Ein Jahrhundert Streit um Wald und Geld

Erbeskopf · Im Gebiet des Erbeskopfes verlief einst die Grenze zwischen den Territorien Kurtrier, den Wild- und Rheingrafen und Sponheim. Deshalb war die dort befindliche "Hange Berk" eine wichtige Landmarke, die über Jahrhunderte auf Karten eingetragen wurde. Der Grenzverlauf zwischen den Mächten lag an der Pfaffenstraße, deren exakter Verlauf lange umstritten war.

 Die Hoxeler Ludwig Arend (links) und Frank Arend am Grenzstein der Pfaffenstraße. Nach 250 Jahren ist in dem Sandstein immer noch das Kreuz der Kurtrierer zu erkennen. TV-Foto: Christoph Strouvelle

Die Hoxeler Ludwig Arend (links) und Frank Arend am Grenzstein der Pfaffenstraße. Nach 250 Jahren ist in dem Sandstein immer noch das Kreuz der Kurtrierer zu erkennen. TV-Foto: Christoph Strouvelle

Erbeskopf. Nahezu unscheinbar ist die Landmarke "Hange Berk" in der Nähe des Erbeskopfs. Hange Berk steht für hängende Birke. Ehemals ein bedeutender Ort, ist es heute ein Parkplatz an der L 164, die von Allenbach nach Thalfang führt. Von dort aus starten Wanderer ihren sonntäglichen Spaziergang, Radtouristen fahren auf dem Hunsrückradweg vorbei, und Langläufer schnallen im Winter die Ski an, um auf den dort gespurten Loipen durch den verschneiten Wald zu fahren. Gegenüber dem Parkplatz zweigt die K 121 ab, die hoch auf den Gipfel des Erbeskopfs führt.
Doch wer heute wegen des Namens "Hange Berk" dort eine besonders mächtige Birke vermutet, irrt. Wenn dort eine gestanden hat, dann ist dies schon Jahrhunderte her. "Die Hange Berk ist schon auf einer Karte von 1585 zu sehen", sagt der Hoxeler Frank Arend.
Auch auf Karten von 1747 und 1784 ist der offenbar ehemals bedeutende Platz eingezeichnet, hat er herausgefunden.
Warum ist die Hange Berk über Jahrhunderte eine wichtige Landmarke gewesen? Der Buchautor Rolf Weber bezeichnet sie in seinem Werk "Trier Contra Spanheim", in dem er die Zwistigkeiten zwischen den beiden Machtzentren zwischen 1408 und 1796 beschreibt, gar als eine der ältesten unserer Heimat. Gleich sechs Gründe führt er auf, um die Bedeutung der Hange Berk herauszustellen. Zum einen befindet sie sich auf der Wasserscheide zwischen Mosel und Nahe. Zum anderen verläuft dort eine Wetterscheide. Gleichzeitig ist dort die Dialektgrenze zwischen der Mark Thalfang, Morscheid - Riedenburg und den Dörfern in Richtung Idar-Oberstein. Einst war sie der Grenzpunkt des Hochgerichts Bernkastel und geografische Grenze zwischen den Wild- und Rheingrafen, der Grafschaft Sponheim und Kurtrier mit seinen Ämtern Hunolstein und Baldenau. An der Hange Berk verortet der Autor zudem die heutige Grenze zwischen dem Hochwald und dem Idarwald. Die Pfaffenstraße ist heute unterhalb des Erbeskopfes geteert. An der Hange Berk mündet sie in den sogenannten Hinüberweg.
Dieser mittelalterliche Handelsweg wurde einst angelegt, um die Grimburg bei Hermeskeil mit der Schmidtburg bei Bundenbach zu verbinden, erzählt der an Heimatforschung interessierte Arend. In Richtung Morbach ist sie ein geschotterter Waldweg, der oberhalb von Morbach an dem neuen Hoxeler Wasserwerk vorbeiführt und ab dort asphaltiert ist. Durch die Grenzlage der Hange Berk und der Pfaffenstraße kam es aufgrund des Waldreichtums zu Streitigkeiten zwischen den Sponheimern und den Trierer Landesfürsten.
Ab 1400 gab es Metallhütten auf dem Hunsrück, und der Wald wurde genutzt, um Holzkohle für die Hütten zu produzieren. Unstrittig war, dass die Pfaffenstraße die Grenze zwischen den Landesherren war. Doch gab es im Gebiet des Erbeskopfes, der ehemals Moosberg genannt wurde, auf einmal zwei verschiedene Pfaffenstraßen.
Streitigkeiten um die Wälder


Die Wälder dazwischen, immerhin eine Fläche von 190 Morgen, das entspricht etwa 47,5 Hektar, waren umstritten.
Erst in einem Prozess, der von 1580 bis 1607 dauerte, wurde festgelegt, welches die richtige Pfaffenstraße und die Grenze zwischen Kurtrier und Sponheim ist. Endgültig geklärt wurden die Grenzstreitigkeiten im Dhronecker Vertrag von 1758, der zwischen Kurtrier, den Wild- und Rheingrafen und Sponheim geschlossen worden ist. Damals wurden entlang der Pfaffenstraße Grenzsteine aufgestellt mit den Karowappen der Sponheimer und dem Kreuz der Kurtrierer. Vier davon sind noch erhalten. Der Stein mit der Nummer 72 steht heute noch im Bereich Hohlweide, allerdings nicht mehr auf seinem ursprünglichen Platz. Da sich der Grenzstein etwas entfernt von Wegen befindet, wird der Spaziergänger die verborgene Straßen- und Grenzmarkierung nur zufällig entdecken.

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