Ein langer Kampf geht zu Ende

WEHLEN. Die Familie Hoang kann in Zukunft ohne Angst vor Abschiebung leben und arbeiten. Der lange Aufenthalt in Deutschland hat sie "faktisch zu Inländern" gemacht, sagt die Kreisverwaltung.

Es muss ein merkwürdiges Gefühl sein, jahrelang quasi auf gepackten Koffern zu sitzen, selbst Geld für die Flugtickets zu hinterlegen und täglich mit der Abschiebung rechnen zu müssen. Die Familie Hoang in Wehlen hat das erlebt. Ihr Schicksal hatte im Jahr 2003, bei Bekanntwerden der drohenden Abschiebung, viele Menschen bewegt (der TV berichtete). Der Kampf um das Bleiberecht ist mittlerweile ausgestanden. Thi Phuong Nag Hoang, ihr Mann van Quang und die beiden Söhne Hoang Viet und Taun Duc dürfen in Deutschland bleiben. Für das Bleiberecht hatten sich neben vielen anderen vor allem der Zeltingen-Rachtiger Hotelier Markus Reis, Arbeitgeber von Thi Phuong Nag Hoang, Klaus Windhäuser, Chef des Ehemanns, und die Grünen-Politikerin Jutta Blatzheim-Roegler eingesetzt. Auch der Bürgerbeauftragte des Landes Rheinland-Pfalz, Ulrich Galle, war stark involviert. Immer wieder wurden Möglichkeiten gefunden, eine Aufschiebung der Abschiebungsverfügung zu erreichen. Deshalb wurde ein Petitionsverfahren in Gang gesetzt. Es zielte auf das damals noch nicht verabschiedete Zuwanderungsgesetz, auf das die Familie und ihre Fürsprecher Hoffnungen setzten. Die Gründe für den glücklichen Ausgang nach der langen Phase der Angst erläutert Alfons Kuhnen, Pressesprecher der Kreisverwaltung Bernkastel-Wittlich. Dazu gehört die lange Abwesenheit vom Heimatland. Kuhnen: "Zusammen mit der als Vertragsarbeitnehmer in der ehemaligen CSFR verbrachten Zeit, haben die Eheleute vor über 16 Jahren ihr Heimatland verlassen und offensichtlich keinen Bezug mehr dazu." Beide Kinder sind in Deutschland geboren (1991 und 1995), hier aufgewachsen und haben nur hier die Schule besucht. Der Lebensunterhalt der Familie ist seit fünf Jahren gesichert. Interessant dabei: Wäre dies schon zum Stichtag der so genannten Altfallregelung im November 1999 der Fall gewesen, hätte die Familie die Voraussetzungen für die Bleiberechtsregelung bereits damals erfüllt. Dass die beiden Eheleute nicht vorbestraft sind, versteht sich in dem Zusammenhang von selbst. Kinder sehen erstmals ihre Großeltern

Die Familie sei "faktisch zu Inländern" geworden, heißt es in der Mitteilung der Kreisverwaltung. Deshalb, so Alfons Kuhnen, wurde der Familie Hoang, in Abstimmung mit dem Mainzer Innenministerium, eine Aufenthaltserlaubnis aus humanitären Gründen erteilt. "Wir freuen uns sehr", sagt Thi Phuong Nga Hoang, die im Restaurant von Markus Reis als Küchenchefin und Leiterin des Partyservices arbeitet. Zum ersten Mal nach 16 Jahren kann die Familie in den Sommerferien wieder zu den Eltern nach Vietnam reisen, zum ersten Mal werden die beiden Söhne ihre Großeltern sehen. Es war vor allen Dingen Markus Reis, der zwischendrin mehrfach fast verzweifelte und seinen Ärger gegenüber Behörden auch in Worte fasste. Der Ärger ist verraucht. "Der gesunde Menschenverstand hat sich durchgesetzt", sagt er. "Ohne das Petitionsverfahren wäre das Ziel aber nicht erreicht worden", betonen Reis und Jutta Blatzheim-Roegler.

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