Ein kleiner Kasten analysiert Wittlichs Straßen

Wittlich · Es zählt und zählt und zählt. Jedes Auto, jeden Lastwagen mit oder auch ohne Anhänger, jeden Motorradfahrer und sogar jeden Fußgänger. Seit kurzem kommt in Wittlich ein sogenanntes Seitenradarmessgerät zum Einsatz. Ein unauffälliger Kasten, der aber wertvolle Informationen über das Verkehrsaufkommen auf den Wittlicher Straßen liefern kann.

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Foto: (m_wil )

Wittlich. Es ist unscheinbar. Und das ist auch gut so. Schließlich möchte die Stadtverwaltung weder, dass Ort und Zeit der Aufstellung des neuen Seitenradarmessgeräts im Vorfeld bekannt werden, noch kundtun, wie das Gerät genau aussieht, erklärt Rainer Stöckicht, Büroleiter in der Stadtverwaltung Wittlich: "Solche Informationen würden der Erzielung objektiver und unverfälschter Ergebnisse zuwider laufen." Und genau zu diesem Zweck wurde das Seitenradar schließlich angeschafft: Es soll Daten über den fließenden Verkehr in Wittlich sammeln. Und das möglichst unbemerkt von den Vorbeifahrenden - schließlich sollen sich die Verkehrsteilnehmer nicht allein deswegen anders verhalten, weil sie wissen, dass auf ihrer Strecke gerade gemessen wird.Kein Blitzgerät


Daher verrät Stöckicht nur so viel über das Gerät, das die Stadt im April für einen Betrag im niedrigen vierstelligen Bereich angeschafft hat: Es handele sich um einen "unscheinbaren Kasten ähnlich einem Stromkasten". Verkehrsteilnehmer dürfen dabei unbesorgt sein: Geblitzt wird mit diesem Kasten niemand. Und doch kann das neue Seitenradar mehr als die bereits in der Stadt vorhandenen Geschwindigkeitsmessanlagen, die die Fahrer entweder per digitaler Anzeige über das gefahrene Tempo informieren oder per Smiley signalisieren, ob sich die gefahrene Geschwindigkeit im erlaubten Rahmen bewegt. Das neue Messgerät liefert neben den Daten zur gefahrenen Geschwindigkeit auch Informationen darüber, wie viele und welche Fahrzeuge auf den jeweiligen Fahrspuren unterwegs gewesen sind. Es unterscheidet zwischen Autos, Lastwagen mit oder ohne Anhänger, zwischen Motor- und Fahrrädern sowie Fußgängern. Als "ein perfektes Hilfsmittel bei Verkehrserhebungen" bezeichnet es daher Büroleiter Stöckicht. Ein Verwaltungsmitarbeiter liest die Daten aus dem Gerät mithilfe einer Software aus, die Messergebnisse werden mit den verkehrsrechtlichen Vorgaben der betroffenen Straße verglichen und bewertet. Werden etwa in einer Straße regelmäßig Geschwindigkeitsüberschreitungen festgestellt, wird zudem die Polizei informiert, die dann darüber entscheiden kann, ob sie dort Kontrollen durchführt.
Erste Konsequenzen nach dem Einsatz des Seitenradars gibt es bereits: Nachdem es im Mai in Wengerohr in mehreren Straßen angebracht wurde und die Daten analysiert wurden, werden nun in dem Stadtteil neue Schilder aufgestellt und weitere Verkehrsbeschränkungen eingeführt (siehe Extra). Nur ein Anfang, ist sich Stöckicht sicher: "Es ist viel im Fluss in der Stadt - bevor Entscheidungen getroffen und auch gefordert werden, kann das Gerät eingesetzt werden, um verifizierbares Datenmaterial zu bekommen." Nur wo es demnächst zum Einsatz kommt, das will die Verwaltung, wie gesagt, nicht kundtun.Extra

Der Schwerlastverkehr durch Wengerohr sorgt seit Jahren für Ärger: Anwohner beschwerten sich immer wieder über Lärm und kaputte Straßen (der TV berichtete). Die Aufstellung des neuen Seitenradarmessgeräts in einigen Straßen ergab, dass die dort gefahrenen Geschwindigkeiten zu hoch waren. Um den Schwerlastverkehr möglichst aus dem Stadtteil zu verbannen, wurden mittlerweile neue Beschilderungen und Verkehrsbeschränkungen beschlossen. LKW sollen das Industriegebiet Wengerohr von Wittlich und der Autobahnabfahrt Wittlich-Mitte aus über die Ortsumgehung und die Dr.-Oetker-Straße ansteuern. Dafür wird die Bernkasteler Straße zwischen der Dr.-Oetker-Straße und der Einmündung Bahnhofstraße für den Schwerlastverkehr ab 7,5-Tonnen voll gesperrt. Darüber hinaus darf der Schwerlastverkehr ab 7,5 Tonnen von der Eifelstraße aus gesehen nicht in die Bahnhofstraße, die Cusanusstraße, die Dauner Straße und die Belinger Straße einfahren. Von der anderen Seite, also vom Industriegebiet aus betrachtet ist die Einfahrt in diese Straßen nur für den privaten Lieferverkehr erlaubt. Zudem dürfen Lastwagen ab 7,5 Tonnen auf der Bahnhof- und Eifelstraße bis zum Ortsausgang Richtung Bombogen nur noch 30 Stundenkilometer fahren. neb

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