Ein kleines, aber feines Dorffest

WITTLICH-NEUERBURG. Die dritte Auflage ihres Kürbisfests bescherte den Neuerburgern einen neuen Rekord: 73 Kilogramm wiegt die diesjährige Siegerfrucht, die mit bestem Taubenmist gedüngt wurde.

 Die Waage ist nicht bestechlich: 73 Kilogramm schwer ist der imposante Kürbis von Patrick Hillebrand aus Kinderbeuern. Neben ihm Rolf Bauer vom Organisationskomitee des Festes. TV-Foto: Petra Geisbüsch

Die Waage ist nicht bestechlich: 73 Kilogramm schwer ist der imposante Kürbis von Patrick Hillebrand aus Kinderbeuern. Neben ihm Rolf Bauer vom Organisationskomitee des Festes. TV-Foto: Petra Geisbüsch

Es ist ein Dorffest im schönsten Sinne des Wortes, und es wird auch eines bleiben. Anfragen von Schaustellern haben die Organisatoren eisern abgewiesen, auch der Wunsch nach einem zusätzlichen Herbstmarkt im Rahmenprogramm bleibt unerfüllt. Die Interessensgemeinschaft Wagenbau bleibt ihrem Konzept treu, jedes Jahr ein kleines, aber feines Kürbisfest auf dem Dorfplatz zu veranstalten. Sponsoren aus dem Umfeld, von der Idee genauso begeistert wie die Wagenbauer, ermöglichen Zelt, Musik und die Preise, die man alljährlich hier gewinnen kann. "Sonst wäre das Flair ganz schnell dahin", sagt Jörg Benter. Recht hat er. Während die Eltern sich bei Kaffee und Kuchen unterhalten, stöbern die Kinder auf dem Flohmarkt im Zelt nach preiswerten Spielen, Büchern, Puzzles, Autos und Barbies. Cindy zeigt besorgt ihr letztes Geld her. Das Herz des Mädchens schlägt für die Little Ponies der Familie Follmann. "Welches kann ich mir denn damit noch kaufen?" "Welches hättest du denn gerne?" "Am liebsten das blaue." "Dann gib mir 20 Cent dafür." Stolz geht sie weiter und hat noch immer 60 Cent übrig. Draußen in der Sonne schnitzen derweil andere an frechen, freundlichen, mal auch sehr gruseligen Kürbisgesichtern. Passend zum Tagesmotto zaubert ein Luftballon-Künstler schwarze Hexen und weiße und orange Kürbisse aus seinem erstaunlich dehn- und formbaren Rohstoff. Bei Buttgereits aus Bettenfeld steigt die Spannung: 34, 27, 26 und 24 Kilogramm wiegen die Kürbisse, die sie auf der Suche nach den dicksten Dingern ins Rennen geworfen haben. Gegen 14 Uhr müssen sie einsehen, dass ihre gärtnerischen Fähigkeiten noch übertroffen wurden. Patrick Hillebrand aus Kinderbeuern fährt vor und hievt vorsichtig sein Prachtexemplar aus dem Kofferraum. 73 Kilo zeigt die Waage; damit ist ihm der Sieg nicht mehr zu nehmen. Darauf schon mal einen Kürbislikör, gebraut von Rolf Bauer, einem der Organisatoren der IG Wagenbau, deren Mitglieder sich dieses Fest ausgedacht haben, um den jeweils nächsten Wagen beim Karnevalsumzug zu finanzieren. Ein einziger Kürbis an einer Pflanze

Ob Hillebrand wohl verrät, wie man zu solchen Meisterwerken der Natur kommt? Die Nachbarn spitzen - ganz unauffällig - die Ohren. "Ich habe nur einen einzigen Kürbis an der Pflanze ausreifen lassen. Gewässert habe ich nur während der beiden extrem trockenen letzten Juliwochen." Dafür gab es den besten Stickstoff, den die Natur vorhält: Taubenmist, der bei Hillebrands übrig ist. Das Konzept der 19 Kürbis-Festler ging wieder einmal auf. Staunen durften die Mitbürger schon beim Karaoke-Wettbewerb am Samstag. Dort gewann die eigentlich eher zurückhaltende Melanie Ulmen vom Reiterhof. "So lernt man sich kennen", schmunzelt Benter. Und begutachtet staunend die Kürbisschnitzereien der Kinder. Die Sieger hier heißen Jannik Gessinger aus Neuerburg und Desirée Müller aus Minderlittgen.

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