Ein Hoch auf die Monarchie

WINTRICH. Mit seinem ersten selbst geschriebenen Stück landete der Theaterverein Wintrich gleich einen Volltreffer. Die Geschichte um die (fast) alltäglichen "Sorgen eines Bürgermeisters" enthielt auch Parallelen zum wirklichen Gemeindeleben.

"Die Sorgen eines Bürgermeisters" machten das runde Dutzend des Wintricher Theatervereins "Die kleine Komödie" voll. Denn so viele Stücke haben die Laiendarsteller seit Vereinsgründung 1991 einstudiert. Wie beliebt ihre Aufführungen sind, zeigt sich am deutlichsten daran, dass trotz des jährlichen Angebotes auch in dieser Saison alle drei Termine mit je 240 Karten restlos ausverkauft waren.In diesem Jahr konnte der Verein allerdings mit einer Premiere aufwarten. Nicht nur, dass Vorsitzender Ralf Kaspari Ortsbürgermeister Dirk Kessler als Regisseur ablöste. Der Verwaltungsbeamte hatte sich darüber hinaus erstmals als Autor betätigt.Mit Erfolg, wie der Applaus des Publikums bestätigte. "Ich hab gedacht, das kannst du ja mal selbst versuchen", erklärte Kaspari, was ihn dazu bewogen hatte, das Stück selbst zu schreiben. Bisher hätten sie immer aus etwa acht Stücken eines ausgewählt, was aber auch keine leichte Aufgabe gewesen sei. Also machte sich Kaspari optimistisch ans Werk und schreckte auch nicht vor der Verwendung von Episoden aus dem eigenen Dorfgeschehen zurück.Ähnlichkeiten mit lebenden Personen waren daher ganz und gar nicht zufällig. "Er kann das fast so gut wie ich", beurteilte Karl-Heinz Kiesch, seines Zeichens Vorsitzender des örtlichen Musikvereins, sein Bühnen-Double "Jupp" alias Norbert Reiter.Denn dieser zog ähnlich wie Kiesch im wirklichen Leben zum Wohle des Vereins alle ihm zur Verfügung stehenden Register, wofür er selbst alte Freundschaften hintan stellte.Humorvolle Geschichte über die Sorgen des Bürgermeisters

Unabhängig von Jupps Überzeugungskunst galt das Kompliment des echten MV-Vorsitzenden jedoch der gesamten Theatertruppe: "Gut gemacht, auch von der Darstellung her." Dass das Stück so gefiel, dürfte zu einem großen Teil an der mit Parallelen zum Dorfgeschehen gespickten Handlung gelegen haben, die laut Bürgermeister Kessler "phasenweise" satirische Züge enthielt.Beispielsweise als es um die klammen Gemeindefinanzen ging. Zufällig hätte er erfahren, dass dies und das ausgebaut würde, um es im Sinne der Gemeinde anderweitig zu verwenden, wusste Kessler von einer realen Episode zu berichten. Mit der Tüchtigkeit des "Bühnen-Gemeindearbeiters Horst (Roland Martini) konnte dieses Engagement jedoch nicht mithalten. Hatte dieser doch seinen "Chef", Bürgermeister Franz (Peter Könen), mit dem Geständnis verblüfft, dass die Motorsäge außer Betrieb sei, weil er deren Technik für den Rasenmäher gebraucht hatte, dessen Ersatzteile nun den Traktor antreiben würden.Für weitere Einfälle dieser Art wäre der Bühnen-Bürgermeister allerdings dankbar gewesen, als er von Verwaltungsoriginal Rehbein (Inge Franzen) erfuhr, dass die Zufahrt für sein heiß ersehntes Industriegebiet durch sein Haus führen soll. Dabei machten ihm wegen dieses Projektes doch ohnehin seine Mutter (Heidi Schaefer) und Nachbarin Anna (Anja Kaspari) die Hölle heiß, weil er dafür Dorf und Vereine vernachlässigte.Als rettender Engel entpuppte sich unerwartet der weltfremde Fledermaus-Freund Bernd (Stefan Udelhofen), der für Franz alles zum Guten wendete. Ein Dusel, den seine ihn längst durchschauende Frau Erika (Heide Erz) und Tochter Katja (Stefanie Gietzen) nur mehr mit "Hoch lebe die Monarchie" zu kommentieren wussten."Das ist schon eine Leistung", meinte Gretel Baulig beeindruckt nach dem Fallen des Vorhangs. Die aus der Nähe von Koblenz stammende Haushälterin von Pfarrer Leo Ehses war zum ersten Mal bei einer Aufführung der Kleinen Komödie dabei und fand es einfach schön, die bekannten Gesichter einmal in ungewohnter Aktion zu sehen."Sehr gut", lobte auch Erika Lufen Stück und Darsteller. Zu der Dorfpolitik auf der Bühne meinte die Maringerin: "Das ist sehr identisch, wenn man die Gemeinderatssitzungen kennt." "Das war in Ordnung", meinte auch Damian Diewald, und dieses Fazit war nach der Mimik des jungen Mannes zu schließen unbedingt mit einem dicken Lob gleichzusetzen.

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