Ein Hofhund kommt zum Morbacher Bahnhof

Morbach · Die einzige noch erhaltene Lokomotive der Hunsrückbahn steht jetzt am Morbacher Bahnhof. In den kommenden Jahren soll die Kleinlok in ihren ursprünglichen Zustand versetzt und dann wieder für Rangierarbeiten eingesetzt werden.

 Ein Kran setzt die Lokomotive auf die Gleise. TV- Foto: Christoph Strouvelle

Ein Kran setzt die Lokomotive auf die Gleise. TV- Foto: Christoph Strouvelle

Foto: Christoph Strouvelle (cst) ("TV-Upload Strouvelle"

Morbach. Langsam hebt der Kran am Morbacher Bahnhof die zehn Tonnen schwere Lokomotive in die Höhe. Er dreht sie vom Tieflader weg und schwenkt sie langsam in Richtung Gleise. Sorgsam beobachten die Helfer der Interessengemeinschft (IG) Nationalparkbahn das Geschehen. Langsam lässt der Kran die Lokomotive wieder ab, bis sie sicher auf den Gleisen am Morbacher Bahnhof zu stehen kommt.
Auf den Holzbohlen wächst Gras


"Dreieinhalb Jahre haben wir uns darum bemüht, die Lok zu bekommen", sagt Felix Jacob von der IG. Der Grund für das Engagement: Die Kleinlok mit der Bezeichnung Kö 0258 ist die einzige erhaltene Lokomotive der Hunsrückbahn. 1936 wurde sie gebaut und von der Reichsbahn in Dienst gestellt. 1960 kam sie dann nach Simmern, wo sie bis zu ihrer Ausmusterung 1978 als sogenannter "Hofhund" im Einsatz war. Diese Lokomotiven seien konstruiert worden, um auf kleinen Bahnhöfen die Rangierarbeiten zu erledigen, also den Hof aufzuräumen, erklärt Jacob.
Die mit Öl betriebene Lokomotive sei älter als viele noch erhaltene Dampfloks, sagt er. Sie stammt aus dem Besitz des DB-Museums Nürnberg. Die Eisenbahnfreunde der IG, die sich für die Reaktivierung der Hunsrückbahn einsetzen, haben die Lokomotive jetzt für acht Jahre kostenfrei ausgeliehen, mit der Option auf weitere acht Jahre. Diese Dauerleihverträge seien in der Szene gang und gäbe, sagt er.
Der Transport der Lok per Tieflader von Koblenz nach Morbach habe etwa 2000 Euro gekostet.
In den vergangenen 15 Jahren habe sich niemand um die Kleinlok gekümmert. "So sieht sie auch aus", findet Jacob. Im Dach des Führerstandes sind Rostlöcher zu erkennen, auf den seitlich angebrachten Holzbohlen wächst das Gras.
Nicht für touristische Fahrten


In den kommenden zwei Jahren soll die Lokomotive aufgearbeitet und in einen fahrbereiten Zustand versetzt werden, sagt Jacob. "Es ging uns darum, dass die Lokomotive nicht komplett zerfällt", sagt er. Nach der Aufbereitung kann sie auf dem Morbacher Bahnhof, der für die IG Nationalparkbahn als Stützpunkt für die technischen Arbeiten fungieren soll, wieder für Rangierarbeiten eingesetzt werden.
Für touristische Fahrten sei die Kleinlok hingegen nicht geeignet. Dafür sei sie zu schwach.
Die zehn Tonnen schwere Zugmaschine habe einen 50 PS-Motor und dürfe damit maximal 23 Stundenkilometer schnell fahren, sagt Patrick Pandel. Er ist Vorsitzender des Vereins Pro Hunsrück- und Hochwaldbahn, der sich mit dem Verein Historische Eisenbahn Hunsrück zur IG Nationalparkbahn zusammengeschlossen hat. Die jetzt schwarze Lok soll gelb mit roten Streifen lackiert werden. So habe sie im Original auch ausgesehen, erklärt Pandel.
Jacob beurteilt die Aussichten, die Strecke zwischen Morbach und Thalfang für touristische Fahrten zu aktivieren, weiterhin als gut. 2020 könnte der Ausflugsverkehr starten.
Allerdings seien bis dahin noch viele dicke Bretter zu bohren: "Wir können nicht alles ehrenamtlich stemmen". In den vergangenen Monaten sei es der Interessengemeinschaft Nationalparkbahn gelungen, die Politik von dem touristischen Potenzial des Projekts zu überzeugen. "Jetzt müssen die politisch Verantwortlichen auch mitziehen", fordert er.Extra

Auf der Bahntrasse der Hunsrückbahn, die durch Hochwald und Hunsrück auf der Achse Hermeskeil-Türkismühl führt, fahren seit 2012 keine Züge mehr. Die Gleise zwischen Morbach und Hermeskeil sind seit 1998 ebenfalls stillgelegt. Es gab bereits in der Vergangenheit Pläne der benachbarten Gemeinden, die Strecke zu kaufen und wieder in Betrieb zu nehmen. Diese wurden aber nicht verwirklicht. Durch die Schaffung des Nationalparks Hunsrück-Hochwald hat das Thema wieder an Bedeutung gewonnen. Grundsätzlich stehen viele Kommunen einer Reaktivierung der Hunsrückbahn positiv gegenüber. Der Landkreis Bernkastel-Wittlich hat dazu auch einen runden Tisch initiiert. Fraglich ist aber bislang, wer die Kosten für die Reaktivierung der Bahntrasse übernehmen soll. In der Interessengemeinschaft IG Nationalparkbahn sind die beiden Vereine "Historische Eisenbahn Hunsrück" und "Pro Hochwald- und Hunsrückbahn" vertreten. Sie setzt sich dafür ein, die Hunsrückbahn in kleinen Schritten zu entwickeln. Die Schaffung einer ersten Strecke zwischen Thalfang und Morbach könnte in Form einer Touristenbahn auch mit Landesgeldern gefördert werden. Dieser Abschnitt zählt, so die IG Nationalparkbahn, mit mehreren Viadukten und besonderen Aussichten zu den spektakulärsten Abschnitten der Strecke. hpl

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