Ein Landwirt und das Loch im Weg

MorschEid-Riedenburg. Ein Loch in einem Wirtschaftsweg macht einem Hunsrücker Landwirt zu schaffen. Früher hätte er es einfach mit Material aus dem Steinbruch füllen können, meint er, jetzt müsse ein aufwändiger Verwaltungsweg beschritten werden.

In unserer Welt ist so gut wie alles geregelt - durch Vorschriften, Gesetze und Anweisungen. Manchmal machen sie das Leben nicht unbedingt einfacher. Davon kann Hermann Martini, Landwirt im Morbacher Ortsteil Morscheid-Riedenburg ein Liedchen singen, und er wandte sich deshalb an den TV . Er musste die Erfahrung machen, wie kompliziert teilweise Verwaltungswege geworden sind. Er hat seit langen Jahren eine Weide gegenüber der Cornelysmühle im wunderschönen Mühlental von der Gemeinde gepachtet. Beim ersten Blick hat man den Eindruck: Hier ist die Welt noch in Ordnung. Kleine Bauerndörfer, in denen die Gänse frei über den Dorfanger spazieren, gut ausgebaute Wanderwege für die Touristen. Von hier muss wohl die glückliche Milch von den glücklichen Kühen kommen, wenn sie überhaupt zur Weide können. Denn seine Weide kann Martini samt seinen Kühen über einen, für den Wanderer kaum erkennbaren, Wirtschaftsweg erreichen. Dieser ist völlig naturbelassen, also nicht asphaltiert oder sonst wie befestigt. Auf einer Seite wird er durch einen Damm begrenzt, der den Mühlenbach in seine Schranken weist.17 Monate und ein Traktortest

Dieser Damm ist auch die Heimat von Bisamratten und anderem Getier, das ihn bisweilen ein wenig durchlöchert. Also fließt das Wasser nicht zur Mühle sondern auf den Zugang von Martinis Weide. Die Folge ist, dass der Weg aufweicht, sich Löcher bilden. Martini: "Das war schon immer so und stellte auch nie ein Problem dar. Wenn früher die Löcher zu tief wurden, gingen wir in den Steinbruch, holten uns dort Füllmaterial und machten die Löcher zu. Dann war das Problem erledigt." Heute geht das nicht mehr so einfach. Vor 17 Monaten, weiß Martini zu berichten, hat er sich an die Gemeinde gewandt und mitgeteilt, dass wieder einmal ein Loch in seinem Weg die Zufahrt behindert. Jetzt erst hat er die schriftliche Zusage bekommen, dass ein Morbacher Unternehmen kommen werde, um das Loch zu verfüllen. Dazwischen lagen bürokratische Hürden, Beschlüsse und sogar, wie Martini sagt, die Testfahrt mit dem Gemeindetraktor, die bestätigen sollte, dass das Loch wirklich eine Behinderung darstellt. Zuletzt ist ein Nachbar des Landwirts mit seinem Traktor im Loch stecken geblieben. Martini: "Wenn ich heute in den alten Steinbruch gehen würde, wäre das ein Eingriff in die Natur, der mir nicht erlaubt ist." Einen wirklichen Vorwurf wird man hier niemandem machen können. Die Gemeinde, in diesem Fall vertreten durch die Ortsvorsteherin Petra Arend, hat alles getan, um dem Übel abzuhelfen. Es sind die Vorschriften, die eine schnelle Hilfe behindern. Petra Arend: "Wir hatten den Auftrag zum Verfüllen des Loches ja schon längst erteilt. Als die Firma dann vor Ort war, stellte sie fest, dass die Weide eingezäunt war. Also konnten sie den Weg nicht erreichen." Wenn auch Landwirt Martini über diese Aussage nur den Kopf schütteln kann, weil der Weidezaun seiner Ansicht nach kein Hindernis darstellt - die Arbeiter hatten Recht. Ein Zaun ist eine Grenze, die, nach Recht und Gesetz, nicht einfach überschritten werden darf. Wie sang Reinhard Mey vor vielen Jahren: "Ich möchte einen Antrag auf Erteilung eines Antragformulars, zur Betätigung der Nichtigkeit des Durchschriftexemplars dessen Gültigkeitsvermerk von der Bezugsbehörde stammt, zum Behuf der Vorlage beim zuständ'gen Erteilungsamt." Landwirt Martini sagte jedenfalls jetzt, dass er von Petra Arend nun schriftlich hat, dass das Loch verfüllt wird. Was brennt Ihnen auf den Nägeln? Schildern Sie uns Ihr Problem auf maximal einer Din-A-4-Seite und schicken Sie es als Brief an: Trierischer Volksfreund , Stichwort: " TV bringt's voran”, Hanns-Martin-Schleyerstraße 8, 54294 Trier, oder als E-Mail an: thema@volksfreund.de. Der TV bringt ihr Thema voran.

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