Ein Kreisel und die höhere Diplomatie

THALFANG. (urs) In Thalfang sorgt derzeit das Thema "Kreisel an der Kreuzung Busbahnhof" für Diskussionsstoff. Während mancher den Bau eines solchen als vernünftige Lösung für die Tourismus-Gemeinde sieht, stellen andere die Notwendigkeit und den Nutzen der Maßnahme in Frage.

Dringend notwendig wäre er nicht, der Kreisel, um den sich derzeit in Thalfang die Diskussionen drehen. Doch die Gemeinde erhält die Chance, an der Kreuzung Busbahnhof einen solchen zu bauen - ohne dafür allzu tief in die Tasche greifen zu müssen: Bei einer Gesamt-Investitionssumme von etwa 300 000 Euro müsste die Gemeinde nur 26 500 Euro selbst zahlen. Denn der Kreisel wäre eine Art Trostpflaster für die vom Land angekündigte Abstufung der durch den Ort führenden Landesstraße. Nach Ansicht von Ortsbürgermeister Franz-Josef Gasper sollte sich daher jeder Bürger seine Gedanken machen, ob man den Ort auf diese Weise aufwerten will oder nicht. "Es ist der Knotenpunkt von Thalfang, das Eingangstor", spricht sich Gasper für einen Bau aus. Ein Kreisel an der Einmündung zur Bahnhofstraße weiter oben sei jedenfalls technisch nicht durchführbar. Wenige Meter nebendran ist das kein Problem, wie Udo Keuper von der Bauverwaltung den aktuellen Vorentwurf erläutert. Mit einem Außendurchmesser von 30 Metern, mehreren Überquerungshilfen und Grünstreifen findet der Plan beim Landesbetrieb Straßen und Verkehr (LSV) Akzeptanz. Der CDU scheint der Kreisel daher eine "ansprechende und vernünftige Lösung", formulierte Stephan Gerhard bei der jüngsten Sitzung des Gemeinderats. Eine Tourismus-Gemeinde entwickle sich immer weiter, befürwortet auch Burkhard Graul (SPD) den Kreisel. Werner Breit (FDP) steht dem jedoch kritisch gegenüber. Im Schreiben des Landesbetriebs lese er, dass der Kreisel nicht notwendig sei. Außerdem finde er, die aktuelle Situation gar nicht so schlecht. Trotz der geringen Belastung für die Gemeinde sollte bedacht werden, dass Steuergelder ausgegeben würden. Stefan Brück (Freie Wähler) plädiert ebenfalls dafür, auch die kritische Seite zu beleuchten. Es gebe keine Staus, und ein Kreisel werde statt einer Verkehrsberuhigung mehr Lärm und Schadstoffemissionen bringen. Brück: "Wir suchen hier eine Lösung für ein Problem, das wir gar nicht haben." Graul möchte die Chance jedoch nutzen: "Wir verschwenden keine Steuergelder - wir setzen sie sinnvoll ein." Wenn Thalfang "Nein" sage, gingen die Mittel aus diesem Topf eben an eine andere Kommune. Laut Fraktionskollegin Bettina Brück ist zudem kaum zu erwarten, dass der Kreisel schon in ein, zwei Jahren Realität werden wird. An der Landesstraßenabstufung wird die Gemeinde aber nicht mehr rütteln. Da die Ratsmitglieder sich außerstande sehen, das zu verhindern, akzeptierten sie es mehrheitlich mit zehn zu fünf Stimmen. Entsprechend fällt ihr Votum für den Kreisel aus. Breit sieht die Entscheidung kritisch. Auf der einen Seite heiße es "Ihr müsst das hinnehmen", auf der anderen, "Ihr bekommt den Kreisel". Gemeindechef Gasper sieht's hingegen gelassen: "Das ist die höhere Diplomatie - es ist ein Geben und Nehmen."

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