Auch wenn das Wetter in den vergangenen Tagen nicht mitspielte - es bleibt die Erkenntnis, dass die Region einen goldenen Oktober und einen noch goldeneren September erlebte. Die Monate, die gemeinhin als die wichtigsten bei der Reife der Trauben gelten, haben ihre Aufgabe zur vollsten Zufriedenheit erfüllt. In diesem Jahr hat zwar noch kaum jemand das Wort vom "Jahrhundertjahrgang" in den Mund genommen, doch dürfen sich die Weinfreunde auf einen außergewöhnlichen Jahrgang freuen. Die Mostgewichte liegen sehr hoch. Der große Unterschied zum Jahr 2003: die sehr guten Säurewerte. Manche Winzer haben die Rieslinglese bereits abgeschlossen, viele sind aber noch über einen längeren Zeitraum im Wingert beschäftigt. Und da wird derzeit oft mehrgleisig gefahren, denn es handelt sich um ein typisches Jahr für Beerenauslesen und Trockenbeerenauslese. Die Freunde der edelsten aller Rieslinge dürfen sich bereits freuen. Auf vielen Erntewagen sitzen fleißige Helfer und sortieren die edelfaulen Beeren aus den übrigen Früchten aus. "Die Edelfäulnis ist durch den starken Nebel am Morgen und die große Hitze an den Nachmittagen entstanden. Dadurch sind die Beeren gut eingetrocknet", erläutert Winzer Klaus Blesius aus Graach den Prozess der vergangenen Wochen. Das mache 2005 zu einem typischen Jahr für Beeren- und Trockenbeerenauslesen. Letztmals sei dies in einer solchen Ausprägung im Jahr 1993 der Fall gewesen. Raphaela Blesius steht derweil auf dem Erntewagen und sortiert gemeinsam mit Schwiegervater Josef Blesius und dem polnischen Erntehelfer Jan Ozieblowski die edelfaulen Beeren in eine besondere Bütte. Mehr als 150 Oechslegrade weisen die Trauben auf. Das reicht für eine Trockenbeerenauslese. Klaus Blesius wird aber nur eine Beerenauslese zur Qualitätsprüfung anstellen. "Für Trockenbeerenauslesen fehlt uns die Kundschaft", sagt sein Vater. Die müssten deutlich teurer werden als die kalkulierten 15 Euro für eine 0,375-Liter Flasche. "Und neben Trockenbeerenauslesen mit 250 Grad Mostgewicht, würde ein Wein mit 150 Grad natürlich auch abfallen", ergänzt sein Sohn. Top-Betriebe bekommen bei Versteigerungen teilweise vierstellige Beträge für eine einzelne Flasche. Wer noch gezielter selektiert, und das machen viele der Top-Weingüter, erzielt diese Oechslegrade. Meldungen darüber sind an der Tagesordnung. Teilweise kann die Mostwaage die Oechslegrade gar nicht mehr messen. Eines steht fest: Für die Schleckermäuler unter den Weintrinkern, für die Freunde edelsüßer Weine, wird der Jahrgang 2005 auf jeden Fall ein Jahrhundertjahrgang.