Banken im Corona-Modus „Ein kurzes Telefonat kann Angst lösen“

Bernkastel-Wittlich · Auch für die Sparkasse und Genossenschaftsbanken ist seit Beginn der Coronakrise nichts mehr wie es einmal war. Viele Kunden brauchen Hilfe. Unbürokratisch werden Kredittilgungen ausgesetzt und Firmenkredite aufgestockt.

 Drohende Arbeitslosigkeit oder Kurzarbeit: Viele Menschen fragen sich derzeit, wie sie zum Beispiel die Raten für den Hausbau bezahlen sollen. Die Banken können da beraten.

Drohende Arbeitslosigkeit oder Kurzarbeit: Viele Menschen fragen sich derzeit, wie sie zum Beispiel die Raten für den Hausbau bezahlen sollen. Die Banken können da beraten.

Foto: dpa/Karl-Josef Hildenbrand

Edmund Schermann spricht von einem „Schockzustand“, Michael Hoeck verwendet die Begriffe „Angst“ und „Verunsicherung“. Beide meinen die ersten Reaktionen ihrer Kunden in den Tagen Mitte März, als das Coronavirus das Leben in Deutschland in seinen Würgegriff nahm.

Auch für die beiden Männer, Schermann als Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Mittelmosel-Eifel- Mosel-Hunsrück, und Hoeck als Sprecher der Genossenschaftsbanken in der Region, und ihre Mitarbeiter begann quasi eine neue Zeitrechnung. Ihre Kunden bekamen es mit der Angst. Wie den Kredit fürs Haus oder andere Anschaffungen bedienen, wenn es in die Kurzarbeit oder die Arbeitslosigkeit geht, wie den Betrieb und das Geschäft über Wasser halten, wenn es für unbestimmte Zeit geschlossen bleiben muss?

Auch für die beiden großen Geldinstitute im Kreis Bernkastel-Wittlich war von einem Moment auf den anderen nichts mehr wie vorher. Zuerst hätten sich die Kunden nur informiert, sagt Schermann. Die große Hektik am Anfang habe sich nach einer Woche wieder etwas gelegt. Die Menschen hätten die Situation wieder rationaler erfasst.

Der Information folgten konkrete Gespräche. Die Sparkasse und die VR-Bank haben die Tilgungen von Krediten bis zu einem halben Jahr ausgesetzt. „Das ist mit einem Telefonat innerhalb von fünf Minuten möglich“, sagt Schermann.

Mehr als 2000 Privatkunden und Geschäftsleute hätten davon bisher bei der Sparkasse profitiert. Insgesamt mehr als 1000 sind es bei der VR-Bank Hunsrück-Mosel eG in Morbach und der Vereinigten Volksbank Raiffeisenbank eG in Wittlich, berichtet Michael Hoeck. Das waren die Zahlen Mitte vergangener Woche.

Ähnlich unbürokratisch, so die beiden Vorständler, gehe es bei der Aufstockung von Krediten, dem so genannten Kontokorrent-Kredit, vonstatten. Die Kundenberater seien extra auf diese Vorgehensweise eingeschworen worden. Bei Krediten werde allerdings darauf geachtet, dass die Betriebe vor dem Virus im grünen Bereich waren. Es gebe natürlich Härtefälle. „Deshalb wird da der Einzelfall geprüft“, sagt Michael Hoeck. Nur als Mittelsmann fungieren Sparkasse und Genossenschaftsbanken bei den staatlichen Zuschüssen und Krediten. Als Berater können sie aber auch in diesem Bereich hilfreich sein.

Klopapier wird gehamstert. Geschieht das auch beim Geld? In der ersten Woche sei der Geldfluss höher gewesen als sonst, sagen Schermann und Hoeck. Das habe wahrscheinlich auch daran gelegen, dass sich dir Leute mit mehr Bargeld eindeckt hätte, weil sie nicht mehr so oft das Haus verließen.

Das Abhebe-Verhalten habe sich aber wieder normalisiert. Niemand brauche Angst zu haben, dass die Automaten kein Geld mehr ausspucken. Kunden beider Institute können seit Jahren gebührenfrei Geld bei der Gegenseite abheben. „Es ist auch gefährlich große Geldsummen zuhause aufzubewahren. Es ist nicht versichert“, warnt Edmund Schermann.

Generell sei festzustellen, dass Handwerker und Industriebetriebe finanziell ganz gut aufgestellt seien. Die Krise monatelang durchzustehen, werde aber auch ihnen schwer fallen.

Anders sieht bei den Zweigen aus, die vom Tourismus leben: Hotellerie, Gastronomie und Weinwirtschaft. „Er ist in unserer Region sicherlich der Sektor, der in der Breite am intensivsten betroffen ist“, sagt Michael Hoeck. Auch in diesem Bereich griffen neben staatlichen Hilfen Maßnahmen wie Tilgungsaussetzung und Krediterhöhung. Ihm sei noch kein Fall bekannt, wo jemand das Handtuch geworfen habe, sagt Edmund Schermann.

Wer eins und eins zusammenzählt weiß, worum es in der Region unter anderem geht. Wenn in diesem Bereich alles zusammenbricht, wird das riesige Auswirkungen auf Handwerk und Industrie undnatürlich auch auf die Geldinstitute haben.

Beide Banken seien in der Region tief verwurzelt, heben Edmund Schermann und Michael Hoeck hervor. Beide wollen vor Ort in der ersten Reihe an der Lösung mitarbeiten. Alles entscheidend sei aber die Dauer des Stillstands. Das gelte aber weltweit. „Die Frage kann derzeit niemand beantworten“, sagen die beiden Experten.

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