Ein Kind des 19. Jahrhunderts

MORBACH-HAAG. Auch wenn sie heute am liebsten ihre Ruhe hätte: Die Feier ihres 105. Geburtstags wird sich Maria Petry wohl doch nicht entgehen lassen, was angesichts ihrer geistigen Vitalität auch sehr bedauerlich wäre.

Eigentlich ist ihr der ganze Trubel schon ein bisschen zu viel. Und am liebsten hätte sie gar keine Feier haben wollen, würde viel lieber in aller Ruhe in ihrem Wohnzimmer wie jeden Tag die Zeitung studieren oder alte Fotos anschauen. Was aber nicht heißt, dass Maria Petry am heutigen Samstag, ihrem 105. Geburtstag, nicht doch eine der letzten sein wird, die von der Geburtsfeier nach Hause geht.Eine Entscheidung, die aber in jedem Fall die ihre sein wird. "Wenn sie nicht mehr will, gehen wir heim", steht für Alfons Petry, den Sohn, der sie zusammen mit Ehefrau Hildegard versorgt, außer Frage. Doch vorstellen kann er sich das nicht so recht. Vielmehr tendiert er zu der Überzeugung: "Dann geht sie doch wieder als Letzte heim." Im Jugendheim wird auf jeden Fall für alles gesorgt sein. Denn neben Ortsvorsteher und Bürgermeister wird auch Landrätin Beate Läsch-Weber erwartet. Schließlich handelt es sich bei der betagten Dame nicht um irgendein Geburtstagskind: "Nach unseren Kenntnissen ist Maria Petry aus Morbach-Haag die älteste Person im Landkreis Bernkastel-Wittlich", sagt Kreis-Pressesprecher Alfons Kuhnen. Schade nur, dass eine Aussage über den Platz in der Ältesten-Rangliste für Rheinland-Pfalz aus Gründen des Datenschutzes nicht möglich ist.Doch ganz gleich, ob sie nun im ganzen Land die Liste der Geburtstagskinder anführt oder nicht, ihre Lebensgeschichte ist in jedem Fall beachtlich. Geboren 1899 in Horath, war Maria Lorscheter 1928 - also vor 76 Jahren - mit Peter Petry aus Haag den Bund fürs Leben eingegangen. Ihren vier Söhnen hat die schon seit 50 Jahren verwitwete Seniorin, die mit ihrem Mann eine Landwirtschaft betrieben hatte, eine stattliche Schar von neun Enkeln und 13 Urenkeln zu verdanken. Den Informationen zu ihrem Leben ist damit ihrer Ansicht nach vollkommen Genüge getan.Mit dem Satz: "Den anderen Kappes lasst weg", hatte sie schon anlässlich ihres 104. Geburtstags allzu großer Aufmerksamkeit Grenzen gesetzt. Denn ihrer Meinung nach ist an ihrem Leben - mal abgesehen davon, dass sie der Herrgott aus ihrer Sicht irgendwie vergessen zu haben scheint - ganz und gar nichts Besonderes.

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