auch die Substanz der Häuser. Mancher Bürger verabschiedete sich. Kesten hatte schon einmal 530 Einwohner, derzeit sind es nach Auskunft des Ortsbürgermeisters noch 365.

Für deren Schutz wird viel Geld aufgebracht. "Das ist schon ein Brocken. Aber wir sind eine Solidargemeinschaft. Die Bürger gewinnen damit ein Stück Lebensqualität zurück", sagt Ulf Hangert, Bürgermeister der VG Bernkastel-Kues.

Kesten wird allerdings noch eine Weile Baustelle bleiben. Im Rahmen der Dorferneuerung laufen Arbeiten, die wegen der Hochwasseranfälligkeit lange liegen geblieben waren. Der Kanal (Wasser/Abwasser) und die Straßen werden saniert. Kosten hiefür: etwa 6,2 Millionen Euro. Spätestens danach, da sind sich Michael Beer und Valentin Zimmer einig, wird Kesten auch wieder Neubürger anziehen.

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