Ein Knall wie im Krimi

WITTLICH. (peg) Ein Jahr lang hatte die Igelklasse der Grundschule Jahnplatz geprobt. Eine ganze Woche lang führten sie nun jeden Tag ihr Stück auf und beglückten mit dem "Coup im Warenhaus" Kinder, Eltern, und die Bewohner eines Seniorenheimes.

Die vierte Klasse von Roland Rohring ist eine ganz besondere. Er macht seinen Schülern ein riesiges Kompliment: "Die Klasse ist eine von jenen, von denen alle Lehrer träumen, und die ihnen meist höchstens einmal im Leben begegnet." Sie nennen sich die Igelklasse, und für zehn Mädchen und Jungs steht bereits heute fest: Wir werden einmal Schauspieler! Fast das ganze vierte Schuljahr lang haben sie ihr Stück vom "Coup im Warenhaus" geprobt, im Schnitt einmal pro Woche. Fleißig waren auch die Eltern: Sie suchten die passenden Kostüme heraus, ergänzten und flickten hier und da, sie halfen beim Bühnenbild, Auf- und Abbau, schminkten die kleinen Stars, und sie waren nicht zuletzt begeisterte Zuschauer. Selbst ein paar Häftlinge der JVA leisteten ihren Beitrag: Die zahlreichen Bäume auf der Bühne wurden von ihnen gefertigt. Aufgeführt haben die Igel ihr Stück gleich mehrmals. Sämtliche Arbeiten waren beizeiten geschrieben und so konzentrierten sich die angehenden Schauspieler voll auf ihr Stück. Darin verwandelt die Hexe Pimpernell (Louisa Klein) alle Wanderer in schöne, große Nadelbäume. Im selben Wald haust aber auch eine Räuberbande, die, wie das bei Räubern so ist, unter ihrem Hauptmann (Paul Klein) nichts Besseres zu tun hat als zu rauben. Da kommt ihnen das Kaufhaus von Frau Staunendbillig (Julia Geißler) gerade recht: Hier schmuggeln sie Christopher Grosdidier als Archibald ein, getarnt als schmucker Weihnachtsmann für die Schaufensterdekoration. Nach vielen Irrungen zwingen die inzwischen geläuterten Räuber die Hexe dazu, ihre Bäume in richtige Menschen zurück zu verwandeln. Die Räuber selbst finden alle einen regulären Arbeitsplatz, werden freigesprochen und ganz normale, brave Bürger. Soweit zur Geschichte des Stückes. Drumherum hat sich in den vergangenen Tagen noch vieles abgespielt. So hat sich zum Beispiel Alexander Waschki nach der erfolgreichen Generalprobe das Bein gebrochen - einmal im Ober-, einmal im Unterschenkel. Er fiel als Wanderer aus; Klassenkamerad Abdul Türkkan sprang über Nacht ein. Nebenbei erweiterte die Igelklasse nach der Aufführung das Wissensspektrum ihrer Zuschauer aus dem Kindergarten entscheidend. Ein paar Erklärungen bühnentechnischer Art ließen die Knirpse aus dem Staunen nicht mehr herauskommen. "Haut bloß heute Mittag nicht eurer Schwester einen Nagel in die Brust!", warnte Rohring sehr ernsthaft. Frau Staunendbillig, immer noch kostümiert, zeigt den Trick, der ihr das möglich machte: Ein Brett vor den Bauch des Weihnachtsmannes gebunden, im weiten Mantel versteckt, und so erst kann der Nagel im armen Isidor halten.Oder die Sache mit dem Schuss: Auch hinter den Kulissen waren schließlich ein paar Igelkinder zugange. Vorne schoss der ewig betrunkene Räuber Hastdubrand jemanden um, und unsichtbar schlug hinten einer die Startklappe aus dem Sportunterricht zusammen - ein Knall wie im Krimi. Rohring freute sich nach den vielen Vorstellungen genauso wie seine Schüler. "Was die alles in diesen paar Tagen dazu gelernt haben, ist ganz unglaublich."

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