Wein Ein Jahr wie aus dem Bilderbuch

Pünderich · Die Bilanz der Ernte im Weinanbaugebiet Mosel fällt durchweg positiv aus. Aber nicht nur die Winzer dürfte der Weinjahrgang 2018 erfreuen.

 Die Moselwinzer, hier eine Aufnahme aus den Weinbergen bei Kinheim, freuen sich über ein erfolgreiches Jahr.

Die Moselwinzer, hier eine Aufnahme aus den Weinbergen bei Kinheim, freuen sich über ein erfolgreiches Jahr.

Foto: dpa/Harald Tittel

Nach zwei Jahren mit großen Problemen, aufwendiger Lese und sehr geringen Erntemengen sind die Moselwinzer mit dem Jahr 2018 mehr als zufrieden. Das wurde bei der Herbstpressekonferenz des Vereins Moselwein in Pünderich deutlich. Qualität, Erntemenge, Leseverlauf – in allen Bereichen gab es herausragende Ergebnisse.

Qualität Die Trauben seien in diesem Jahr „wunderbar gesund“, wie Henning Seibert, erster stellvertretender Vorsitzender des Vereins Moselwein, sagte. Die Winzer hätten kein Problem mit faulen Trauben gehabt und auch „keinen Druck, in den Weinberg zu rennen, um die Trauben vor der Fäulnis zu retten“. Dem pflichtete auch die frisch gekürte Moselweinkönigin Laura Gerhardt (Traben-Trarbach) bei: „Die Trauben waren sehr gesund, wir hatten fast keine Selektion.“

Aromatik der Trauben und moderate Säuregehalte lassen für den Jahrgang 2018 vollmundige, fruchtbetonte und harmonische Weine erwarten. Die kühlen Nächte und zahlreichen Sonnentage im September sorgten für die gute Aromaausprägung.

Hohe Mostgewichte erreichten die Burgundersorten, die häufig über der 100-Oechsle-Marke lagen. Im Mittel wurden Weiß- und Grauburgundersorten mit 90 Grad Oechsle geerntet, Spätburgunder mit 85. Der Elbling brachte es auf beachtliche 68 Grad Oechsle und bei der Hauptsorte im Anbaugebiet Mosel, dem Riesling (siehe Extra), lag das Mostgewicht im Mittel bei 85 Grad Oechsle.

Menge Während die Winzer 2017 die kleinsten Erntemengen seit Jahrzehnten hatten und das Jahr 2016 von Pilzbefall geprägt war, wie Moselwein-Geschäftsführer Ansgar Schmitz sagte, sind in diesem Jahr überdurchschnittliche Erträge geerntet worden: Im Anbaugebiet Mosel blickt man auf die größte Ernte seit 16 Jahren zurück. Rolf Hoxel, Vorsitzender der Mosel-Weinwerbung und Präsident des Weinbauverbands Mosel, schätzt die Menge auf 1 026 020 Hektoliter. 2002 ernteten die Moselwinzer mit 1 027 000 Hektolitern fast die gleiche Menge. Zum Vergleich: 2017 lag die Erntemenge an der Mosel bei 534 000 Hektolitern – so niedrig wie noch nie in den vergangenen 50 Jahren. Die letzte größere Erntemenge wurde von den Moselwinzern 2011 mit 950 000 Hektolitern eingebracht.

Die Frostschäden aus 2017 haben die Rebstöcke laut Moselwein e.V. mit der Produktion vieler Früchte kompensiert, bei den meisten Rebsorten wurden trotz des trockenen Sommers die zulässigen Hektarhöchsterträge erreicht. Das ist laut Ansgar Schmitz aber auch wichtig nach den geringen Erträgen des Vorjahres: „Es ist wichtig, dass wieder ein bisschen Wein in die Keller kommt.“

Dank der guten Erträge wird es auch ausreichend Grundwein für die Veredlung zu Sekt und Crémant geben.

Lesezeitpunkt Ähnlich früh wie im Vorjahr haben die Moselwinzer in diesem Jahr mit der Lese begonnen. Frühreife Sorten für zum Beispiel Federweißer oder Saft seien bereits im August geerntet worden, weil die Reife bereits so weit fortgeschritten war. Früh im September startete die Hauptlese mit Müller-Thurgau und Burgunder, gut drei Wochen vor dem langjährigen Mittel. Die Elbling- und Rieslinglesen  begannen mit Mitte September etwas später als im August erwartet. Dennoch lag die Lese hier deutlich früher als im langjährigen Mittel, das bei Mitte Oktober liegt.

Nach dem langen Winter mit Schnee bis weit in den März hinein hatte kaum jemand mit einer solch frühen Lese gerechnet. Da es aber bereits Anfang April sehr warm wurde und es auch genügend Niederschlag gab, trieben die Reben verhältnismäßig früh, zwischen dem 18. und 24. April, aus. Das langjährige Mittel liegt hier am 30. April. Dank des Wetters blühten die Reben bereits Ende Mai.

Markt und Preise Stabile Preise kann der Kunde erwarten. Die Verbraucher könnten wahrscheinlich die 2018er-Spätlese zum QbA-Preis im Glas haben, wie Henning Seibert auf der Pressekonferenz sagte. „Da kann sich der Verbraucher drauf freuen.“

Allein die Entwicklung des Fassweinmarktes trübt derzeit die Stimmung: Während 2017 für Moste von Elbling und Müller-Thurgau 110 bis 120 Euro je Hektoliter gezahlt wurden, liegt der Preis aktuell bei 70 Euro je Hektoliter. Beim Riesling fiel der Preis auf dem Fassweinmarkt von 150 Euro auf 90 bis 100 Euro pro Hektoliter.

Da bei vielen Winzern wegen der geringen Erntemenge der 2017er-Jahrgang schon ausverkauft ist, werden vermutlich schon vor Weihnachten die ersten 2018er-Weine von der Mosel, die frühen Rebsorten, in Handel und Gastronomie kommen.

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